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Mehr Darmkrebs bei jüngeren Menschen – was steckt dahinter?

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Ärzte diagnostizieren häufiger Darmkrebs schon bei jüngeren Menschen.Bild: shutterstock.com

Mehr Darmkrebs bei jüngeren Menschen – was steckt dahinter?

08.09.2019, 07:0308.09.2019, 08:01
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Darmkrebs trifft in einer Reihe von Ländern immer häufiger jüngere Erwachsene im Alter von unter 50 Jahren. Das ist das Ergebnis einer Studie der US-amerikanischen Krebsgesellschaft, die im Fachblatt «Gut» veröffentlicht wurde.

Die Untersuchung erfasste erstmals das Vorkommen von Darmkrebs bei 20- bis 49-Jährigen sowie bei ab 50-Jährigen weltweit. Es flossen Daten aus insgesamt 43 Ländern in die Ergebnisse ein.

Schon zuvor gab es Hinweise auf steigende Darmkrebsraten bei Erwachsenen unter 50. «Die bisherigen Studien zu dem Thema haben sich aber nur mit einzelnen Ländern oder Regionen beschäftigt», erklärt der Epidemiologe und Ernährungswissenschaftler Michael Hoffmeister vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, der selbst nicht an der Studie beteiligt war.

Unterschiedliche Risiken

Die neue Untersuchung liefert jetzt einen globalen Überblick: In Südkorea trat Darmkrebs demnach zwischen 2008 und 2012 jährlich bei 12.9 von 100'000 unter 50-jährigen Einwohnern auf. Das Land liegt damit an der Spitze bei den Erkrankungsraten jüngerer Erwachsener. Die wenigsten Erkrankungen hat die Stadt Chennai in Indien mit nur 3.5 jüngeren Erkrankten pro 100'000 Einwohner.

Allerdings sei das Risiko jüngerer Menschen, an Darmtumoren zu erkranken, immer noch gering im Vergleich zu dem älterer Menschen, erklärt die Studienleiterin Rebecca Siegel von der American Cancer Society in Atlanta in einer Mitteilung der Krebsgesellschaft. Bei den Darmkrebsraten von Erwachsenen ab 50 steht die Slowakei mit 192.5 Fällen pro 100'000 Einwohnern an der Spitze. Chennai in Indien hat mit 27.5 die wenigsten Fälle. Dennoch: «Die Zahlen bei jüngeren Erwachsenen sind sehr beunruhigend», sagt Hoffmeister.

Aufhorchen lässt vor allem die Entwicklung innerhalb eines Jahrzehntes, die in der Studie für 36 Länder gezeigt wurde. In 14 Ländern blieb die Darmkrebsrate bei unter 50-Jährigen stabil, in drei Ländern ging sie zurück und in 19 Ländern stieg sie an. Neun dieser 19 Länder – allesamt Staaten mit vergleichsweise hohen Einkommen – verzeichnen gleichzeitig mit dem Anstieg bei Jüngeren sinkende oder konstante Fallzahlen bei Älteren: Australien, Dänemark, Deutschland, Grossbritannien, Kanada, Neuseeland, Schweden, Slowenien und die USA.

Antibiotika als Ursache?

Über die Ursachen des Trends bei Jüngeren weiss man noch wenig. Die Studienautoren diskutieren veränderte Lebens- und Ernährungsstile, weil in vielen Ländern westliche Lebensweisen angenommen werden und stark verarbeitete Lebensmittel und Fastfood sich zunehmend verbreiten. Auch häufige Antibiotika-Gaben an Kinder stehen unter Verdacht.

Den Rückgang von Darmkrebs bei Älteren in vielen Industrieländern erklärt sich Hoffmeister so: «Das Darmkrebs-Screening, das in vielen Ländern für ältere Erwachsene etabliert ist, spielt bei diesem Rückgang eine grosse Rolle.» Werden durch die Stuhluntersuchungen und Darmspiegelungen gewisse Krebsvorstufen festgestellt und entfernt, so lassen sich Darmkrebsfälle vermeiden.

In den meisten Industrieländern wird das Screening ab einem Alter von 50 bis 60 Jahren angeboten. Die Autoren der aktuellen Studie empfehlen, dass Ärzte Patienten unter 50, bei denen Darmkrebs in der Familien aufgetreten ist oder die selbst Symptome zeigen, vorsorglich mit den etablierten Screeningmethoden untersuchen sollten. Diese Empfehlung gilt allerdings schon offiziell in vielen Ländern. (mim/sda/dpa)

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fairness
08.09.2019 07:35registriert Dezember 2018
Antibiotika hat es auch im Fleisch genug. Das muss man gar nicht unbedingt selbst eingenommen haben. Pharma Fluch und Segen! Medikamente nur wenn es nicht anders geht einnehmen.
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MsIves
08.09.2019 10:13registriert März 2014
Falsche Ernährung und Stress.. falsch im Sinne von komplett den Bezug zum eigenen Körpergefühl verloren. Viele Menschen wissen nicht mehr was ihnen gut tut und was nicht. Der Darm ist der Spiegel der psychischen Gesundheit.
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ströfzgi
08.09.2019 08:24registriert April 2016
Und die Schweiz?
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