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Prominenter Romand teilt Fake News über Olena Selenska

Fake News über Olena Selenska, die Gattin des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, in The Nation.
Bild: Screenshot The Nation

Ein Prominenter aus der Romandie teilt Fake News, die auf Selenskyjs Frau abzielen

Die Frau des ukrainischen Präsidenten soll während der letzten UNO-Generalversammlung in New York 1,1 Millionen Dollar für Schmuck ausgegeben haben – Fake News, die viral gingen. Der Westschweizer Schriftsteller Slobodan Despot teilte diese Falschmeldung, bevor er sie auf seine Weise richtigstellte.
08.10.2023, 04:1308.10.2023, 14:42
Antoine Menusier
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Olena Selenska soll in einer Cartier-Boutique in New York Schmuck im Wert von 1,1 Millionen US-Dollar ausgegeben haben. Zur gleichen Zeit sprach ihr Ehemann, der ukrainische Präsident, vor den Vereinten Nationen über die Notlage der Ukraine. Wie soll man das verstehen? Dass die Selenskyjs sich einen Dreck um das Leid ihres Volkes scheren, schlimmer noch, dass sie Kriegsgewinnler sind.

Unwürdig von ihnen, oder? Nur stimmt die Story nicht. Zwar stimmt es, dass das Ehepaar Selenskyj Mitte September zur 78. UNO-Generalversammlung nach New York reiste und der ukrainische Präsident bei dieser Gelegenheit sprach. Doch die «Information», dass seine Frau das dicke Portemonnaie gezückt habe, um sich in einer Cartier-Boutique zu vergnügen, ist ein Fake.

Wie die Maschine in Gang kam

Dies belegt der BBC-Journalist Shayan Sardarizadeh, der sich auf die Entlarvung von Verschwörungstheorien und Fake-News spezialisiert hat. In einem Thread, der am Freitag, 6. Oktober, auf seinem X-Account veröffentlicht wurde, geht Shayan Sardarizadeh der Quelle dieses mittlerweile viralen Fakes nach. 👇

Alles beginnt am 30. September. In einem Video auf einem obskuren YouTube-Kanal behauptet eine junge Frau, die sich als ehemalige Angestellte von Cartier ausgibt und ausserdem ein äusserst mysteriöses Instagram-Konto namens @gorgeous.bb.jeanette besitzt, zwei Dinge:

  • Erstens, dass Olena Selenska bei ihrem angeblichen Besuch bei dem Juwelier in New York unausstehlich zu ihr war und dass sie – wegen ihres Verschuldens, wie man versteht – am nächsten Tag gefeuert wurde.
  • Zweitens, dass Olena Selenska in der Cartier-Boutique in der 5th Avenue die Summe von 1,1 Millionen Dollar ausgegeben hat. Zur Untermauerung ihrer Behauptung legte die junge Frau eine Rechnung mit dem Briefkopf des Juweliers vor, auf der der Name der angeblichen Kundin, Olena Selenska, erscheint. Die Rechnung ist auf den 22. September datiert.

Das Problem ist, wie Shayan Sardarizadeh ausführt, dass das Ehepaar Selenskyj am 22. September nicht mehr in New York, sondern in der kanadischen Hauptstadt Ottawa war.

Pro-russische nigerianische Seite

Alles «stinkt» nach Falschinformation in diesem Video, das wie aus dem Nichts auftauchte – und jeder konnte sich davon überzeugen. Wie wäre es überhaupt möglich gewesen, dass der Besuch der Ehefrau des ukrainischen Präsidenten in einer Cartier-Boutique, noch dazu in New York, wo die Medien überall sind, unbemerkt geblieben wäre, fragte sich zum Beispiel der BBC-Journalist.

Ungeachtet der offensichtlichen Falschheit der Montage löste sie einen Schneeballeffekt aus. Am 2. Oktober wurde sie als gesponserter Inhalt auf The Nation veröffentlicht, einer nigerianischen Website, die «weitgehend von kremlfreundlichen Menschen geteilt wird», wie Shayan Sardarizadeh feststellt.

Vom Westschweizer Schriftsteller Slobodan Despot übernommen

Der Fake «geht auf Telegram, Twitter, TikTok und anderen Plattformen viral», wie der Enthüllungsjournalist feststellt. Die russische Botschaft in Grossbritannien verbreitet ihn auf ihrem Twitter-Account. In der Schweiz übernimmt der Schriftsteller und Polemiker Slobodan Despot, der den Hörern der sonntäglichen Sendung «Les beaux parleurs» auf RTS gut bekannt ist, den Fake von einem pro-russischen Account und teilt ihn am 4. Oktober ebenfalls auf seinem X-Feed mit diesem Kommentar:

«Während Herr Selenskyj bei den Vereinten Nationen Geld forderte, gab Frau Selenska eine Million Dollar bei Cartier aus. Diesen Leuten fehlt es nicht nur an Anstand, sondern auch an Geist. Sie sollten ‹Goodfellas› von Scorsese schauen ...»

