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Die EU friert russisches Vermögen dauerhaft ein

Russian President Vladimir Putin attends a meeting with Igor Shuvalov, the chairman of the Russian state development corporation VEB.RF, at the Kremlin in Moscow, Russia, Tuesday, Aug. 5, 2025. (Mikha ...
Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte russische Machthaber Wladimir Putin dürfte am jüngsten Schachzug der Europäer keine Freude haben.Bild: keystone

Die EU friert russisches Vermögen dauerhaft ein – und lässt Orban und Co. auflaufen

Konkret geht es bei der jetzt getroffenen Entscheidung darum, zu verhindern, dass ein einzelnes EU-Land wie Ungarn mit einem Veto die Freigabe der eingefrorenen Mittel veranlassen kann.
12.12.2025, 19:0412.12.2025, 22:32

Die EU hat eine wichtige Grundlage für die Nutzung von russischem Staatsvermögen für die Ukraine geschaffen. 25 der 27 Mitgliedstaaten stimmten dafür, eine Rückübertragung von in der Europäischen Union festgesetzten Mitteln nach Russland unbefristet zu verbieten. Dagegen votierten Ungarn und die Slowakei.

Was ist das Ziel?

Langfristige Kredite für die Ukraine

Konkret geht es bei dem Vorhaben vor allem darum, zu verhindern, dass ein Land wie Ungarn mit einem Veto gegen EU-Sanktionsbeschlüsse die Freigabe der eingefrorenen Mittel veranlassen kann. Derzeit sind die russischen Zentralbankgelder über EU-Sanktionsbeschlüsse eingefroren, die alle sechs Monate einstimmig verlängert werden müssen.

Diese Regelung gilt als Hindernis für den Plan, die Mittel für langfristige Kredite an die Ukraine zu nutzen und nur dann eine Rückzahlung an Russland zu ermöglichen, wenn das Land nach einem Ende seines Angriffskriegs gegen die Ukraine Reparationszahlungen leistet.

Der nun in einem schriftlichen Verfahren getroffene Beschluss wurde per Mehrheitsentscheidung gegen den Willen von Ungarn und der Slowakei getroffen. Die beiden Länder argumentieren unter anderem, dass das Vorgehen der EU die Bemühungen von US-Präsident Donald Trump für ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine torpedieren könnte.

Die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas erklärte nach der Entscheidung, der Beschluss stelle sicher, dass bis zu 210 Milliarden Euro an russischen Mitteln auf EU-Boden blieben – es sei denn, Russland leiste der Ukraine vollständige Wiedergutmachung für die durch den Krieg verursachten Schäden. Man erhöhe damit den Druck auf Moskau, ernsthaft zu verhandeln.

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Die frühere Premierministerin von Estland, Kaja Kallas, ist nun EU-Aussenbeauftragte.Bild: keystone

Bundeskanzler Friedrich Merz teilte mit, er freue sich über «ein klares Signal europäischer Souveränität» und verwies darauf, dass am Ende sogar die zunächst kritischen Länder Italien und Belgien zustimmten.

Wie wird argumentiert?

EU-Staaten berufen sich auf Schwierigkeiten durch Krieg

Um das russische Geld unbefristet festzusetzen, berufen sich Deutschland und die zustimmenden EU-Staaten auf Artikel 122 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union. In ihm ist festgelegt, dass bei gravierenden Wirtschaftsschwierigkeiten in der EU mit sogenannter qualifizierter Mehrheit angemessene Massnahmen beschlossen werden können.

Dazu heisst es jetzt unter anderem, Russlands Krieg gegen die Ukraine sorge weiter für schwere wirtschaftliche Herausforderungen. Er habe unter anderem zu einem starken Anstieg der Preise für Öl, Gas und Lebensmittel geführt. Die Massnahmen der Mitgliedstaaten zur Abmilderung der sozialen und ökonomischen Folgen hoher Energiepreise beliefen sich in den Jahren 2022–2024 auf Hunderte Milliarden Euro.

EU-Ratspräsident António Costa erklärte nach dem Beschluss, im Oktober hätten Staats- und Regierungschefs bekräftigt, russische Vermögenswerte festgesetzt zu halten, bis Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine beendet und die verursachten Schäden kompensiert habe. Heute sei dieses Bekenntnis nun eingelöst worden.

