Im Golfemirat Katar hat am Samstag eine möglicherweise entscheidende Runde der Gespräche der USA mit den Taliban über Wege zu Frieden in Afghanistan begonnen. Laut Taliban-Sprecher Sohail Schahin starteten die Gespräche in Doha am Vormittag.
Beide Seiten zeigten sich in den vergangenen Tagen optimistisch, ein Abkommen zu erzielen. «Die Taliban signalisieren, dass sie eine Vereinbarung abschliessen möchten. Wir sind bereit für ein gutes Abkommen», schrieb der US-Chefunterhändler Zalmay Khalilzad in der Nacht zu Samstag auf Twitter.
Washington verfolge ein Friedensabkommen, das einen Rückzug ermögliche, und kein Abzugsabkommen, schrieb Khalilzad weiter. Die US-Präsenz in Afghanistan sei von den Bedingungen im Land abhängig, und jeglicher Truppenabzug basiere ebenso auf diesen.
Den USA war in den vergangenen Wochen vorgeworfen worden, mit dem Abschluss eines Abkommens mit den radikalislamischen Taliban vor allem einen raschen Truppenabzug aus dem Land erreichen zu wollen. US-Präsident Donald Trump hat deutlich gemacht, dass er die Truppen nach Hause bringen möchte.
Seit Juli 2018 verhandeln die USA direkt mit hochrangigen Vertretern der Taliban über eine politische Lösung des fast 18 Jahre dauernden Konflikts. Dabei geht es vor allem um Truppenabzüge und Garantien der Taliban, dass Afghanistan nicht zu einem sicheren Hafen für Terroristen wird.
Die Gespräche sollen in offizielle Verhandlungen der Regierung in Kabul mit den Taliban münden. Die Taliban lehnen diese bisher ab, da sie die Regierung als Marionette des Westens betrachten. Auch ein Waffenstillstand wird angestrebt.
1500 Opfer in einem Monat
Allein im Juli stieg die Zahl der zivilen Opfer in Afghanistan vorläufigen Ergebnissen zufolge auf mehr als 1500. Dies sei die höchste Zahl binnen eines Monats seit Jahresbeginn und auch seit Mai 2017, teilte die Uno-Mission in Afghanistan (Unama) am Samstag mit.
Der Anstieg sei vor allem regierungsfeindlichen Kräften zuzurechnen. Die Taliban hätten erheblich mehr militärische Ziele in städtischen Gebieten angegriffen.
«Mit der Intensivierung der Friedensbemühungen in den vergangenen Wochen hat auch der Konflikt vor Ort zugenommen», erklärte der Uno-Sondergesandte für Afghanistan, Tadamichi Yamamoto, den Angaben zufolge. Er forderte die Konfliktparteien auf, die militärische Eskalation zur Verbesserung der Verhandlungsposition in den Friedensgesprächen zu unterlassen.
Eine Eskalation des Konflikts führe nur zu mehr zivilen Opfer, sagte Yamamoto. Nun sei es aber an der Zeit, Zurückhaltung und echten Respekt für das Leben der Zivilbevölkerung zu zeigen. (sda/dpa)