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TikTok-Verbot: So könnte es bald in Europa aussehen

TikTok Kind mit Smartphone (Symbolbild)
Hierzulande hat mittlerweile jedes Kind ein Smartphone – und fast jedes einen TikTok-Account.Bild: Shutterstock

Kein TikTok und Insta für unter 16-Jährige: So will es Europa Australien nachmachen

Als erstes Land der Welt verbietet Australien Kindern den Zugang zu sozialen Medien. Europa will in dieselbe Richtung, wobei Norwegen am weitesten ist.
07.12.2024, 18:0207.12.2024, 18:03
Niels Anner, Kopenhagen / ch media
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Mehrere europäische Länder möchten dem wohl strengstem digitalen Jugendschutzgesetz der Welt in Australien nacheifern. Doch bei der Umsetzung hapert es, nicht zuletzt weil die Technologiekonzerne kräftig dagegenhalten.

Das australische Parlament hat Ende November beschlossen, Jugendlichen unter 16 Jahren den Zugang zu sozialen Medien wie Tiktok, Snapchat oder Instagram zu verbieten. Ein entsprechendes Gesetz soll Ende 2025 in Kraft treten, wobei aber die Umsetzung noch unklar ist. Australien bürdet es den Technologiekonzernen auf, Lösungen zu suchen. Können sie nicht verhindern, dass Kinder Zugriff auf ihre Plattformen haben, drohen ihnen Bussen in Millionenhöhe.

Auch die meisten europäischen Länder wollen Jugendliche vor den schädlichen Auswirkungen sozialer Medien schützen. Diese machen mit ihren manipulativen Algorithmen, die zum unaufhörlichen Scrollen verleiten, schnell abhängig und können laut Forschern für junge Menschen gesundheitsschädlich sein.

Ein neuer Ansatz in Norwegen

Es ist eine Einsicht, die sich mehr und mehr durchsetzt, gerade auch in Nordeuropa, wo jahrelang Digitalisierung propagiert wurde. Jetzt wird das Smartphone zunehmend aus der Schule verbannt. Auch in der Schweiz zeigen Umfragen, dass sich grosse Teile der Bevölkerung Sorgen über die Auswirkungen von sozialen Medien machen und generell Mühe haben, sich vom Smartphone zu lösen.

«Wir haben es mit Tech-Giganten zu tun, die gegen die Gehirne von Kindern antreten», erklärte der norwegische Regierungschef Jonas Støre. Deshalb wolle er den «schwierigen Kampf aufnehmen», und sein Land geht mit den grössten Schritten voran. Anders als Australien will Norwegen die technischen Lösungen nicht von den Tech-Konzernen einfordern, sondern gesetzlich vorschreiben. Dies in zwei Stufen.

Als Erstes soll das Datenschutzgesetz geändert werden, damit nicht wie heute 13-Jährige, sondern erst 15-Jährige «OK» klicken dürfen, wenn soziale Medien ihre persönlichen Daten verarbeiten wollen. Dies kann aber kaum kontrolliert werden, und es ist zudem den Eltern erlaubt, für ihre Kinder die Zustimmung zu geben. In den meisten Ländern haben die Tech-Konzerne mangels Gesetzen dieses Mindestalter zur Datenverarbeitung selbst auf 13 Jahre festgelegt, auch in der Schweiz.

ID-Checks bald in ganz Europa?

Frankreich hat ebenfalls 15 Jahre eingeführt, Spanien plant dies, Italien hat 14 festgelegt, Grossbritannien erwägt es – doch überall loggt sich trotzdem ein enorm hoher Anteil jüngerer Kinder in soziale Medien ein. In Norwegen etwa sind es 53 Prozent der 9-Jährigen und 72 Prozent der 11-Jährigen. Dänemark wollte ebenfalls das Mindestalter von 13 auf 15 Jahre erhöhen, hat aber aufgegeben. Denn die Tech-Konzerne machten klar, dass sie das Gesetz ignorieren würden. Sie stellen sich auf den Standpunkt, dass sie die sozialen Medien gar nicht anbieten könnten ohne die Verwendung persönlicher Daten. Wer also ein Konto eröffne, was 13-Jährige dürfen, gebe deshalb automatisch seine Zustimmung – und ein Mindestalter sei daher irrelevant.

Aus diesem Grund plant Norwegen eine zweite Stufe – um die auch Australien nicht herumkommen dürfte: die zwingende Altersüberprüfung. Diese könnte über die in Skandinavien verbreitete Bank-ID beziehungsweise den Bürger-Login relativ einfach erfolgen; möglich wären aber auch biometrische Daten, etwa über die Kamera. Wie Australien wird Norwegen hier aber Datenschutzbedenken beseitigen müssen.

Gleichzeitig kann das nordische Land mit der Zeit auf Unterstützung der EU hoffen: Frankreich hat diese Woche gefordert, dass die EU sich ebenfalls mit einer kontrollierten Altersgrenze bei 15 Jahren befasse. Dänemark unterstützt dies und fordert zudem härtere Auflagen für die sozialen Medien, was Suchtgefahr und an Kinder gerichtete Werbung angehe. (aargauerzeitung.ch)

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117 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Snowy
07.12.2024 18:23registriert April 2016
Sehr gut!

Bin normalerweise wo immer möglich gegen Verbote, aber hier steht zu viel auf dem Spiel!

Umsetzen: 15 Jahre Mindestalter
Europaweit.
Wie genau dies die Tech-Firmen nachhalten wollen (bspw mittels ID Scan) müssen die Firmen aufzeigen.

Wo ein Wille ist, ist ein Weg - und Geld ist ohnehin genug vorhanden!
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ingmarbergman
07.12.2024 18:44registriert August 2017
Bitte mit massiven Strafen (z.B. 10% des weltweiten Jahresumsatzes) bei Verstoss oder Umgehung.
Sobald es ans Eingemachte geht, spuren die Werbekonzerne schon.
4013
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