«Goodfellas», auf Deutsch «Goodfellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia», spielt im New Yorker Mafia-Milieu. 👇

Von einem Nutzer auf sein Missverständnis aufmerksam gemacht, korrigiert Slobodan Despot dies am nächsten Tag in einem weiteren Tweet voller Sarkasmus:

«Ich wurde darauf hingewiesen, dass Frau Selenska nicht gleichzeitig einen Millionenraub bei Cartier in New York durchführen UND einem alten SS-Mann in Kanada applaudieren konnte. Sie haben die Wahl zwischen Korruption und Nazismus ...»👇

Monumentaler Fehltritt vom Kreml ausgenutzt

Am 22. September, dem Datum auf der (falschen) Rechnung, die Olena Selenska zugeschrieben wird, befindet sich das Ehepaar Selenskyj in Ottawa. In Begleitung von Premierminister Justin Trudeau wird der ukrainische Präsident vom kanadischen Parlament empfangen. Dort unterläuft den kanadischen Behörden ein übler Fauxpas, als sie einen ukrainischen Veteranen, der nachweislich in der Waffen-SS mit den Nazis gekämpft hatte, in Anwesenheit von Wolodymyr Selenskyj, der jüdisch ist, von den Parlamentariern mit stehenden Ovationen feiern lassen. Ein Fehltritt, der vom Kreml sofort ausgenutzt wird.

Websites, die sich der Aufklärung von Verschwörungstheorien verschrieben haben, ordnen Slobodan Despot und sein Medium Antipresse der Impfgegner-Bubble und der Unterstützung für Russland zu. Der Betroffene wischt die Kritik beiseite und sagt, er sei «klar im Kopf».

«Ein totalitäres System zur Manipulation der Massen»

Von watson kontaktiert, erklärte Slobodan Despot seinen ersten Tweet über Olena Zelenska: «Es war plausibel, dass sie vielleicht Geld in den Kauf von Schmuck investieren wollte.» Zu Ottawas Fehltritt: «Die kanadischen Behörden hätten sich über die vollständige Biografie des ukrainischen Veteranen informieren müssen. Das ist unverzeihlich.» In seinem zweiten Tweet geht Slobodan Despot jedoch nicht auf diesen Aspekt der Dinge ein. Er schliesse allerdings nicht aus, dass «Frau Selenska» den ehemaligen ukrainischen SS-Mann wissentlich mit Applaus begrüsst habe. Dies kann natürlich als Anspielung verstanden werden.

In Bezug auf den Krieg in der Ukraine argumentiert Slobodan Despot, dass «wir im Westen ein totalitäres System zur Manipulation der Massen errichtet haben».

«Auf die Vorstellungswelt des Verdachts klopfen»

Der Franzose Tristan Mendès-France, ein Spezialist im Kampf gegen Verschwörungstheorien, analysiert den Effekt, der mit der Fake News angestrebt wurde, um Olena Selenska und durch sie ihren Ehemann zu kompromittieren.

«Diese völlig falsche Information ist dazu da, um den Eindruck zu untermauern, dass die Selenskyjs und die Korruption in der Ukraine unter Verdacht stehen. Nun gibt es zwar keinen Zweifel am Phänomen der Korruption in der Ukraine. Es ist allerdings unklar, wie weitgehend dieses ist und ob das Ehepaar Selenskyj davon betroffen ist.»
Tristan Mendès-France

Der Boden für die Desinformation sei im Vorfeld vor allem von Russland bereitet worden. Dieser Boden führe dazu, dass Fake News wie diese bald einmal den Rang einer richtigen Information erlange, die es dann zu entrümpeln gelte, so Mendès-France. Aus Gründen der Vernunft sollte jeder die Lüge der «Juwelenaffäre» zugeben. Aber da sie für einige «plausibel» erscheint, also im Bereich des Möglichen liegt, ist es, als ob sie wahr wäre.

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Russische Betrüger geben sich als Selenskyj aus – GB- Verteidigungsminister fällt rein
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33 Kommentare
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Schlaf
08.10.2023 07:27registriert Oktober 2019
Übel finde ich, dass der Köppel des Welschland eine Sendung auf RTS hat.
Ich hoffe die Zusammenarbeit wird mit dem Russentroll per sofort eingestellt!
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Bauchgrinsler
08.10.2023 06:02registriert Mai 2021
Dieser Despot scheint auch ein solcher zu sein. Überall ein bisschen Unruhe stiften und so tun als wüsste man als einziger die Wahrheit. Hätte er Macht, dann wäre er ein grosser Despot. So ist er eben nur ein kleiner Despot. Aber der Schaden hat denselben Anstrich.
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winglet55
08.10.2023 05:55registriert März 2016
Eigentlich sollte man Socialmedia sperren, weltweit. So züchten wir nur Fakenews, die niemand auf den Wahrheitsgehalt überprüfen kann, wenn dann Monate später die Richtigstellung publiziert wird, ist es zu spät, da die Fakelawine längst unterwegs ist.
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