Der Regenwald in Brasilien und die angrenzende Cerrado-Savanne in Brasilien hatten es unter der Regierung von Jair Bolsonaro stets schwer, das sind keine News. Die News sind, dass die Regierung nun die Gelder streicht, damit man die Entwaldung nicht mehr nachverfolgen kann.
Im Herzen Brasiliens liegt eine einzigartige Landschaft – der Cerrado: die artenreichste Savanne der Welt. Doch wie Daten der nationalen Weltraumforschungsagentur «Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais» (Inpe) am Freitag zeigten, wurden in 12 Monaten (Juli bis Juli) 8531 Quadratkilometer Cerrado zerstört – das sind 8 % mehr Fläche als in den 12 Monaten davor. Und mehr Fläche als der grösste Kanton der Schweiz hat: Graubünden.
Der Cerrado grenzt an den Amazonas-Regenwald und erstreckt sich über mehrere brasilianische Bundesstaaten. Aufgrund des Kohlenstoffs, den der Cerrado absorbiert, gilt er als ein wichtiges Bollwerk gegen den Klimawandel.
Trotz dieser verheerenden Entwicklung wird Brasilien die Überwachung der Entwaldung im Cerrado einstellen, wie Claudio Almeida mitteilte – der Wissenschaftler, der die Satellitenüberwachung bei Inpe koordiniert. Der Grund: kein Geld mehr. Und zwar just zu dem Zeitpunkt, an dem die Zerstörung ein Sechs-Jahres-Hoch erreicht hat. Die Überwachung der Entwaldung im Cerrado ist Opfer einer Budgetkürzung geworden.
Die Inpe wird also keine jährlichen Zahlen zur Entwaldung des Cerrado mehr erstellen, wenn sie nicht in der Lage ist, eine neue Finanzierungsquelle zu finden, bestätigte Almeida gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Ein «reduziertes Team» werde so lange monatliche Entwaldungszahlen für den Cerrado erstellen, bis das Geld ausgegangen ist – was in sechs Monaten der Fall sein wird.
2019 hat Bolsonaro Inpe beschuldigt, über die Entwaldungs-Daten zu lügen, die eine steigende Abholzung des Amazonas-Regenwaldes zeigten. Damit sich die Regierung zukünftig nicht mehr mit den erschreckenden Entwaldungszahlen auseinandersetzen muss, streicht sie der Inpe also einfach Gelder. Getreu nach dem Motto: aus dem Budget, aus dem Sinn.
Der Schritt, die Überwachung des Cerrado einzustellen, ist ein weiterer Rückschlag für den Umweltschutz unter dem rechtsgerichteten Präsidenten Bolsonaro. Denn dieser ist der Ansicht, dass Umweltschutz das Wirtschaftswachstum Brasiliens behinderte.
Die Artenvielfalt der Savanne ist noch lange nicht ausreichend erforscht: Neue Tier- und Pflanzenarten werden regelmässig entdeckt. Es bleibt zu hoffen, dass ihr Zuhause nur Opfer von Budgetkürzungen und nicht auch vollständig Opfer der Flammen wird. (yam)