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Ärger über italienische Asylzentren in Albanien: Meloni in der Kritik

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Italienische Asylzentren in Albanien
Das Empfangszentrum im Hafen der albanischen Stadt Shengjin.
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Ärger über italienische Asylzentren in Albanien: «Eine der grössten Farcen der Geschichte»

Mit Migrationszentren in Albanien möchte Italien Asylverfahren ausserhalb des Landes abwickeln. Doch Recherchen zeigen: Der Plan von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni geht bislang nicht auf.
30.12.2024, 17:1230.12.2024, 18:26
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Das Ziel der italienischen Regierung rund um Ministerpräsidentin Giorgia Meloni war klar definiert, als sie im Oktober die ersten Asylzentren in Albanien eröffnete: Pro Jahr sollten die Asylanträge von 36'000 Personen behandelt werden, die sich zuvor in italienischen Gewässern aufhielten.

So soll die illegale Einreise nach Italien aus Ländern, die als sicher gelten (z. B. Tunesien), verhindert werden. Frauen, Kinder, Verletzte und Männer aus Ländern mit hohen Asylquoten gelangen weiterhin nach Italien, wie die NZZ schreibt.

Spa in Shengjin

Doch funktioniert Melonis Plan wirklich? Nach einem Bericht von albanischen Investigativjournalisten bestehen berechtigte Zweifel am «patto dello spritz», übersetzt: «Apéro-Pakt».

Der Deal, den Meloni und ihr albanischer Amtskollege Edi Rama abgeschlossen haben, wird in einigen Kreisen so genannt, weil er offenbar aufgegleist wurde, als die italienische Regierungschefin für Sommerferien in Albanien weilte.

FILE - Italy's Premier Giorgia Meloni, right, and Albania's Prime Minister Edi Rama shake hands after the signing of a memorandum of understanding on migrant management centers during a meet ...
Edi Rama und Giorgia Meloni präsentieren ihren Deal.Bild: keystone

Salopp ausgedrückt, die nach Albanien versetzten italienischen Beamten langweilen sich zu Tode. Die albanischen Reporter trafen im Badeort Shengjin an der Adria-Küste – als Touristen getarnt – auf Mitglieder des Sicherheitsdienstes eines der Asylzentren. In Shengjin befindet sich das Empfangszentrum. Die Begegnung ereignete sich aber nicht bei der Arbeit, sondern in einem 5-Sterne-Hotel mit Pool und Spa, wie der Guardian schreibt.

Einer der Beamten erzählte: «Wir sind hierhergekommen, um zu arbeiten. Aber es sind keine Migranten da, sie wurden nach Italien gebracht.» Der Beamte führt aus:

«Wir werden dafür bezahlt, dass wir uns wie Touristen verhalten: Frühstück, Abendessen und Sauna, alles kostenlos – die italienische Regierung zahlt.»

Dass italienische Beamte auf Staatskosten am Pool entspannen, erscheint insbesondere speziell, als dass es um die Finanzen des Landes nicht gerade gut bestellt ist. Das Asylabkommen mit Albanien kostet für fünf Jahre rund 1 Milliarde Euro, gleichzeitig spart Italien bei Bildung, Gesundheit und sozialer Sicherheit.

An aerial view of a migrant reception facility at the port of Shengjin, northwestern Albania, Friday, Nov. 8, 2024, before a second group of eight migrants intercepted in international waters is proce ...
Das Aufnahmezentrum in Shengjin.Bild: keystone

Tatsächlich sind gemäss «Guardian» bislang insgesamt erst 24 Asylsuchende nach Albanien gebracht worden. Geblieben ist bislang keiner. Fünf verbrachten weniger als 12 Stunden in einem der Zentren, die übrigen rund 4 Tage.

«Finanzielle Katastrophe»

Inzwischen hat die italienische Regierung reagiert. Die Beamten, die aufgrund von Unterbeschäftigung Zeit am Pool verbringen, gehören zu den letzten, die noch vor Ort sind. Bereits im November waren zahlreiche Beamte und auch Sozialarbeiter nach Italien zurückgekehrt, weil es in Albanien nichts mehr zu tun gab.

Die Oppositionsparteien bezeichneten Melonis Deal bereits als «finanzielle Katastrophe». Da wussten sie noch nicht, dass die Staatsangestellten in Albanien anstelle von asylbezogenen Tätigkeiten mit dem zweiten Aufguss in der Sauna beschäftigt sind. Oder Hunde hüten.

