Die Nachfrage sei stetig in Bewegung, mal besser, mal schlechter, sagt Tobias Moser, Co-Geschäftsführer Stellwerk. «Im Moment ist sehr viel los in Bern. Die Auswahl ist grösser geworden.» Freitags und samstags zählt der Club durchschnittlich zwischen 100 und 300 Besuchende. Maximal passen bei Konzerten 400 und bei Partys 600 Gäste in den Club. Genaue Statistiken würde man aber erst im Januar erheben. Ausverkauft seien die Partynächte bisher noch nicht gewesen. Anders sehe es beim Programm abseits vom Feiern und Partys aus, beispielsweise bei einem Spieleabend oder Flohmarkt. «Dort werden wir regelrecht überrannt», sagt Moser.
Das Feedback der Besuchenden sei grundsätzlich gut, so Tobias Moser. Die Angebote abseits des Clubs, wie beispielsweise der Tanz- und Bewegungsraum, seien gut ausgelastet. Praktisch «jeden Abend» sei der Raum in Benutzung. Allerdings laufe es für die Atelier-Plätze noch bescheiden.
Ein eigentlicher Vorteil für das Stellwerk, nämlich dessen Vielfalt, scheint also auch gleichzeitig ein Problem zu sein. Einerseits wirken Webseite und Aussehen des Standorts wie ein Club, andererseits gehen einige Angebote scheinbar unter. «Vielleicht ist bei der Kommunikation etwas auf der Strecke geblieben. Ich denke schon, dass es mit dem Branding zu tun hat: Wir sind kein reiner Club, sondern ein Kulturlokal mit vielseitigem Angebot.» Zu breit aufgestellt sei das Stellwerk aber nicht. Die Nachfrage sei generell da, aber man müsse schauen, wie man die Interessierten abholen könne, sagt Moser.
Das Stellwerk ist zwar ein unabhängiger Verein, hat aber einen Leistungsvertrag mit der Stadt Bern. Für 2023 genehmigte der Gemeinderat der Stadt Bern für das Lokal rund 200'000 Franken. Dazu kommen noch Mietkosten von rund 172'000 Franken, welche die Stadt ebenfalls trägt. Der Leistungsvertrag sei zwar noch in Verhandlung, allerdings soll sich dieser finanziell auch in diesem Rahmen befinden. «Wir hatten dieses Jahr hohe Investitionskosten, beispielsweise für den ganzen Umbau und die Ausstattung. Nun werden wir den Fokus mehr auf die Programmgestaltung und die Ausarbeitung der Kurse legen», sagt Moser.
Ohne öffentliche Gelder wäre das Stellwerk «ziemlich sicher nicht möglich», wie der Co-Geschäftsführer des Lokals sagt. Er erklärt dies damit, dass der Auftrag von der Stadt an das Stellwerk ein Angebot fürs Nachtleben junger Erwachsener sei. «Diese verfügen über ein geringeres Haushaltsbudget als beispielsweise Menschen Mitte 20 oder 30.» Somit sei das Angebot für einige zugänglicher. «Einige Kurse bieten wir auch gratis an, wir müssen diese aber dennoch finanzieren. Ohne Unterstützung würde das nicht funktionieren», sagt Moser.
Die Stadt Bern suchte jahrelang einen geeigneten Ort für einen Jugendclub für Menschen ab 16 Jahren. Nicht nur sollte es ein Konzert- und Partylokal sein, sondern auch beispielsweise tagsüber ein Bistro, Tanzraum und Atelier gleichzeitig. Beim ersten Baugesuch an der Nägelistrasse gab es so viele Einsprachen, dass das Gesuch von der Stadt zurückgezogen wurde. Mit der Öffnung in Sommer 2023 an der Parkterrasse 16 fand die Suche schliesslich ein Ende.
Im Sommer zu öffnen, sei nicht das schlauste gewesen: «Der Clubbetrieb im Sommer ist in Bern sehr schwer. Alle sind gerne und lange draussen und kaum in Clubs, aber wir konnten von den Sommerpausen der anderen profitieren. Unser grosses Glück ist, dass wir über eine Terrasse verfügen», sagt Moser. So habe man in der Eröffnungsphase ein «abgespecktes Sommerprogramm» auf die Beine gestellt.
Trotz des ruhigen Sommers und einigen Angeboten, welche noch nicht ganz so oft genutzt werden wie gewünscht, sei man aber zufrieden. Es brauche jetzt Zeit. «Dass Berner und Bernerinnen langsam sind, kommt nicht von ungefähr», sagt Moser. Je länger man offen habe, umso mehr Interesse sei zu spüren.