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Proteste für Demokratie in Hongkong: Aktivist Joshua Wong erneut verhaftet

Joshua Wong
Joshua Wong am 17. Juni, als er das letzte Mal aus dem Gefängnis entlassen wurde.Bild: keystone/watson

Hongkonger Demokratie-Aktivist Joshua Wong erneut festgenommen – Proteste abgesagt

30.08.2019, 07:2630.08.2019, 09:18
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Der bekannte Hongkonger Demokratie-Aktivist Joshua Wong ist nach Angaben seiner Partei festgenommen worden. Er sei am Freitagmorgen gegen 07.30 Uhr auf offener Strasse in ein Zivilfahrzeug der Sicherheitskräfte verfrachtet worden.

Dies teilte Demosisto am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Der Aktivist sei auf das Polizeihauptquartier im berühmten Hongkonger Stadtviertel Wan Chai gebracht worden, hiess es weiter. Neben Wong wurde auch seine Mitstreiterin Agnes Chow festgenommen. Zuvor hatte die Hongkonger Polizei eine für Samstag geplante Grossdemonstration der Demokratiebewegung gegen die pekingtreue Führung der chinesischen Sonderverwaltungszone verboten.

Zu dem Verbot der Demonstration hatte die Polizei an die Organisatoren geschrieben, es sei zu befürchten, dass Teilnehmer der Demonstration «gewalttätige und destruktive Taten» begehen wollten. Demonstrierende hätten zuletzt «nicht nur Feuer gelegt und Strassensperren errichtet, sondern auch Brandbomben, Stahlkugeln, Steine, lange Speere und verschiedene selbst gefertigte Waffen» eingesetzt.

Organisatoren sagen weitere Proteste ab
Die Organisatoren der Civil Human Rights Front haben die ursprünglich für Samstag geplanten Proteste abgesagt. Der Einspruch des Protestbündnisses gegen das Verbot sei abgelehnt worden, teilte die Mitorganisatorin Bonnie Leung am Freitag mit. Daher bleibe nichts anderes übrig, als den Marsch zur Vertretung der chinesischen Regierung in der Finanzmetropole abzusagen. Man wolle potenzielle Teilnehmer nicht gefährden, sagte Leung. Mit der Absage wolle das Bündnis dafür Sorge tragen, dass niemand die rechtlichen Konsequenzen für eine Teilnahme tragen müsse.

Schritt gegen Peking-Gegner

Bereits am Donnerstagabend war einem Medienbericht zufolge der Anführer der verbotenen Unabhängigkeitspartei Hong Kong National Party, Andy Chan, am internationalen Flughafen der Millionenmetropole festgenommen worden, von wo aus er nach Japan fliegen wollte. Laut der Nachrichtenseite «Hong Kong Free Press» wird ihm Teilnahme an Krawallen und ein tätlicher Angriff auf einen Polizisten vorgeworfen.

In Hongkong gibt es seit drei Monaten Massendemonstrationen für mehr Demokratie und gegen eine wachsende Einflussnahme Pekings. Dabei hatte es am vergangenen Wochenende schwere gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben. Die Beamten setzten unter anderem Wasserwerfer ein, erstmals seit Beginn der Proteste feuerte ein Polizist einen Schuss ab. Seit Juni wurden mehr als 850 Teilnehmer der Proteste festgenommen.

Joshua Wong, einer der führenden Köpfe der Demokratiebewegung, war im Juni vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Der 22-jährige ehemalige Studentenführer hatte wegen seiner Rolle in der «Regenschirm»-Bewegung 2014 eine zweimonatige Haftstrafe absitzen müssen, wurde aber wegen guter Führung einen Monat vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Auch davor hatte Wong schon Haftstrafen abgesessen.

Hongkong: Bilder der Proteste und vom Generalstreik

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Hongkong: Neuste Bilder der Proteste und vom Generalstreik
Zahlreiche Demonstranten versammeln sich am Montag am Gebäude der Zentralregierung.
quelle: ap / vincent thian
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Drohungen aus China

Die für Samstag geplante Grossdemonstration sollte aus Anlass des fünften Jahrestages der Entscheidung Pekings stattfinden, politische Reformen in Hongkong zu verbieten. Diese Entscheidung hatte 2014 die sogenannte Regenschirmbewegung ausgelöst.

Aus China kommen unterdessen vor einem weiteren Wochenende mit Protesten in Hongkong neue Drohungen. Die staatliche Zeitung «China Daily» warnte am Freitag in einem Leitartikel vor einer Eskalation der Lage. Sollte es dazu kommen, hätten die in der Sonderverwaltungszone stationierten chinesischen Soldaten keinen Anlass, untätig zuzuschauen, schrieben die Autoren. Die Anwesenheit des chinesischen Militärs sei zudem nicht nur rein symbolisch, hiess es weiter.

Am Donnerstag hatte die Führung in Peking zudem einen Austausch der heimischen Streitkräfte in Hongkong bekanntgegeben und von einem Routineschritt gesprochen. (sda/afp/dpa)

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