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Explosion auf der Krim – Ukraine zerstört russisches Treibstofflager

epa10598085 A still image taken from a handout video made available by the Governor of Sevastopol's Telegram channel shows a fire at an oil depot in Sevastopol, Crimea, 29 April 2023. The Governo ...
Laut der Ukraine hat eine Drohnenattacke zehn Öltanks auf der Krim zerstört. Bild: keystone

Gewaltige Explosion auf der Krim – Ukraine zerstört russisches Treibstofflager mit Drohnen

29.04.2023, 18:14
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Auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim ist nach Behördenangaben ein grosses Treibstofflager infolge eines Drohnenangriffs in Brand geraten. Es handle sich um einen Brand der Alarmstufe vier - «der schwersten von allen möglichen», schrieb Gouverneur Michail Raswoschajew auf seinem Telegram-Kanal. Die Flammen in der Hafenstadt Sewastopol erfassten demnach zwischenzeitlich eine Fläche von etwa 1000 Quadratmetern. Tote und Verletzte habe es nicht gegeben. Auch zivile Objekte seien nicht zu Schaden gekommen. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes hingegen wurden zehn Öltanks zerstört.

Die Explosion in der Stadt Sewastopol, wo sich die Basis der russische Schwarzmeerflotte befindet, ereignete sich am frühen Samstagmorgen. Laut Raswoschajew wurde sie durch einen Drohnenangriff ausgelöst. Zur Anzahl der eingesetzten Drohnen gab es widersprüchliche Angaben. Russische Militärblogger schrieben von bis zu zehn Flugobjekten, später war von bis zu sechs Drohnen des Typs Mugin-5 Pro die Rede. Diese Drohnen können bei bis zu sieben Stunden Flugdauer zwischen 20 und 25 Kilogramm Sprengstoff transportieren.

Parallel zur Attacke auf Sewastopol seien auch Objekte auf der Krim angegriffen worden, behauptete der von Moskau eingesetzte Statthalter der Halbinsel, Sergej Axjonow. Zwei Drohnen seien aber von der Flugabwehr abgefangen worden.

Beim Treibstoffreservoir selbst sind nach Angaben Raswoschajews die Überreste von zwei Drohnen gefunden worden. Doch nur eine habe das Tanklager erreicht, die andere sei im Anflug abgeschossen worden.

epa10598083 A still image taken from a handout video made available by the Governor of Sevastopol's Telegram channel shows firefighters deployed to extinguish a fire at an oil depot in Sevastopol ...
Der Brand konnte erst am Samstagnachmittag gelöscht werden.Bild: keystone

Erst am Nachmittag konnten die Flammen gelöscht werden. Wegen der Schwere des Brandes waren Dutzende Löschfahrzeuge und selbst ein Eisenbahn-Löschzug im Einsatz. Unterschiedliche Angaben gibt es zum Ausmass der Schäden. Der Brand sei auf vier Zisternen lokalisiert worden, sagte Raswoschajew russischen Medien.

«Das ist Gottes Strafe speziell für die getöteten Bürger in Uman, unter denen fünf Kinder sind»
Andrij Jussow, ukrainischer Militärgeheimdienst

Der ukrainische Militärgeheimdienst wiederum sprach von zehn zerstörten Öltanks. «Ihr Gesamtvolumen beträgt etwa 40 000 Tonnen», sagte Behördensprecher Andrij Jussow. «Das ist Gottes Strafe speziell für die getöteten Bürger in Uman, unter denen fünf Kinder sind», sagte er Bezug nehmend auf einen russischen Raketenangriff in der Nacht zuvor. Durch den Einschlag einer russischen Rakete in einem Wohnhaus in Uman waren 23 Menschen ums Leben gekommen.

Konkret hat Kiew die Verantwortung für den Anschlag in Sewastopol nicht übernommen. Gleichzeitig betonte Jussow, dass diese Explosionen weitergingen. Der Bevölkerung auf der Krim riet der Offizier, sich von Militärobjekten fernzuhalten. Das Treibstoffreservoir diente ihm zufolge der russischen Schwarzmeerflotte. Das russische Verteidigungsministerium zeigte derweil Bilder, wie Schiffe der Flotte Kalibr-Raketen auf Ziele in der Ukraine abfeuerten.

Vorbereitung auf Gegenoffensive

Angesichts der seit Wochen erwarteten ukrainischen Gegenoffensive sahen manche Beobachter in dem Luftschlag eine Vorbereitung dieser Offensive. «Der Gegner sucht Lücken in unserer Flugabwehr und nutzt dazu Drohnen», sagte der Direktor des Flugabwehrmuseums, Juri Knutow, russischen Medien. Während der Maifeiertage könnten solche Angriffe zunehmen, um Logistik und russische Nachschublinien zu schädigen, warnte er. Mit einer ähnlichen Taktik hatten die Ukrainer im vorigen Sommer ihre Offensiven vorbereitet. Durch den Beschuss wichtiger Treibstofflager und Munitionsdepots im Hinterland durch Himars-Raketen wurde die russische Armee damals deutlich geschwächt.

Knutow forderte als Antwort massive Angriffe gegen die ukrainischen Städte Mykolajiw und Otschakiw, wo die ukrainische Flotte stationiert ist. «Kiew muss erkennen, dass unsere Vergeltungsschläge wesentlich schmerzhafter sind als ihre Attacken», sagte der Militärexperte. Angesichts des bereits seit Herbst andauernden russischen Raketenterrors gegen ukrainische Städte ist aber kaum anzunehmen, dass sich Kiew dadurch von weiterem Angriffen abbringen liesse.

Gut 14 Monaten nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russland seine strategischen Ziele nicht erreicht. Allerdings hält Moskau einschliesslich der bereits 2014 annektierten Krim immer noch rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets. Kiew will mit einer erwarteten Grossoffensive nun weitere Gebiete zurückgewinnen. (sda/dpa)

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57 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ChriLu14
29.04.2023 18:21registriert Mai 2022
Sehr gut. Ich hoffe, das wird den Ukrainern noch oft gelingen..
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D.Enk-Zettel
29.04.2023 18:17registriert Oktober 2021
da wurde dem Russischen Bären aber gewaltig eins in die Schnauze gehauen und vor allem Feuer unter dem A..... gelegt.
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Hans Jürg
29.04.2023 20:16registriert Januar 2015
Es wäre ein sehr Leichtes, sich an Russland mit den selbem Methoden zu rächen. Aber genau dad macht die Ukraine nicht. Es werden nur militärische Ziele umd Nachschunswege angegriffen.

Die Ukraine weiss eben, dass man die Zivilbevölkerung nicht angreiffen darf.

Und genau wegen dieses Vorgehens sind die Ukrainer den Orks nicht nur militärisch, sondern moralisch haushoch überlegen.
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