Gipfeltreffen nächste Woche

Spätestens beim EU-Gipfel in der kommenden Woche hoffen Bundeskanzler Friedrich Merz und andere Befürworter des Plans, auch den belgischen Regierungschef Bart De Wever zu einer Zustimmung zur Nutzung der russischen Gelder bewegen zu können.

Ohne Belgien gilt die Umsetzung dieses Vorhabens als äusserst schwierig, weil der mit Abstand grösste Teil der russischen Mittel, die für die Ukraine genutzt werden sollen, von dem belgischen Unternehmen Euroclear verwaltet wird. Dabei geht es um etwa 185 der insgesamt 210 Milliarden Euro in der EU.

Welche Widerstände gibt es?

Belgische Regierung blockiert

Die belgische Regierung blockiert den Plan bislang mit Verweis auf rechtliche und finanzielle Risiken. So sieht sie unter anderem die Gefahr, dass Russland Vergeltung gegen europäische Privatpersonen und Unternehmen übt und etwa Enteignungen in Russland vornimmt.

Als Voraussetzungen dafür, dass Belgien ungeachtet der Gefahren doch mitmacht, hatte De Wever zuletzt drei Bedingungen genannt. Demnach muss garantiert sein, dass eine Vergemeinschaftung aller möglichen Risiken erfolgt und ab dem ersten Moment der Umsetzung des Plans ausreichend finanzielle Garantien bestehen, um potenziellen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.

Zudem forderte er einen umfassenden Liquiditäts- und Risikoschutz für alle durch den Plan betroffenen Bürger oder Unternehmen und eine Beteiligung aller anderen EU-Länder, in denen ebenfalls noch Vermögenswerte der russischen Zentralbank eingefrorenen wurden. Dazu zählen neben Deutschland nach Angaben der EU-Kommission Frankreich, Schweden und Zypern.

Nach einem Treffen mit dem britischen Premierminister Keir Starmer in London sagte De Wever am Freitag, man sei sich einig, dass man die Ukraine dabei unterstützen wolle, ein freies, demokratisches und souveränes Land zu bleiben. Auf EU-Ebene stünden sehr wichtige Entscheidungen an.

Russische Zentralbank verklagt Euroclear in Moskau

Die Zentralbank in Moskau kündigte unterdessen an, Euroclear zu verklagen. Als Gründe wurden aus russischer Sicht illegale und verlustbringende Handlungen des Depotverwalters, aber auch die erwogenen Mechanismen zur Nutzung russischen Vermögens genannt. Das Verfahren soll vor einem Moskauer Schiedsgericht laufen.

Ungarn hatte am Donnerstag mitgeteilt, man behalte sich das Recht vor, eine Überprüfung der EU-Entscheidung vor dem Gerichtshof der Europäischen Union einzuleiten. Die Regierung teilte dazu mit, sie sei «zutiefst besorgt über die jüngste Tendenz, einstimmige Entscheidungsverfahren im Bereich der gemeinsamen Aussen- und Sicherheitspolitik zu umgehen». Aus ungarischer Sicht sei Artikel 122 keine korrekte Rechtsgrundlage für die geplanten Massnahmen.

EU-Kommissar Valdis Dombrovskis sagte am Freitag, das Vorgehen sei vollständig mit dem EU-Recht und dem Völkerrecht vereinbar ist. Er verwies zudem darauf, dass Finanzinstitute, die immobilisierte russische Vermögenswerte hielten, vor Verfahren geschützt seien.

Merz empfängt Selenskyj am Montag
Im Ringen um einen Friedensplan für die Ukraine wird Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Montag den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und zahlreiche westliche Spitzenpolitiker in Berlin empfangen. Nach Wirtschaftsgesprächen will sich Merz mit Selenskyj zunächst austauschen, am Abend werden dann eine Reihe europäischer Staats- und Regierungschefs sowie die Spitzen von EU und Nato zu den Gesprächen hinzustossen, wie der Sprecher der Bundesregierung, Stefan Kornelius, mitteilte.
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Selenskyj und Merz bei einem früheren Treffen.Bild: keystone

(sda/dpa)

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Die beliebtesten Kommentare
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Puki
12.12.2025 19:22registriert August 2019
Danke EU.

Und die Schweiz...?
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JBV
12.12.2025 19:26registriert September 2021
Gut so!
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Belial
12.12.2025 19:06registriert April 2022
Sehr gut.
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