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Netanjahu verschiebt umstrittene Justizreform

Netanjahu verschiebt umstrittene Justizreform

27.03.2023, 19:47
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Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel. Foto: Maya Alleruzzo/Pool AP/dpa
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu knickt doch noch ein.Bild: sda

Nach massiven Protesten hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu einen vorübergehenden Stopp der umstrittenen Justizreform angekündigt. «Ich habe entschieden, die zweite und dritte Lesung in dieser Sitzungsperiode auszusetzen», sagte Netanjahu am Montag in Jerusalem. Das Gesetzesvorhaben wird damit frühestens Ende April im Parlament zur Abstimmung vorgelegt.

«Wir befinden uns mitten in einer Krise, die unsere essenzielle Einheit gefährdet», sagte Netanjahu. Er warnte vor einem Bürgerkrieg, zu dem es nicht kommen dürfe. «Alle müssten verantwortlich handeln», sagte er. Deshalb strecke er seine Hand zum Dialog aus.

Israels Polizeiminister Itamar Ben-Gvir hatte zuvor mitgeteilt, er habe sich auf eine Verschiebung mit Netanjahu verständigt. Im Gegenzug soll eine «Nationalgarde» unter der Führung des rechtsextremen Politikers eingerichtet werden. Was dies konkret bedeutet, war zunächst nicht klar. Medienberichten zufolge waren Ben-Gvir und Netanjahu zuvor zu einer Krisensitzung zusammengekommen, in der Ben-Gvir mit seinem Rücktritt gedroht haben soll, sollte Netanjahu nicht an den Reformplänen festhalten.

Organisatoren der seit Wochen anhaltenden Demonstrationen kündigten an, die Proteste fortzusetzen. «Die Regierung hat Israel der Zerstörung nahe gebracht und sie droht immer noch, die Demokratie zu demontieren. Ein vorübergehendes Einfrieren reicht nicht aus und die nationalen Proteste werden sich weiter verschärfen, bis das Gesetz in der Knesset abgelehnt wird», hiess es am Montagabend in einer Mitteilung.

Netanjahus Koalition will mit der Justizreform den Einfluss des Höchsten Gerichts beschneiden und die Machtposition der Regierung ausbauen. Die rechts-religiöse Koalition wirft dem Höchsten Gericht übermässige Einmischung in politische Entscheidungen vor. Dem Parlament soll es den Plänen nach künftig etwa möglich sein, mit einfacher Mehrheit Entscheidungen des Gerichts aufzuheben. Zudem soll die Zusammensetzung des Gremiums zur Ernennung von Richtern geändert werden. Kritiker sehen die Gewaltenteilung in Gefahr und warnen vor einer Staatskrise. (sda/dpa)

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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Linus Luchs
27.03.2023 20:11registriert Juli 2014
«Alle müssten verantwortlich handeln», sagt der Mann, der den Rechtsextremen den roten Teppich ausgerollt hat und der Diktatur die Türe öffnen will. 🤮
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Don Alejandro
27.03.2023 20:18registriert August 2015
Man bedenke Israel hat keine Verfassung und die Justizreform dient einzig und allein dem Machterhalt von Netanjahu. Wer hier nicht aufsteht und protestiert, beerdigt die Demokratie. Letzteres wäre für Israel als Rechtsstaat nicht würdig.
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Overton Window
27.03.2023 20:03registriert August 2022
"vorübergehend"

Alles klar.
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