«Wegweisend» sei sie, und natürlich auch «revolutionär». Ausserdem würde die Playstation Vita eine ganz neue Spielerfahrung ins sogenannte mobile Gaming bringen. Mit Versprechen wie diesen hat Sony Computer Entertainment America die damals neue Spielkonsole im Winter 2012 in den USA beworben.
Doch das war eindeutig zu viel des Guten, befand jetzt die amerikanische Verbraucherschutzbehörde Federal Trade Commission (FTC). Sie verdonnerte das japanische Unternehmen und dessen Werbeagentur, solche übertriebenen Aussagen in Zukunft zu unterlassen. Ausserdem muss Sony – für das Image noch schlimmer – amerikanischen Käufern des Spielmaschinchens nachträglich einen Teil des Kaufpreises erstatten.
Käufern, die das Nachfolgemodell der Playstation Portable vor dem 1. Juni 2012 gekauft haben, steht nun eine Rückzahlung in Höhe von 25 Dollar oder eine Gutschrift über 50 Dollar für Spiele oder Online-Dienstleistungen von Sony zu.
Jessica Rich, Direktorin der Abteilung für Verbraucherschutz bei der FTC, sagt: «Jetzt, da wir in die grosse Einkaufsphase des Jahres eintreten, wollen wir Unternehmen daran erinnern, dass, wenn sie den Kunden gegenüber Produktversprechungen machen – wie Sony mit den 'wegweisenden Eigenschaften' seiner PS Vita -, sie diese Zusagen auch einhalten müssen.»
Es waren allerdings nicht nur die übertriebenen Werbeaussagen, die die FTC gegen Sony aufbrachten, sondern auch konkret beworbene Funktionen, die das Unternehmen nicht wie versprochen lieferte. Dazu gehört vor allem das Versprechen, man könne auf der PS Vita angefangene Spiele pausieren und «nahtlos» auf einer anderen Playstation weiterspielen. Laut der FTC ist dies praktisch nur bei wenigen Spiele möglich; das Prozedere sei zudem schwer verständlich und bei jedem Spiel anders umgesetzt. Zudem müssten Käufer dazu beide Versionen des Spiels kaufen.
Beanstandet wurden zudem die beworbene 3G-Fähigkeit des Geräts sowie eine Guerilla-Kampagne der zuständigen Werbeagentur Deutsch Inc.. Im Rahmen der Kampagne wurde das Gerät auf Twitter hochgelobt, ohne dass die Autoren sich als von Sony bezahlte Mitarbeiter zu erkennen gaben.
Mit der Wahl der Agentur für seine PS Vita hat Sony ohnehin wenig Glück. Das zeigt ein plumpes sexistisches Video, in dem eine attraktive «Ärztin» mit zweideutigen Sprüchen für die – auch von der FTC beanstandete – Remote-Play-Funktion der Konsole wirbt. Vergangenes Wochenende verschwand das Video nach wenigen Tagen sang- und klanglos wieder aus dem YouTube-Kanal des japanischen Konzerns, berichtet das Online-Magazin Cnet.
Ansehen kann man den Clip natürlich trotzdem noch. «Wie oft hast du es gestern gemacht?», «Hast du Angst, du machst es zu oft?», «Auf der Toilette?» Die Anspielungen scheinen klar zu machen, dass es hier um Masturbation geht – zumindest, bis «Frau Doktor» eine Playstation Vita hervorholt.
Logisch, dass der Spot im Web eine Welle der Empörung auslöste, die «Forbes»-Autor Erik Kain beschreibt. Natürlich hätte Sony einen besseren Werbefilm drehen können, so Kain, aber der hätte wohl kaum so viel Aufmerksamkeit erreicht, wie jener, der sich nun viral im Web verbreitet. Insofern kann auch schlechte Werbung für einen Konzern gut sein. (abr)