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Israel im Krieg «entschlossener denn je» – das Nachtupdate ohne Bilder

Israel ist im Krieg «entschlossener denn je» – die Nacht im Überblick

17.12.2023, 06:2017.12.2023, 06:30
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Während die versehentliche Tötung von drei israelischen Geiseln im Gazastreifen durch eigene Soldaten die Menschen weiter aufwühlt, setzt die Regierung den Krieg gegen die islamistische Hamas unbeirrt fort. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betonte, der militärische Druck auf die Hamas müsse aufrechterhalten bleiben. Nur so könne sie besiegt und die Rückkehr aller Entführten erreicht werden. «Wir sind entschlossener denn je, bis zum Ende weiterzumachen, bis wir die Hamas vernichtet haben und alle unsere Entführten zurückgebracht haben», erklärte Netanjahu.

Demonstranten machen Druck auf Israels Regierung

Unterdessen demonstrierten am Samstagabend erneut freigelassene Geiseln, Angehörige von Geiseln sowie Hunderte Unterstützer in Tel Aviv für die Freilassung der noch im Gazastreifen verbliebenen Verschleppten. Noam Perry, Angehöriger einer Geisel, warf dem Kriegskabinett um Netanjahu vor, es habe militärischen Druck als nötig bezeichnet, damit die Geiseln freikämen. «Inzwischen kommen immer mehr Geiseln als Leichen zurück», sagte Perry. Nach israelischen Schätzungen werden noch 112 Geiseln festgehalten.

Israels Generalstabschef Herzi Halevi übernahm derweil die Verantwortung für die versehentliche Tötung der drei israelischen Geiseln. «Die Armee und ich als ihr Kommandeur sind für das, was passiert ist, verantwortlich und wir werden alles tun, um zu verhindern, dass sich solche Fälle in der Zukunft der Kämpfe wiederholen», sagte er in einem auf X veröffentlichten Video.

Militärchef: Bei weisser Flagge darf nicht geschossen werden

Zugleich stellte er klar, dass auf Menschen mit weisser Flagge, die sich ergeben wollen, nicht geschossen werden darf. Bei der Tötung der Geiseln am Freitag seien Einsatzregeln verletzt worden. «Die drei Geiseln haben alles getan, damit wir sie als solche erkennen - sie hatten ihre Hemden ausgezogen, damit wir sehen, dass sie keine Sprenggürtel tragen, und sie hielten eine weisse Flagge», sagte Halevi.

Zugleich gab er zu bedenken, dass sich die Soldaten in einer aktiven Kampfzone befanden. Terroristen seien dort in Zivilkleidung aktiv und jede Entscheidung könne im Bruchteil einer Sekunde über Leben oder Tod entscheiden. Der einzige Trost für die Familien der gefallenen Soldaten sei, dass ihr Tod nicht umsonst gewesen sei, erklärte derweil der israelische Ministerpräsident Netanjahu laut der Zeitung «The Times of Israel». Daher werde man «sicherstellen, dass wir weiter kämpfen, bis wir den totalen Sieg erringen», sagte Netanjahu.

Lage der Zivilisten in Gaza weiter unerträglich

Derweil bleibt die Lage der palästinensischen Zivilbevölkerung unerträglich. Das schwer beschädigte grösste Krankenhaus von Gaza, Schifa, sei nur «minimal funktionsfähig» und müsse dringend zumindest die grundlegendsten Funktionen wieder aufnehmen können, «um die Tausenden von Menschen, die lebensrettende medizinische Versorgung benötigen, weiter zu versorgen», erklärte die WHO am Sonntag.

Die Notaufnahme habe ein eigenes Team als «Blutbad» beschrieben, in der jede Minute neue Patienten einträfen. In dem grössten Krankenhaus im Gazastreifen würden nur noch eine Handvoll Ärzte, einige wenige Krankenschwestern sowie 70 Freiwillige unter «unglaublich schwierigen» Bedingungen arbeiten. Die Operationssäle seien nicht funktionsfähig, weil es an Treibstoff, Sauerstoff, Fachpersonal und Vorräten mangele. Auch gebe es kein Blut für Transfusionen, hiess es.

US-Präsident Joe Biden hatte Israel aufgerufen, in dem seit mehr als zwei Monaten dauerenden Krieg mehr Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu nehmen. Die US-Regierung hatte zuletzt nach Gesprächen mit der israelischen Führung die Erwartung geäussert, dass Israel von einem militärischen Vorgehen mit «hoher Intensität» zu «gezielteren» Operationen übergehen werde. Ein Zeitraum dafür wurde nicht genannt.

Al-Jazeera bringt Tod von Kameramann vor Strafgerichtshof

Nach dem Tod eines Kameramanns des arabischen Fernsehsenders Al-Jazeera im Gazastreifen will das Unternehmen den Fall vor den Internationalen Strafgerichtshof bringen. Das teilte der in Katar ansässige Sender am Samstag mit. Der Sender spricht von Ermordung. Der Kameramann war demnach bei einem israelischen Drohnenangriff im Süden Gazas ums Leben gekommen. Wegen der Kampfhandlungen konnten Rettungskräfte zunächst nicht zu ihm vordringen - letztlich konnten sie nach Angaben des Senders nur noch seine Leiche bergen. Israels Militär wies Vorwürfe zurück, gezielt gegen Journalisten vorzugehen.

Baerbock und Cameron fordern dauerhaften Waffenstillstand

Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und ihr britischer Kollege David Cameron verlangten in einem gemeinsamen Beitrag für die britische «Sunday Times» einen dauerhaften Waffenstillstand: «Unser Ziel kann nicht einfach ein Ende der Kämpfe heute sein. Es muss ein Frieden sein, der über Tage, Jahre, Generationen andauert. Wir unterstützen daher einen Waffenstillstand, aber nur, wenn er dauerhaft ist.» Ein Ende der Kämpfe ist aber derzeit nicht in Sicht.

Israelischer Soldat an Grenze zum Libanon getötet

Unterdessen wurde auch auf den von Israel annektierten Golanhöhen bei einem Drohnenangriff aus dem Libanon ein israelischer Soldat getötet. Die mit Sprengstoff beladene Drohne sei in den Ort Margaliot eingeschlagen, bestätigte die israelische Armee am Samstagabend. Die Luftabwehr habe am Morgen ein zweites feindliches Flugobjekt aus dem Libanon abfangen können. Als Reaktion seien Ziele im Libanon angegriffen worden. Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah in der israelisch-libanesischen Grenzregion.

Was am Sonntag wichtig wird

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin besucht den Nahen Osten. Die Stationen sind Israel, Katar und Bahrain. In Israel will er mit der Militärführung auch über ein eventuelles Ende der intensiven Bodenoperationen und der Luftangriffe sprechen. In Katar will Austin unter anderem dort stationierte US-Streitkräfte treffen. In Bahrain will der Minister das Zentralkommando der US-Marinetruppen besuchen. (sda/dpa)

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