Im November deckte die italienische Zeitung «Domani» auf, dass in einem Gefängnis in Gjader – dort befindet sich das Asylzentrum – anstelle von Asylbewerbern streunende Hunde untergebracht sind. Die dort eingesetzten Beamten hätten sie adoptiert. Nach einem Besuch schrieb die Zeitung:

«Die Gefängnisbeamten haben sich mit Liebe und Geduld um die Bedürfnisse der Hunde gekümmert und ihnen Futter, Wasser, tägliche medizinische Versorgung und vor allem ein sicheres und liebevolles Umfeld geboten.»

Im Zentrum in Gjader sollten eigentlich die jeweiligen Asylverfahren eröffnet und mit einer Dauer von maximal vier Wochen bearbeitet werden. Abgelehnte Asylsuchende werden in ihre Heimat oder ein sicheres Drittland überführt.

A migrant center is seen from above in Gjader, northwest Albania, Thursday, July 25, 2024. Migrants rescued at sea while attempting to reach Italy are likely to see themselves transported to Albania f ...
Das Asylzentrum in Gjader auf einer Aufnahme vom Juli 2024.Bild: keystone

Dass bei Matteo Renzi, Oppositionspolitiker und ehemaliger Ministerpräsident, kein Jubel ausbricht, war zu erwarten. Renzi bezeichnete den Deal mit Albanien als eine der «grössten Farcen in unserer Geschichte».

epa11395372 Former Italian Prime Minister and founder of Italian party 'Italia Viva' Matteo Renzi speaks to journalists during a press conference of the foreign press association, in Rome, I ...
Matteo Renzi geht hart mit der aktuellen Regierung ins Gericht.Bild: keystone

«Wieso werfen wir das Geld der Italiener auf diese Weise weg? Warum lassen wir die Strafverfolgungsbehörden in Albanien, wenn wir Personal in unseren Städten brauchen?», fragte Renzi und schlug vor, albanische Häftlinge von Italien in die Einrichtungen nach Albanien zu verlegen.

Meloni im Migrationszentrum

Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihre Regierung stehen unter Druck, weil sie ihre Vorgänger kritisiert haben, öffentliche Gelder für die Bewältigung der Migrationskrise einzusetzen.

Doch Meloni verteidigt ihr Vorhaben trotz aller Kritik: «Die Zentren für Migranten in Albanien werden funktionieren, auch wenn ich bis zum Ende der italienischen Regierung jede Nacht dort verbringen muss.»

Für Innenminister Matteo Piantedosi dienen die Zentren in Albanien primär der Abschreckung. Der grösste Teil der Migranten habe kein Anrecht auf Asyl und werde es sich daher zweimal überlegen, in ein Boot zu steigen, um dann in Albanien zu landen.

Auch dieses Jahr sind trotz eines deutlichen Rückgangs wieder mehr als 50'000 Menschen nach Überfahrten über das Mittelmeer an der italienischen Küste angekommen. (rst)

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168 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sarah.J.M.
30.12.2024 18:33registriert April 2024
Ja, Meloni's Plan geht nicht auf. Aber geht denn unser Plan hier in der Schweiz auf? Sind wir besser? Wie genau gedenkt die Schweiz sich diesem Problem anzunehmen? Durch aussitzen und hoffen, dass sich die Herausforderung von selbst erledigt? Was ist der Plan der Schweiz bzgl dem Umgang mit illegaler Migration und Rückführung von Menschen ohne gültige Aufenthaltstitel? Anstatt Häme und Schadenfreude bzgl Italien's Plan, wäre es da nicht eher angebracht, sich endlich mal ehrlich zu machen, dass wir in der Schweiz keinen Plan im Umgang mit Problemfällen und der illegalen Migration haben?
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Molson
30.12.2024 17:23registriert Juni 2014
Tatsächlich sind gemäss «Guardian» bislang insgesamt erst 24 Asylsuchende nach Albanien gebracht worden. Geblieben ist bislang keiner. Fünf verbrachten weniger als 12 Stunden in einem der Zentren, die übrigen rund 4 Tage

Da soll noch einer sagen da wird nicht speditiv gearbeitet 🤷🏻‍♂️
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James McNew
30.12.2024 21:54registriert Februar 2014
„Eine der grössten Farcen der Geschichte“ – auch bekannt als ganz normale Politik von (Rechts-) Populisten. 🤷🏻‍♂️

Es gibt keine einfache Lösungen für komplexe Probleme. Wer etwas anderes behauptet, lügt immer. Und wird leider trotz- oder deswegen gewählt. 🤷🏻‍♂️
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