Diesmal ist es ein echtes Fahrzeug. Kein Konzeptauto von der Messe, kein Prototyp unter einer Glasglocke: Diesmal bringt Renault eine quasi fertige Version des R5 Turbo 3E auf den Markt. Und wie erwartet ist sie völlig abgefahren. Dieses Mini-Supercar, das augenzwinkernd an die 1980er und auch an ein kleines UFO mit Elektroantrieb erinnert, hat alles, was einen grossen Sportwagen ausmacht – ausser die Grösse.
Wir durften ihn in Flins im Departement Yvelines in der Nähe von Paris kennenlernen. Ein Ort mit hoher Symbolkraft, da hier die R5 der ersten Generation produziert wurden, damals bis zu 2000 Stück pro Tag. Heute ist die Fabrik ein Tempel der Kreislaufwirtschaft, doch ihre Seele ist noch da. Hier also hat Renault beschlossen, den Turbo 3E zu enthüllen. Als Rückkehr zu den Wurzeln im Elektrostil.
Ein kurzer Rückblick: 1980 kam der allererste R5 Turbo auf den Markt: Heckmittelmotor, Garrett-Turbo, 160 PS, von 0 auf 100 in 6,4 Sekunden. Das war damals eine Rakete. Zwei Jahre später legte der Turbo 2 noch einen drauf. Und dann ... betrat die Gruppe B die Bühne. Der R5 wurde radikaler, der französische Fahrer Jean Ragnotti zur Legende und das Auto zum Kult.
Fast forward zum Jahr 2022: Renault bringt ein total irres Konzeptfahrzeug heraus, den Turbo 3E. Das als knallharte Driftmaschine mit reichlich Watt konzipierte Auto schien einem verrückten Designergehirn entsprungen zu sein, nicht mehr als das. Bis Luca de Meo, der Chef von Renault, eine Bombe platzen liess: Der Turbo 3E wird in Serie gehen. Und das nicht zum Billigtarif.
März 2025: Nun haben wir es mit dem Serienmodell zu tun. Obwohl noch einige Details offen sind, ist es zu 95 % die Version, die du 2027 fahren sehen wirst. Ja, tatsächlich, fahren.
Unter seiner energiegeladenen Karosserie verbirgt der Turbo 3E zwei Elektromotoren mit je 200 kW (ca. 270 PS), die in den Hinterrädern untergebracht sind. Insgesamt: 540 PS und 4800 Nm Drehmoment ... am Rad. Will heissen: Das geht ab. Und mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in weniger als 3,5 Sekunden wird dieser Renault ganz einfach zum stärksten Serienfahrzeug, das die Marke je gebaut hat. Und lässt damit sämtliche Megane RS und Alpines hinter sich. Verrückt.
Der Antrieb? Heckantrieb, natürlich. Und da dieser R5 keine halben Sachen macht, kommt er mit einem «Drift Assist»-Modus, einer echten vertikalen Handbremse (hydraulisch und elektronisch) und einer ganzen Reihe von Fahrmodi, von «Regular» bis «Race».
Sie mag keinen Turbo im mechanischen Sinne haben, aber mit dieser geballten Ladung an Technologie betrachtet Renault sein Motor-Rad-System als den neuen Turbo des 21. Jahrhunderts. Lag-frei, aber mit viel Fun. Ein paar Runden mit dem Turbo 3E auf einem Simulator lassen den energischen Charakter des Fahrzeugs erkennen, den es im wahren Leben auf dem Asphalt im Zaum zu halten gilt.
Das ist nicht nur ein Spielzeug für die Rennstrecke. Es ist auch ein echtes, modernes Elektroauto. In dem Biest hat Renault eine 70-kWh-Batterie mit 800-V-Architektur untergebracht. Ergebnis? Superschnelles Aufladen mit bis zu 350 kW: von 15 auf 80 % in 15 Minuten, vorausgesetzt, es findet sich eine Ladestation mit ausreichender Leistung. Und mit einer angegebenen Reichweite von 400 km (gemischter WLTP-Zyklus) kann der Turbo 3E mehr als nur Donuts auf einer Pferdekoppel fahren.
