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Riesiges Camp entdeckt: Ziehen hier die Wagner-Söldner ein?

Riesiges Camp entdeckt: Ziehen hier die Wagner-Söldner ein?

Die Ukraine verstärkt seine Grenztruppen in Belarus. Dort ist ein Camp entdeckt worden, in dem sich die Wagner-Soldaten niederlassen könnten.
01.07.2023, 07:03
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Die Satellitenaufnahme zeigt ein Zeltlager in Belarus: Dort könnten die Wagner-Soldaten untergebracht werden.
Die Satellitenaufnahme zeigt ein Zeltlager in Belarus: Dort könnten die Wagner-Soldaten untergebracht werden. Bild:pd/pl
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t-online

Als Reaktion auf ein mögliches Exil der russischen Söldnergruppe Wagner in Belarus lässt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Grenze zum Nachbarland verstärken. Hintergrund für die Entscheidung könnten auch Satellitenbilder von neu errichteten Camps nahe Minsk sein.

Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj und der zuständige General Sergej Najew seien beauftragt worden, die Sicherheitsvorkehrungen an der Nordgrenze der Ukraine zu verstärken, um «den Frieden sicherzustellen», erklärte Selenskyj am Freitag im Onlinedienst Telegram. Er verwies auf Informationen von seinen Geheimdiensten und den Grenzwachen zur Lage in Belarus.

Das russische unabhängige Onlinemedium «Verstka» hatte berichtet, dass in Belarus ein 24'000 Quadratmeter grosser Stützpunkt für 8'000 Kämpfer der Wagner-Gruppe entstehe. Auch Polen hatte vor der Ansiedlung von Söldnern in Belarus gewarnt und daraufhin angekündigt, seinen Grenzschutz verstärken zu wollen.

Aufnahmen zeigen riesige Feldlager

Möglicherweise können sich die ersten Prigoschin-Söldner schon bald in einem neuen Camp niederlassen. Am 30. Juni von der Firma «Planet Labs» gemachte Aufnahmen zeigen ein Lager mit etwa 300 Zelten, das östlich der belarussischen Hauptstadt Minsk in der Region Mogilev auf einem errichtet worden sein soll. Dieses könnte bis zu 15'000 Soldaten aufnehmen.

«Durch seine Grösse übertrifft es andere bekannte Feldlager in Belarus, in denen mobilisierte russische Soldaten auf den Krieg mit der Ukraine vorbereitet werden», schreibt das ukrainische «Radio Svoboda», fügt aber an: «Der Zweck ist noch unklar.» Zuvor hatten die ukrainische «Kyiv Post» und das russische unabhängige Onlinemedium «Verstka» über die Vorbereitungen in der Stadt Tsel im Bezirk Asipowitschi berichtet.

Noch am 15. Juni zeigten die Satellitenaufnahmen eine weitgehend leere ehemalige belarussische Militärbasis.
Noch am 15. Juni zeigten die Satellitenaufnahmen eine weitgehend leere ehemalige belarussische Militärbasis.

Gelände war noch vor dem Aufstand leer

Vormals leere Sportfelder einer Militäranlage seien umgestaltet und mit mindestens sechs Reihen provisorischer Bauten, die wie grosse Zelte aussähen, bestückt worden, berichtet ausserdem die «New York Times». Grösse, Farbe und Anordnung der Strukturen ähnelten anderen militärischen Zeltlagern, die seit Anfang 2022 in Russland und Belarus errichtet würden. Luftaufnahmen hätten gezeigt, dass noch kurz vor dem Wagner-Aufstand das Gelände in Tsel weitgehend leer gewesen sein soll. Am 27. Juni seien dann aber von den Satelliten erste Konstruktionen registriert worden.

Nach dem kurzzeitigen Aufstand seiner Kämpfer am vergangenen Wochenende hatte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin auf Vermittlung des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko eingewilligt, ins Exil nach Belarus zu gehen. Seine Söldner wurden vor die Wahl gestellt, entweder den russischen Streitkräften beizutreten oder ebenfalls ins Exil nach Belarus zu gehen.

Lukaschenko: «Stellt bitte Zelte auf!»

Der belarussiche Pr
Bild: sda

Der ukrainische Militärexperte Oleg Schdanow erklärte gegenüber «Radio Svoboda» , dass sich auf dem Territorium der ehemaligen Militäreinheit moderne Feldzelte der belarussischen Streitkräfte befinden, die jeweils Platz für «mindestens 50 Personen» bieten.

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hatte noch am 27. Juni betont: «In Weissrussland werden keine Lager für Söldnertruppe Wagner gebaut, aber bei Bedarf wird bei der Unterbringung geholfen». Er fügte aber an: «Wir bauen noch keine Lager. Aber wenn sie wollen (so wie ich es verstehe, streben sie nach getrennten Gebieten), werden wir sie errichten. Stellt bitte Zelte auf.»

Der Sprecher des amerikanischen Verteidigungsministeriums Pat Ryder sagte am Donnerstag, noch immer seien nach US-Informationen Wagner-Söldner in der Ukraine aktiv. Er habe auch keine Informationen darüber, ob die Aufnahmen aus Belarus ein Indikator dafür seien, dass sich Wagner-Truppen dort permanent niederlassen wollen.

Unklar ist noch, ob und wie viele Wagner-Soldaten überhaupt das Angebot von Belarus annehmen. Ihnen ist auch angeboten worden, Teil der regulären russischen Streitkräfte zu werden. Wagner-Truppen operieren nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Afrika und in Syrien.

(t-online, wan)

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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tugium
01.07.2023 08:08registriert Oktober 2017
Wäre es völkerrechtlich legal wenn die Ukraine dieses Camp mit Raketen angreifen würde?

Die Frage ist ernst gemeint😅
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Da brain
01.07.2023 10:41registriert September 2022
Wagner ist eine Firma, die möglichst Gewinn abwerfen soll. 20'000 Söldner zu 2'500 Dollar monatlich bedeutet Lohnkosten von 50 Mio. pro Monat. Das muss auch wieder reinkommen. Bin gespannt, welche Leistungen Prigoschin anbietet für diesen Umsatz. Sicher nichts gutes...
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sinkflug
01.07.2023 09:16registriert Juli 2020
Als Wagner-Söldner würde ich mich jetzt von Prigoschin ziemlich angeschmiert vorkommen. Da würde ich ihm wahrscheinlich nur dann ins weissrussische Exil folgen, wenn ich keine bessere Option hätte.
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