Die Raumsonde Rosetta hat eine Aminosäure und Phosphor in den Ausgasungen des Kometen Tschuri gefunden. Beides sind wichtige Bestandteile für die Entstehung von Leben.
Das internationale Forscherteam um Kathrin Altwegg von der Universität Bern hat die einfachste der 23 in Proteinen vorkommenden Aminosäuren, Glyzin, in der Dunstwolke um den Kometen Churyumov-Gerasimenko (kurz «Tschuri») gefunden. Damit sei erstmals eine Aminosäure in der dünnen Atmosphäre eines Kometen direkt nachgewiesen worden, teilte die Uni Bern am Freitag mit.
Zwar wurden bereits über 140 verschiedene Moleküle im interstellaren Medium zwischen den Sternen nachgewiesen, darunter jedoch nie eine Aminosäure. Von der NASA gesammelte Staubproben eines Kometen hatten früher bereits Hinweise auf Glyzin geliefert, allerdings könnte dieses wegen Verunreinigung der Proben auch irdischen Ursprungs gewesen sein.
Von Staubkörnern verdampft
In Tschuris Ausgasungen hatte das Messinstrument ROSINA bereits im Oktober 2014 Glyzin aufgespürt. Die grösste Konzentration der Aminosäure stellten die Forscher dann fest, als sich Tschuri an seinem sonnennächsten Punkt befand und seine Ausgasung am stärksten war.
Glyzin ist schwierig zu entdecken, da es nicht sehr flüchtig ist und erst bei 150 Grad Celsius verdampft. «Es scheint, als ob das Glyzin vom Eismantel von Staubkörnern verdampft, die im Sonnenlicht relativ heiss werden können», erklärte Altwegg gemäss der Mitteilung.
Auch die Vorläufer-Moleküle Methylamin und Ethylamin, die es zur Entstehung von Glyzin im Eis braucht, konnten die Forschenden nachweisen. Glyzin ist die einzige Aminosäure, die ohne flüssiges Wasser entstehen kann.
Schlüsselelemente in Lebewesen
Neben der Aminosäure wies das ROSINA-Team auch erstmals Phosphor in einem Kometen nach. Phosphor bildet das Rückgrat des Erbgutmoleküls DNA und ist ein Schlüsselelement in allen Lebewesen.
«Die Entdeckung von Aminosäuren und Phosphor, sowie weitere organische Moleküle, die bereits vorher von ROSINA gemessen wurden, bestätigen die These, dass Kometen am Ursprung des irdischen Lebens beteiligt waren», sagte Matt Taylor, Rosetta-Projektwissenschaftler der Europäischen Weltraumagentur ESA, in der Mitteilung. (sda)