Die Krönung: Der Turbo E3 ist für bidirektionales Laden ausgelegt – damit kannst du ihn als Generator verwenden. Lautsprecher oder einen Elektrogrill anschliessen oder ein anderes Auto aufladen – warum nicht? Der Turbo 3E ist auch eine grosse Batterie auf Rädern, und das macht einen Teil seines Charmes aus. Es sei bemerkt, dass die neuen elektrischen Technologien, die für den R5 Turbo 3E entwickelt wurden, in den kommenden Jahren auch in Modellen zu finden sein werden, die in grösserer Stückzahl hergestellt werden.
Er ist breiter, tiefer und biestiger als der klassische R5 E-Tech: Der Turbo 3E imponiert. Das ist eine sehr deutliche Anspielung auf die muskulösen Silhouetten des R5 Turbo und Maxi Turbo aus der guten alten Turbo-Zeit.
In puncto Luftstrom «tut er nicht nur so»: Alle Lufteinlässe erfüllen eine Funktion. Kein dekorativer Schnickschnack, sondern alles dient der Belüftung von Bremsen, Motoren und Batterien. Einige Luftkanäle haben sogar eine aerodynamische Funktion zur Kompensation des fehlenden Spoilers.
Das Chassis ist bestechend anders, nämlich aus Alu und breiter als das des Serien-R5, auf dem ein Carbon-Aufbau als Karosserie ruht.
Obwohl das Interieur nicht offiziell enthüllt ist, bietet sein Ambiente eine schöne Mischung aus Nostalgie und Moderne. Zwei Bildschirme (10,1 und 10,25 Zoll), eine von den alten Turbo-Modellen inspirierte Benutzeroberfläche und ein Lenkrad, das direkt aus dem Alpine A290 stammt. Zwischen den Sitzen thront die berühmte vertikale Handbremse im Rallyestil. Nützliche Klarstellung: Sie funktioniert aus verständlichen Gründen (Sicherheit) nur auf der Rennstrecke.
Die Schalensitze sind aus Carbon. Eine Rückbank gibt es nicht: Der Turbo 3E ist ein reiner Zweisitzer, hat aber einen geräumigen Kofferraum, in dem ein Paar Slicks für einen Trackday oder zwei grosse Koffer für einen Ausflug Platz finden.
Letzte Details, falls sich jemand das fragt: Dieser Turbo 3E hat nur vier Teile mit dem Standard-R5 E-Tech gemeinsam, und zwar Rückleuchten, Rückspiegel, Türgriffe und die Windschutzscheibe (die immerhin überarbeitet wurde). Das bedeutet, dass es sich um ein eigenständiges Modell handelt und nicht um eine aufgemotzte Version des elektrischen Stadtautos.
Renault plant die Produktion von 1980 Einheiten des Turbo 3E und spielt damit auf das Geburtsjahr des ersten R5 Turbo an. Jedes Exemplar kann nach Belieben personalisiert werden: Farben, Lackierungen, Polsterungen, Details im Innenraum ... Der Hersteller plant sogar, den Entwurf massgeschneiderter Designs anzubieten. Ziel: Niemand soll genau das Gleiche haben.
In wenigen Tagen können bereits Reservierungen für die 2027 geplante Auslieferung vorgenommen werden. Der Grundpreis entspricht den Leistungen: um die 150 000 Franken. Ultra-exklusiv und extrem fett: Der R5 Turbo 3E ist ein Wahnsinnsfahrzeug, das super selbstbewusst auftritt, aber technisch auch wirklich etwas zu bieten hat und gut verarbeitet ist. Eine Maschine, die Spass macht, die für die Rennstrecke und die Strasse konzipiert ist und darauf ausgelegt ist, ihre Zeit ebenso zu prägen wie ihr berühmter Vorgänger. Ja, Elektroantrieb kann auch Spass machen, und Renault traut sich, wo andere Hersteller eher zögerlich sind. Bravo!
Aber für 150'000.- kann man noch cooleres machen als dieses Auto kaufen 😄