Ungleichmässige Niederschläge und Gesteinserosionen haben Madagaskar zu einem Hotspot für Pflanzen gemacht. Diese Erklärung für die ausserordentliche Artenvielfalt auf der Insel im Indischen Ozean haben Schweizer Forschende gefunden.
Damit hätten sie wohl ein Rätsel der Naturgeschichte gelöst, hiess es in einer Mitteilung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) vom Donnerstag. Denn Madagaskar sei die Heimat von über 11'000 Pflanzenarten, von denen 80 Prozent nirgendwo sonst auf der Erde vorkämen.
Zusammen mit Forschenden der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETH Zürich) zeigten die WSL-Forscher um Yi Liu nun in einer Studie, dass ungleichmässige Niederschläge und Gesteinserosionen zu kontinuierlichen Landschaftsveränderungen führen. «Die Niederschläge auf der Ostseite der Insel führen dazu, dass sich die Landschaft über Millionen von Jahren dramatisch veränderte, da sich der alte und gebirgige Steilhang durch die Erosion ins Landesinnere bewegt», sagt Yi Liu, WSL-Forscher und Erstautor der Studie.
Dadurch werden Lebensräume immer wieder voneinander getrennt und wieder vernetzt. Dieser Prozess beschleunigt laut den Forschenden das Auftreten neuer Arten, die sich an die veränderten Lebensraummuster anpassen. Die Resultate wurden am Donnerstag in der Fachzeitschrift «Science» veröffentlicht.
Die Forschenden gaben sich in der WSL-Mitteilung besorgt über diese Resultate. «Unsere Forschung zeigt, dass die Landschaftsevolution Millionen von Jahre gebraucht hat, um neue Lebensräume und damit neue Arten zu schaffen», wurde der an der Studie beteiligte Forscher Loïc Pellissier von der ETH Zürich und der WSL in der Mitteilung zitiert. «Der Mensch ist dabei, die Artenvielfalt innerhalb weniger Jahrzehnte durch massive Eingriffe in das Klima und die Zerstörung natürlicher Lebensräume zu vernichten.»
Bisher galt als eine der Hauptursachen für eine hohe Artenvielfalt die Verschiebung tektonischer Platten und die daraus resultierende Bildung einer komplexen Topografie, wie die WSL in der Mitteilung erklärte.
Madagaskar passte aber nie in diese Hypothese. Denn die tektonische Aktivität im Land war in den letzten 100 Millionen Jahren minimal. Die neue Theorie soll laut den Forschenden nun an anderen Orten mit hoher Artenvielfalt getestet werden. (fox/sda)