Bei der britischen Parlamentswahl sind die Tories von Premierministerin Theresa May laut Prognosen stärkste Kraft geworden, haben aber ihre absolute Mehrheit verloren. Die Konservativen kommen den Nachwahlbefragungen zufolge auf 314 der 650 Unterhaussitze.
Die oppositionelle Labour-Partei verbesserte sich demnach auf 266 Sitze, wie die Sender BBC, Sky und ITV am Donnerstag berichteten. Die magische Marke liegt bei 326 Sitzen.
Umfragen hatten Mays Tories durchgehend vorn gesehen, allerdings war ihr Vorsprung vor Herausforderer Jeremy Corbyn von der Labour-Partei in den vergangenen Wochen stark geschrumpft. Nach den Terroranschlägen in London und Manchester war May unter Druck geraten, weil in ihrer Amtszeit als Innenministerin Polizei-Stellen gestrichen worden waren. Auch Vorschläge zur Sozialpolitik waren bei den Briten nicht gut angekommen.
Die vorgezogene Neuwahl hatte die Premierministerin im April überraschend angekündigt mit dem Ziel, sich mehr Rückendeckung für die anstehenden Brexit-Verhandlungen zu holen. Zu diesem Zeitpunkt lagen ihre Konservativen in Umfragen noch deutlich vor Labour.
Harte Brexit-Verhandlungen angekündigt
Mit May als Premierministerin müsste sich die EU auf harte Brexit-Verhandlungen einstellen, die am 19. Juni beginnen sollen. Die Konservative betonte, Grossbritannien werde die EU eher komplett ohne Einigung verlassen, als einen «schlechten Deal» zu akzeptieren. May hatte das Amt der Regierungschefin im vergangenen Jahr von David Cameron übernommen, nachdem eine knappe Mehrheit der Briten in einem Referendum für den Brexit gestimmt hatte.
In Grossbritannien waren die rund 46 Millionen Wahlberechtigten zur Bestimmung eines neuen Unterhauses aufgerufen worden. May stimmte westlich von London ab. Sie und ihr Ehemann Philip gaben ihre Stimme im Dorf Sonning nahe der Stadt Reading westlich von London ab. Labour-Chef und Oppositionsführer Corbyn gab seine Stimme in seinem Londoner Wahlkreis Islington North ab. «Es ist ein Tag für unsere Demokratie. Ich habe gerade gewählt. Ich bin sehr stolz auf unseren Wahlkampf», sagte Corbyn danach den Medien vor dem Wahllokal.
Kleine Parteien benachteiligt
Das britische Mehrheitswahlrecht macht Erhebungen schwierig und unzuverlässig. Es bringt meist eine absolute Mehrheit für eine Partei hervor. Kleine Parteien werden durch das Wahlsystem benachteiligt. Das Land hat 650 Wahlkreise für ebenso viele Sitze im Unterhaus. Um einen Sitz zu bekommen, müssen Politiker in ihrem Wahlkreis die meisten Stimmen holen. (sda/dpa/afp)