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Grossbritannien

Regierung verurteilt Krawalle nach Messerattacke auf Kinder in England

Video: twitter/Parody_PM

Krawalle nach Messerattacke auf Kinder in England – 39 Polizisten verletzt

31.07.2024, 03:4531.07.2024, 14:21
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Nach dem tödlichen Messerangriff auf mehrere Kinder und antimuslimischen Ausschreitungen von Rechtsextremen steht die britische Küstenstadt Southport unter Schock.

Einige Strassen glichen am Morgen einem Trümmerfeld, nachdem Randalierer nahe einer Moschee mit Ziegelsteinen, Mülleimern und Strassenschildern auf Polizisten losgegangen waren. Ein ausgebrannter Polizeiwagen war zu sehen. 39 Beamte wurden dabei verletzt, 27 von ihnen mussten in Kliniken behandelt werden.

Wir berichteten:

Motiv für Bluttat unklar

Die schweren Krawalle, die nach einer friedlichen Mahnwache Tausender Menschen für die Opfer ausbrachen, wurden nach Polizeiangaben von Gerüchten und Falschmeldungen über die Identität des mutmasslichen Täters geschürt. Der 17-Jährige soll am Montag drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und neun Jahren erstochen und acht weitere Kinder sowie zwei Erwachsene teils schwer verletzt haben. Das Motiv ist noch unklar.

Im Internet kursierten Berichte, bei dem Tatverdächtigen handele es sich um einen muslimischen Asylbewerber mit arabisch klingendem Namen, der bereits vom britischen Geheimdienst beobachtet worden sei. Kritiker warfen dem rechtspopulistischen Abgeordneten Nigel Farage, der einst den Brexit massgeblich vorangetrieben hatte, vor, die Stimmung anzuheizen. Der Chef der Partei Reform UK hatte in einem bei X hochgeladenen Video spekuliert, dass die Behörden die «Wahrheit vor uns zurückhalten».

Polizei weist Online-Spekulationen zurück

Die Polizei wies die Angaben, die auch von einem russischen Staatsmedium verbreitet wurden, deutlich zurück. Der 17-Jährige sei in Grossbritannien geboren worden, betonte sie. Die BBC berichtete, der Teenager sei Sohn ruandischer Eltern und lebe seit mehr als zehn Jahren in der Region Southport. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Es handele sich nicht um eine Terrortat.

Die Angreifer hätten nach einer Mahnwache für die Opfer der Messerattacke sowohl Beamte als auch die örtliche Moschee mit Ziegelsteinen beworfen und ein Geschäft geplündert, so die Polizei. Ausserdem setzten sie den Angaben zufolge Autos und Mülltonnen in Brand. Nach Angaben der Behörden waren die meisten Randalierer Mitglieder einer rechtsextremen Gruppe und eigens nach Southport gereist.

«Das waren Schlägertypen, die mit dem Zug gekommen sind, das waren keine Leute aus Southport», sagte der örtliche Parlamentsabgeordnete Patrick Hurley dem Sender BBC Radio 4. Sie hätten die Bluttat für ihre eigenen politischen Zwecke missbraucht und «dieselben Ersthelfer und dieselben Polizisten» angegriffen, die am Montag den Täter gestoppt hätten.

«Mahnwache gekapert»

Die britische Regierung verurteilte die Ausschreitungen scharf. Randalierer würden die volle Härte des Gesetzes spüren, kündigten der neue Premierminister Keir Starmer und Innenministerin Yvette Cooper an.

«Diejenigen, die die Mahnwache für die Opfer mit Gewalt und Brutalität gekapert haben, haben die trauernde Gemeinschaft beleidigt», betonte der Regierungschef bei X. Starmer legte nahe dem Tatort Blumen niedergelegt. Dabei wurde der Premierminister, der erst seit wenigen Wochen im Amt ist, von Schaulustigen belästigt, die ein schärferes Vorgehen gegen Migranten forderten.

Polizisten erlitten Knochenbrüche und Schnittwunden

Die bei den Ausschreitungen verletzten Einsatzkräfte erlitten laut Polizei unter anderem Knochenbrüche, Schnittwunden, vermutlich einen Nasenbruch und eine Gehirnerschütterung. Auch drei Polizeihunde wurden verletzt.

Hier siehst du die Ausschreitungen im Bewegtbild:

Video: twitter/Parody_PM

«Das ist keine Art, eine Gemeinschaft zu behandeln, schon gar nicht eine Gemeinschaft, die immer noch unter den Ereignissen vom Montag leidet», sagte der stellvertretende Chef der Merseyside Police, Alex Goss. Die Polizei erhielt für 24 Stunden erweiterte Befugnisse zum Durchsuchen von Menschen in dem Stadtgebiet. (sda/dpa)

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112 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rikki-Tiki-Tavi
31.07.2024 07:47registriert April 2020
Beileid den Familien und Freunden der sinnlos getöteten Kindern. Mut und Zuspruch den Verletzten.
Diese Unruhen dürften erst der Anfang sein. Es brodelt gewaltig in ganz Europa, die Extreme werden extremer.
Würde überall geltendes Recht angewendet, wäre schon vieles besser. Leider ein gesellschaftliches und politisches Problem, das von halbherzig agierenden Regierungen potenziert wird. … und die Extrempositionen verstärkt. Nicht gut.
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Cerebra
31.07.2024 09:02registriert April 2016
Es sind nicht mehr bloss rechtsextreme Spinner, es ist der normale Arbeiter der inzwischen bei solchen Exzessen mitläuft.

Jeder der in den letzten 2 Jahren in England war, kann dass Problem mit der illegalen Migration und der daraus folgenden Ghettoisierung/Bildung von Parallelgesxhaft nicht mehr einfach schön reden. Es ist die daraus resultierende Radikalisierung der Jugend, welche solche Attacken auf Zivilisten überhaupt ermöglicht resp. Begünstigt.
Wenn die Politik keine Lösung für das Problem findet, kann es zu ähnlichen Zuständen wie vor 100 Jahren in Deutschland kommen.
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Dave Hawtin
31.07.2024 07:21registriert Dezember 2021
Premierminister Keir Starmer bei X. «Sie werden die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen.» ...und der Täter Minderjährig wird vermutlich weniger hart bestraft.
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