Es geschieht an einem der ersten warmen Abende in der Stuttgarter Innenstadt: An der zentralen Stadtbahn-Haltestelle am Olgaeck warten Menschen nach dem Feierabend auf die nächste Bahn, als plötzlich ein schwarzer Geländewagen um die Ecke biegt und in eine Menschenmenge fährt.
Mindestens acht Menschen – auch Kinder – wurden dabei verletzt, zwei davon laut Feuerwehr lebensgefährlich. Eine Frau wurde vor Ort wiederbelebt, noch am Abend erlag die 46-Jährige aber im Spital ihren schweren Verletzungen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten.
Der Fahrer des Wagens, ein 42-Jähriger, wurde nach Angaben der Polizei festgenommen. Bei den Ermittlungen stellte sich dann schnell heraus: Die fatale Fahrt war keine geplante Tat, sondern ein Unfall.
«Nach aktuellem Ermittlungsstand liegen derzeit keinerlei Hinweise vor, die auf eine vorsätzliche Gewalttat oder ein Anschlagsgeschehen schliessen lassen», heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft. Stuttgarts Stadtsprecherin Susanne Kaufmann teilte später mit, die Staatsanwaltschaft habe bestätigt, dass es sich bei dem tragischen Ereignis um einen Verkehrsunfall gehandelt habe.
Im Auto des Unfallfahrers in Stuttgart sass auch ein fünf Jahre altes Kind des Mannes. Dieses sei – wie der Vater – unverletzt geblieben, sagte ein Polizeisprecher. Weitere Details zu dem Kind nannte er nicht.
Auf Fotos von der Unfallstelle sind Überreste des Materials der Rettungskräfte zu sehen: Plastikhandschuhe, Tüten, Verbandmaterial. Am Unfallort lag auch ein zusammengeklappter Kinderwagen. Insgesamt fünf Kinder sind unter den Verletzten, wie das Klinikum Stuttgart am Abend mitteilte.
Die Leichtverletzten behandelten die Einsatzkräfte in einer Art Bus der Feuerwehr, nach und nach konnten die Menschen diesen wieder verlassen und wurden weggeführt. Feuerwehr, Rettungskräfte und Polizei arbeiteten in einem weiträumig abgesperrten Bereich und hängten den Ort des Vorfalls mit Planen zum Sichtschutz ab.
Zumindest für die verletzten Kinder kann vorsichtig Entwarnung gegeben werden, hiess es aus dem Spital. «Ein Kind wurde am Abend noch operativ durch Traumatologen und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen operativ versorgt und wird im Anschluss intensivmedizinisch weiterbehandelt», erklärte Kliniksprecher Stefan Möbius. Ausserdem würden zwei Erwachsene im Klinikum behandelt. «Zwei der Patienten waren schwerstverletzt und mussten im Schockraum behandelt werden.» Am Samstag erklärte ein Polizeisprecher, dass alle Verletzten ausser Lebensgefahr seien.
Das Klinikum habe nach der Alarmierung der Leitstelle sofort seine Intensivkapazitäten erhöht. «Da die Notaufnahme freitagabends ohnehin stark beansprucht ist, wurde sofort zusätzliches Intensivpersonal des Hauses alarmiert», sagt Jan Steffen Jürgensen, Vorstand des Klinikums Stuttgart.
Die genauen Hintergründe des Vorfalls sind noch unklar. Auch wie schnell das Auto in die Menge fuhr, ist zunächst nicht bekannt. Unfallspezialisten schauten sich den Ort des Geschehens einer Polizeisprecherin zufolge genau an, Zeugen wurden verhört.
Ordnungsbürgermeister Clemens Maier machte sich noch am Abend persönlich einen Eindruck von dem Unfall. Er erklärte zusammen mit Oberbürgermeister Frank Nopper: «Wir sind erschüttert über diesen tragischen Verkehrsunfall, in dessen Folge nun eine 46-jährige Frau gestorben ist. Ihren Angehörigen gilt unsere aufrichtige Anteilnahme. In Gedanken sind wir bei allen Verletzten und deren Familien und wünschen ihnen eine baldige Genesung.»
Der Vorfall ereignete sich gegen 17.50 Uhr an der oberirdischen U-Bahn-Haltestelle Olgaeck. Das Fahrzeug kam dort teils auf der Strasse, teils auf dem Bereich, auf dem sonst Fussgänger an der Ampel warten müssen, zum Stehen. Das eigentlich stabil wirkende Metallgeländer dahinter ist umgebogen.
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei bog der Autofahrer aus einer einspurigen Nebenstrasse nach rechts auf die stadtauswärts führende mehrspurige Bundesstrasse ab und fuhr dabei in die Menschengruppe, die wohl von der Stadtbahn-Haltestelle kam.
Die Haltestelle liegt in der Mitte der Fahrbahn – die Strasse führt an dieser Stelle stadtauswärts aus dem Tal-Kessel heraus, an der oberirdischen Haltestelle fahren mehrere wichtige U-Bahn-Linien ab.
Am Abend lud ein Abschleppwagen das Unfallfahrzeug – laut Polizei eine schwarze Mercedes-G-Klasse, also eine Art Geländewagen – auf und transportiert es ab. Auf der Strasse blieben nur weisse Markierungen der Position des Autos zurück. (sda/dpa)
All diese Autos stellen eine Gefahr für Fahrräder, Fußgänger und Trotinetten dar.
In der Stadt ist ein Auto von der Größe eines Microlino mehr als ausreichend.