«Ich bin ein Glückspilz», sagt der 66-Jährige im Gespräch mit BärnToday. «Seit dem ersten Telefongespräch mit Filmemacher Laurent Wyss, als er mir erzählte, wie die Idee umzusetzen wäre, habe ich nur glückliche Tage erlebt.»
Am 24. März wird der Schweizer Filmpreis 2023 in Genf verliehen. In der Kategorie «Bester Darsteller» ebenfalls nominiert sind Michael Neuenschwander für seine Darbietung in «A Forgotten Man» und Simon Wisler für «Drii Winter».
Liechti will sich für die Verleihung nicht zu weit aus dem Fenster lehnen: «Die anderen beiden Nominierten sind mindestens so hervorragend wie ich. Wenn ich Glück habe, erhalte ich am Ende ein paar Stimmen mehr.»
Für seine Darbietung als Peter K. erhielt der Berner positive Rückmeldungen en masse. Die Reaktion, die ihn am meisten berührte, war jedoch jene von Kneubühl selbst, der den Film im Gefängnis gesehen hatte. «Er verfasste daraufhin einen Brief, in dem er mir schrieb, dass er hundertprozentig hinter dem Film stehe und begeistert über das Resultat sei.»
Kneubühl habe einzig darauf hingewiesen, dass im Film viele Dinge ausgelassen wurden. Seine Reaktion darauf: «Ich begreife es aber, dass man meine ganze Lebensgeschichte nicht in 90 Minuten reinquetschen kann.»
Dass seine Reaktion so positiv ausfiel, ist für den Schauspieler nicht selbstverständlich. «Es bestand die grosse Gefahr, dass Herr Kneubühl sich nicht wiedererkennen würde oder sich darin bestätigt fühlen könnte, nicht in Ruhe gelassen zu werden», sagt Liechti mit Verweis auf die grosse mediale Berichterstattung. Er selbst kann Schlagzeilen wie «Amok-Rentner» nicht nachvollziehen. «Dieser Mann lief keine einzige Sekunde Amok, sondern verbarrikadierte sich», ärgert sich der Schauspieler.
Um nichts ins gleiche Fahrwasser zu geraten, sei Vorbereitung das A und O gewesen. «Wir haben uns intensiv mit seinen Tagebüchern und seiner Korrespondenz mit den Behörden sowie den zugänglichen Polizeiprotokollen beschäftigt.» Den Reaktionen nach hat sich dieser Aufwand scheinbar gelohnt.
Was wartet nach «Peter K. – Alleine gegen den Staat» auf Liechti? Noch habe er keine neuen Filmangebote erhalten. Er hofft aber, dass ihm die Nomination neue Türen öffnet. «Was wäre der Mensch ohne Hoffnung?», meint er zuversichtlich.
Du willst mehr über den Fall Kneubühl erfahren? Dann schaue dir den TeleBärn-Beitrag vom 8. September 2020 an.