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Grenzen teilweise dicht, Wasser weg: Krise in Ostukraine spitzt sich zu

Ukrainische Soldaten sichern einen Checkpoint in Donezk
Ukrainische Soldaten sichern einen Checkpoint in DonezkBild: REUTERS
Viele verlassen das Land

Grenzen teilweise dicht, Wasser weg: Krise in Ostukraine spitzt sich zu

05.06.2014, 20:3905.06.2014, 20:45
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In der von Regierungstruppen und Separatisten umkämpften Ostukraine sind ukrainische Grenzschützer wiederholt von prorussischen Separatisten angegriffen worden. Am Donnerstag haben sie nun mehrere Grenzübergänge nach Russland geräumt. In der Region sind zudem Hunderttausende Menschen ohne Wasser.

Kaputte Leitung – Kein Wasser

Russische Laster versorgen die Region mit Wasser
Russische Laster versorgen die Region mit WasserBild: AFP

Fünf Städte im Gebiet Donezk seien wegen der Beschädigung einer Leitung von der Versorgung abgeschnitten, teilte der ukrainische Zivilschutz am Donnerstag in Kiew mit. Betroffen von Wassermangel seien unter anderem die Grossstädte Slawjansk und Kramatorsk mit jeweils mehr als 100'000 Einwohnern, hiess es.

Der Zivilschutz schickte Tanklastwagen mit Wasser in die betroffenen Gebiete – mit Ausnahme der besonders umkämpften Stadt Slawjansk. Russland beklagt seit Tagen, dass die Region sich zu einem humanitären Krisengebiet entwickle, und fordert die Schaffung eines Hilfskorridors, um Einwohnern in Not zu helfen.

Exodus aus der Ukraine

Eine Familie verabschiedet sich aus der Ukraine
Eine Familie verabschiedet sich aus der UkraineBild: KEYSTONE

Tatsächlich versuchten Tausende Menschen, die betroffenen Städte in der Ukraine zu verlassen. Im ukrainischen Fernsehen waren lange Warteschlangen auf Bahnhöfen vor Fahrkartenschaltern zu sehen.

Rund 4000 Menschen hätten inzwischen in Russland einen Flüchtlingsstatus beantragt, sagte Regierungschef Dmitri Medwedew. «Das ist eine nie dagewesene Situation», sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Täglich suchten gemäss den Angaben 3000 Ukrainer Zuflucht in Russland. Nicht alle von ihnen würden aber einen Flüchtlingsstatus beantragen, sagte Medwedew weiter.

«Die ukrainischen Machthaber sehen keine humanitären Probleme, sagen, dass es keine Flüchtlinge gebe. Das ist eine Lüge», sagte Medwedew bei einer Regierungssitzung.

Grenzen teilweise geschlossen

Dieser Grenzübergang bei Lugansk ist noch offen
Dieser Grenzübergang bei Lugansk ist noch offenBild: KEYSTONE

Der ukrainische Grenzschutz konnte eine Flüchtlingswelle zunächst nicht bestätigen. Aus Sicherheitsgründen machte die Behörde aber mehrere Übergänge an der Grenze zu Russland dicht.

Die Grenzschützer und ihre Familien seien ständigen Übergriffen militanter Kräfte aus Russland ausgesetzt, teilten die Behörden in Kiew mit. Geschlossen wurden zunächst zwei von neun Auto- und einer von drei Eisenbahnübergängen im Gebiet Lugansk.

Das russische Aussenministerium kritisierte die Schliessung. Es sei «verstörend und unzulässig», dass auf diese Weise Menschen am Verlassen des Krisengebiets gehindert würden, sagte Aussenamtssprecher Alexander Lukaschewitsch.

G7 machen Druck auf Russland

Die Staats- und Regierungschefs der G7 tagten heute in Brüssel
Die Staats- und Regierungschefs der G7 tagten heute in BrüsselBild: EPA/DPA

Russland hat am Donnerstag auch die Ukraine-Erklärung der sieben bedeutenden Industrienationen auf dem G7-Gipfel in Brüssel als zynisch kritisiert.

«Die sogenannten Sieben lassen sich über 'gemässigte Handlungen' der ukrainischen Armee gegen das eigene Volk aus: Das ist an Zynismus kaum zu überbieten», sagte Medwedew der Agentur Interfax zufolge.

Moskau wirft den USA und der EU vor, die «Anti-Terror-Operation» der ukrainischen Führung in der Ostukraine zu unterstützen. Die von Russland kritisierte Formulierung auf dem G7-Gipfel lautete: «Wir rufen die ukrainische Führung auf, bei den Operationen zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung massvoll vorzugehen.»

Russland hatte mehrfach zum Dialog aufgerufen, um den Konflikt zu lösen, und immer wieder den Einsatz von Panzern und Kampfflugzeugen in der Ostukraine als völlig überzogen kritisiert.

Burkhalter fordert Freilassung von OSZE-Beobachter

Bundespräsident Burkhalter heute am Swiss Economic Forum
Bundespräsident Burkhalter heute am Swiss Economic ForumBild: KEYSTONE

Bundespräsident Didier Burkhalter, der gegenwärtig Vorsitzender der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist, hat sich am Donnerstag zur Entführung von mehreren OSZE-Beobachtern in der Ukraine geäussert.

Anlässlich der Eröffnung des Swiss Economic Forum (SEF) in Interlaken forderte Burkhalter erneut die sofortige und bedingungslose Freilassung der in der Ostukraine gefangen gehaltenen und vermissten Beobachter.

Ein Abbruch der Mission sei jedoch kein Thema, fügte er in der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens SRF hinzu. Die OSZE wolle dem Land helfen, zur Stabilität zurückzukehren. Am Freitag will Burkhalter nach eigenen Angaben wieder in die Ukraine reisen. (jas/sda)

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