Die Regierung in Hongkong hat überraschend die für Freitag geplanten Gespräche mit den Studenten abgesagt. Die stellvertretende Regierungschefin Carrie Lam sagte Reportern, die «Grundlage für einen konstruktiven Dialog» sei «unterminiert» worden.
Ein konstruktives Treffen am Freitag sei deshalb «unmöglich». Lam, reagierte mit der Absage am Donnerstag auf den Aufruf der Studenten, am Freitag wieder zu demonstrieren, um Druck auf die Verhandlungen auszuüben.
Der Vorsitzende des Studentenverbands, Alex Chow, hatte angekündigt, die Studenten wollten weitere Teile Hongkongs besetzen. Ohne konkrete Angebote der Regierung werde sich «das Volk von Hongkong nicht zurückziehen». Nach tagelangen Massenprotesten der Demokratiebewegung war die Zahl der Demonstranten zuletzt auf einige hundert zusammengeschrumpft.
#BREAKING Hong Kong government calls off talks with pro-democracy students
— Agence France-Presse (@AFP) October 9, 2014
Verwaltungschefin Lam übte ausserdem scharfe Kritik, dass die Studenten eine Abschaffung der Wahlreform forderten, die Chinas Volkskongress beschlossen hatte. Die Pläne Pekings für die erste direkte Wahl 2017 in Hongkong hatten die Proteste in der früheren britischen Kronkolonie entzündet, da den Wählern dabei eine freie Nominierung der Kandidaten verweigert wird.
Seit der Rückgabe der Kronkolonie durch die Briten 1997 an China wird Hongkong als eigenes Territorium mit einem hohen Mass an Autonomie, aber unter Chinas Souveränität regiert.
Eine chinesische Mitarbeiterin der deutschen Wochenzeitung «Die Zeit» ist in Peking festgenommen worden. Auch die deutsche China-Korrespondentin Angela Köckritz wurde nach eigenen Angaben deswegen zweimal von der Polizei verhört.
Ihre Mitarbeiterin Zhang Miao sei am vergangenen Donnerstag in Peking auf dem Weg zu einer Dichterlesung zur Unterstützung der prodemokratischen Demonstrationen in Hongkong festgenommen worden, berichtete Köckritz am Donnerstag. Ihre chinesische Mitarbeiterin wird im Gefängnis festgehalten.
Der 40-Jährigen wird formell «Unruhestiftung» vorgeworfen, was in China mit einer empfindlichen Haftstrafe geahndet werden kann. Im Zusammenhang mit der Dichterlesung in Peking sind insgesamt zehn Personen festgenommen worden. Beim zweiten Verhör am Donnerstag drohte ein hoher Beamter der China-Korrespondentin mit «negativen Konsequenzen» durch ihre Berichterstattung und dem Entzug der Akkreditierung, was praktisch einer Ausweisung gleichkommt.
«Es kam verhalten, aber das war ganz klar die Drohung», sagte Köckritz. Die Polizei verweigerte einem Vertreter der deutschen Botschaft, am Verhör teilzunehmen. Li in Berlin Mindestens 40 Menschen sind in China wegen Sympathiebekundungen für die seit zwei Wochen dauernden Proteste in der chinesischen Sonderverwaltungsregion festgenommen worden. (sda/dpa/reu/afp)