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Österreichs Schauspiel-Legende Otto Schenk ist tot

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Otto Schenk wurde 94 Jahre alt.Bild: APA/APA

Österreichs Schauspiel-Legende Otto Schenk ist tot

09.01.2025, 13:0909.01.2025, 15:04
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Der österreichische Schauspieler, Theater- und Opernregisseur Otto Schenk ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Das bestätigte sein Sohn Konstantin Schenk der Deutschen Presse-Agentur. Schenk hat über Österreich hinaus auch in Deutschland und anderen Ländern zahlreiche Inszenierungen verantwortet.

Stationen waren die Opern und Theater in München, Düsseldorf, Berlin, Köln und Hamburg. An der Metropolitan Opera in New York inszenierte er den gesamten «Ring des Nibelungen» von Richard Wagner.

Anna Netrebko schätzte seine «lustige und unkomplizierte Art»

Seinen Durchbruch in der Oper feierte Schenk 1962 mit seiner Inszenierung von Alban Bergs «Lulu» an der Wiener Staatsoper. Es folgten Engagements an allen bedeutenden Häusern der Welt. Opernstar Anna Netrebko schätzte seine «lustige und unkomplizierte Art». Bekannt wurde er mit seinem nahezu pedantischen, detailverliebten Naturalismus. Seine Inszenierungen durften nie zu modern oder gekünstelt sein.

Fast zehn Jahre lang leitete er bis 1997 das Theater in der Josefstadt in Wien. Das Publikum liebte «den Schenk», der stets skandal- und allürenfrei lebte. «Man muss dankbar sein, dass man überschätzt wird», sagte Schenk einmal. Insgesamt stand er mehr als 70 Jahre lang auf oder hinter der Bühne. Noch im hohen Alter trat Schenk oft bei Lesungen auf.

Jüdischer Humor als «Kinderspielzeug»

Schenks Jugend war als Sohn eines Vaters jüdischer Herkunft von den Gräueltaten des Nationalsozialismus geprägt. «Der jüdische Humor, der grosse Überlebensversuch der jüdischen Schicksalsgemeinde, wurde mein Kinderspielzeug», schrieb Schenk in seinen Memoiren.

Nach Abbruch des Jura-Studiums stellte er sein darstellerisches Talent auf dem renommierten Max Reinhardt Seminar unter Beweis. Danach trat Schenk zunächst als Schauspieler und Kabarettist auf. Im Laufe seiner Karriere war er in mehr als 130 Rollen zu sehen.

Oft arbeitete er auch in Deutschland: An den Münchner Kammerspielen inszenierte er Horváth-Stücke, am Hamburger Schauspielhaus und am Münchner Residenztheater Shakespeare.

Grosse Trauer in Österreich

Die Trauer um den äusserst vielseitigen Künstler war gross. «Österreich verliert einen seiner grössten Publikumslieblinge», sagte Kulturminister Werner Kogler über Schenk. Er erinnerte an dessen zahlreiche Auszeichnungen wie das Grosse Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik. «Seine Präsenz war legendär, seine Pointen sassen, seine Gedanken bewegten», befand Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Die Wiener Staatsoper, wo Schenk 31 Inszenierungen verantwortete, charakterisierte den Verstorbenen als höchst einfühlsamen Regisseur: «Seine Arbeiten entstanden aus einer unvergleichlichen Spiel- und Ergründungslust, seine Sympathie und sein Mitgefühl für die grossen Figuren der Oper liess diese zum Leben erwachen.» Der Intendant des Senders ORF Roland Weissmann nannte Schenk einen «Universalkünstler».

Sein Sohn Konstantin, ein Dirigent, schätzt, dass sein Vater - er galt als Arbeitstier und arbeitete teils praktisch zeitgleich auf der Bühne, vor der Kamera und als Regisseur - rund 150 bis 200 Inszenierungen verantwortete. Nicht zuletzt die von Schenk gestalteten Opern «Der Rosenkavalier» und «Die Fledermaus» an der Bayerischen Staatsoper geniessen besonderen Stellenwert. (sda/dpa)

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