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R.Kelly: Jury spricht den Ex-Superstar in allen Anklagepunkten schuldig

Missbrauchsprozess: Sänger R. Kelly schuldig in allen Anklagepunkten

27.09.2021, 21:3428.09.2021, 14:22
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FILE - In this Sept. 17, 2019, file photo, R. Kelly appears during a hearing at the Leighton Criminal Courthouse in Chicago. The R&B superstar known for his anthem
R. Kelly im Jahr 2019 vor einem Gericht in Chicago.Bild: keystone

Vom gefeierten Pop-Superstar zum verurteilten Sexualstraftäter: Im Missbrauchsprozess gegen R. Kelly hat eine Jury den Musiker in allen neun Anklagepunkten für schuldig befunden. Das verkündeten die sieben Männer und fünf Frauen am Montag an einem Gericht in New York, nachdem sie zuvor nur knapp zwei Tage lang beraten hatten. Der 54-Jährige war unter anderem wegen sexueller Ausbeutung Minderjähriger, Kidnapping und Bestechung angeklagt.

Das Urteil nahm der «I Believe I Can Fly»-Sänger, gekleidet in blauem Anzug und weisser Maske, Beobachtern zufolge bewegungslos mit heruntergebeugtem Kopf auf. Dem Sänger, der seit seiner Festnahme im Sommer 2019 im Gefängnis sitzt, droht nun eine jahrzehntelange Haftstrafe. Das Strafmass soll am 4. Mai 2022 verkündet werden.

«Dieses Urteil brandmarkt R. Kelly für immer als Raubtier, das seinen Ruhm und seinen Reichtum genutzt hat, um junge, verletzliche und stimmlose Menschen für seine eigene sexuelle Befriedigung auszubeuten», sagte die zuständige Staatsanwältin Jacquelyn Kasulis nach der Verkündung. Die Jury habe eine «starke Botschaft» an Männer wie R. Kelly gesendet: «Egal wie lange es dauert, die Justiz wird euch kriegen.» Vor dem Gericht im Stadtteil Brooklyn hatten sich auch einige Unterstützer von Kelly versammelt.

U.S. Attorney Jacquelyn Kasulis speaks to the press on the guilty verdict of R. Kelly at the Brooklyn Federal Court House on Monday, Sept. 27, 2021, in New York. (AP Photo/Brittainy Newman)
Staatsanwältin Jacquelyn Kasulis: «Dieses Urteil brandmarkt R. Kelly für immer als Raubtier.»Bild: keystone

Das Verfahren ist – nach Fällen wie denen von Filmproduzent Harvey Weinstein und Komiker Bill Cosby – eine weitere viel beachtete juristische Aufarbeitung der #MeToo-Ära. Wegen der Coronavirus-Pandemie war der eigentlich für Mai 2020 geplante Prozess zuvor mehrfach verschoben worden. #MeToo-Begründerin Tarana Burke twitterte gleich nach der Verkündung des Urteils ein kurzes Video von einer tanzenden Frau mit dem Untertitel «Kannst du einen völlig neuen Tag fühlen?».

Rund sechs Wochen lang hatten Staatsanwaltschaft und Verteidigung an dem Gericht vor Richterin Ann Donnelly die Missbrauchsvorwürfe gegen Kelly aus mehreren Jahrzehnten detailliert ausgebreitet, auseinandergenommen und ihre Argumente dargelegt. Dutzende Zeugen hatten sich zu Wort gemeldet und Hunderte Beweisstücke waren gesichtet worden.

Kelly sei ein Sexualstraftäter, hatte Anwältin Elizabeth Geddes für die Staatsanwaltschaft argumentiert und seine Verurteilung gefordert. Der Musiker sei selbst Opfer – von ausgedachten Geschichten und ausgeschmückten Erzählungen über Misshandlungen, hatte Kelly Anwalt Deveraux Cannick für die Verteidigung argumentiert. Kelly hatte nicht selbst ausgesagt, das Verfahren aber im Gerichtssaal verfolgt.

Erste Anschuldigungen gegen den 1967 in Chicago als Robert Sylvester Kelly geborenen Musiker wurden bereits vor rund 25 Jahren bekannt. 2008 stand er wegen des Besitzes von Bildern schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vor Gericht – und wurde freigesprochen. Der Musik-Koloss schien unangreifbar auf seinem Pop-Thron – mit mehr als 50 Millionen verkauften Alben, mehreren Grammys und anderen Auszeichnungen gehörte er zu den erfolgreichsten Musikern des späten 20. Jahrhunderts.

R. Kelly performs at the BET Awards at the Nokia Theatre on Sunday, June 30, 2013, in Los Angeles. The R&B superstar known for his anthem
R. Kelly bei einem Auftritt im Jahr 2013.Bild: keystone

Aber spätestens als 2019 die aufsehenerregende Dokumentation «Surviving R. Kelly» die Anschuldigungen zusammenfasste, wurde es um den Sänger immer einsamer. Stars distanzierten sich von ihm, zudem Radiosender, Streaming-Dienste und dann auch sein Musiklabel RCA, das zu Sony Music gehört.

Nach dem Urteil in New York drohen Kelly nun zudem noch weitere juristische Auseinandersetzungen: Auch in den US-Bundesstaaten Illinois und Minnesota liegen Anklagen gegen den Musiker vor. (sda/dpa)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gleeson
27.09.2021 22:04registriert Dezember 2020
Guter Tag. 👍
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skynet
27.09.2021 23:36registriert Oktober 2018
i believe i can fly; merci justitia
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