Tay-Mania in Miami. Gleich an drei Abenden in Folge machte Taylor Swift dem Hardrock Stadium vergangenes Wochenende die Aufwartung.
Die derzeit populärste Musikerin des Planeten ist auf der Zielgeraden ihrer «The Eras Tour», die im März 2023 in Arizona begann und im Dezember nach 150 Konzerten enden wird.
Zu Zehntausenden stehen sich die Swifties in Miami einen Tag vor dem ersten Gig die Beine in den Bauch, um sich mit Fanartikeln einzudecken. An den drei Konzerttagen ist das zwar auch möglich, von 4.30 Uhr morgens bis Mitternacht, aber nur für Fans, die ein Konzertticket haben.
Businessfrau Swift – geschätztes Vermögen: über eine Milliarde Dollar – macht es clever: Eine Auswahl ihrer Merchandising-Artikel gibt es nur vor Ort zu kaufen. Das erzeugt ein Gefühl von Exklusivität, die Freude darüber ist bei ihren Fans gross.
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Eingedeckt mit Pullis, Shirts, Plakaten und daher gut gelaunt, sind die ohnehin offenen Amerikaner gerne bereit, sich über Politik zu unterhalten. Politik und Taylor Swift? Das hat seine Gründe.
In einem ausführlichen Post auf Instagram hat sich Taylor Swift Mitte September gleich nach der TV-Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump zu ihren Wahlabsichten geäussert:
Ihre Fans rief Swift dazu auf, wählen zu gehen. Eine direkte Wahlempfehlung gab sie nicht ab. Aufgrund des eigenen Entscheids ist jedoch klar, welchen Namen sich die Musikerin von ihren Fans auf den Wahlzettel erhofft.
Das Vorgehen der 34-Jährigen erregte bei einigen Fans in Miami Unmut: «Sie soll sich um ihre Angelegenheiten kümmern, Songs singen und nicht für politische Kandidaten werben», sagte eine Frau, die extra aus dem Bundesstaat Virginia nach Miami gereist ist und ihren Namen nicht öffentlich lesen möchte.
Kamala Harris sei keine gute Person, noch schlechter als Joe Biden, deswegen werde sie Donald Trump wählen. Dies sei das kleinere Übel:
Trump werde die Steuern und auch sonst sämtliche Kosten senken, sodass sich die Menschen das Leben wieder leisten könnten. «Kamala Harris ist seit dreieinhalb Jahren im Amt und hat nichts für dieses Land erreicht. Im Gegenteil, sie lässt illegale Einwanderer in die USA», sagt die frustrierte Frau.
Auch Swift-Fan Alejandra kann mit Swifts Insta-Post wenig anfangen:
Natürlich habe Swift keine direkte Wahlempfehlung abgegeben, «man kann aber zwischen den Zeilen lesen». Wen sie selbst wählt, möchte die aus Venezuela stammende Alejandra nicht verraten. «Ich bleibe gegenüber anderen Menschen neutral», sagt sie mit einem Lachen.
Wie stark sich Swifts Einfluss auf den individuellen Wahlentscheid von Amerikanerinnen und Amerikanern auswirkt, dürfte schwierig zu erfassen sein. Die nackten Zahlen sind jedoch beeindruckend.
Auf Instagram folgen Swift 283 Millionen Menschen, den Post ihres Wahlentscheids haben über 11 Millionen Personen mit einem Like versehen. Gemäss einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Umfrage gaben 53 Prozent der Erwachsenen in den USA an, Fan von Swift zu sein. Die Hälfte der Swifties sind weiblich und Millennials, drei Viertel sind weiss.
Swift hat lange darauf verzichtet, sich politisch zu äussern. In den vergangenen Jahren hat sie jedoch immer wieder Stellung bezogen und ihre Fans aufgefordert, wählen zu gehen. 2020 hatte sich die Musikerin, wenn auch relativ spät, für Joe Biden als US-Präsidenten ausgesprochen.
Geht es nach Fan Jennifer aus New York, auch sie ist extra für ein Konzert nach Miami gereist, setzt sich Swift mit ihrer öffentlichen Unterstützung für Harris einem gewissen Risiko aus:
Ein Problem habe sie damit keines, so Jennifer. «Ich höre gerne, was andere Menschen denken, was ihre Ansichten sind. Nur weil sie Taylor Swift ist, heisst das nicht, dass mich ihr Entscheid in die eine oder andere Richtung beeinflusst.»
Jennifer ist registrierte Demokratin. «Das hält mich jedoch nicht davon ab, abweichend zu wählen, wenn es im Sinne meiner kleinen Gemeinschaft im Hinterland von New York ist.» Bei dieser Wahl sei der Fall jedoch klar:
Etwas drastischer drückt es Swift-Fan Steven in Miami aus:
Steven wählt Kamala Harris, weil sie nicht auf ausländische Diktatoren hereinfalle, die nur «Best Friends» mit dem US-Präsidenten sein möchten.
Dass die USA unter Trump in eine Diktatur abdriften könnten, glaubt Matt aus Orlando nicht. Der Familienvater ist morgens um 5 Uhr ins Auto gestiegen, um hier in Miami Fan-Artikel für seine Töchter zu kaufen, «ich bin ein richtiger Swiftie-Dad».
Am 5. November wählt Matt natürlich Donald Trump, wie er sagt. Auf Nachfrage, weshalb, kommt er in Fahrt:
Trump habe als erster Präsident seit Jahrzehnten in seiner Amtszeit weder einen Krieg begonnen, noch seien die USA unter ihm in einen kriegerischen Konflikt involviert gewesen:
Er sei als unabhängig registriert, erzählt Matt, und habe früher auch schon Kandidaten der Demokraten gewählt. Heute sei dies für ihn nicht mehr möglich:
Selbst seine Frau, eine «Hardcore-Demokratin», sei nun im Lager der Republikaner.
Nach diesen Gesprächen mit Swift-Fans lässt sich nicht festmachen, in welche Richtung das Pendel kippt. Die Momentaufnahme in Miami zeigt lediglich, dass Swifties nicht zwingend hinter Kamala Harris stehen. Die Frage ist am Ende: Sorgt Taylor Swift mit ihrem Wahlaufruf primär für eine höhere Wahlbeteiligung oder auch tatsächlich dafür, dass Kamala Harris mehr Stimmen erhält?
Dass Swifties extrem loyal sind, ihr Idol geradezu vergöttern, ist bekannt. Ob sich diese Loyalität auch auf den Wahlzettel übertragen lässt, ist hingegen offen.
Stimmt ich habe seine "concepts of a plan" vergessen.
Das solche Leute überhaupt selber auf die Strasse dürfen ist erstaunlich. 😂