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Russische Kamikaze-Drohne schlägt in Tschernobyl-Reaktor ein

Der Sarkophag um den Reaktor in Tschernobyl.
Der Sarkophag um den Reaktor in Tschernobyl.bild: screenshot x

Russische Kamikaze-Drohne schlägt in Tschernobyl-Reaktor ein

14.02.2025, 09:5414.02.2025, 16:04
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Die russische Armee hat in der Nacht zum Freitag das Atomkraftwerk in Tschernobyl (ukrainisch: Tschornobyl) mit einer Kamikaze-Drohne angegriffen. Nach Angaben von Ukraine-Präsident Selenskyj hatte die Drohne einen Kopf mit hochexplosivem Sprengstoff, der um ca. 1.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit in den Reaktor 4 einschlug.

Der betroffene Reaktor ist derjenige, der beim Atomunglück 1986 havarierte. Mehreren Berichten zufolge durchstiess die Drohne die nach dem Unglück errichtete Schutzhülle des Reaktors, den sogenannten Sarkophag. Das ausgebrochene Feuer konnte bereits gelöscht werden, wie Selenskyj auf X ausführte.

«Terroristische Bedrohung»

Die Schäden seien aber bedeutend, schrieb der ukrainische Präsident auf Telegram.

«Es gibt ein Land in der Welt, das solche Objekte attackieren kann, das die Territorien von Atomkraftwerken besetzt und Kampfhandlungen führt, ohne überhaupt über die Konsequenzen nachzudenken – und das ist das heutige Russland.»

Selenskyj bezeichnete den Angriff auf das AKW zudem als «terroristische Bedrohung für die ganze Welt». Die andauernden Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur würden demnach zeigen, dass sich Putin «definitiv nicht auf Verhandlungen» vorbereite, sondern «die Welt weiterhin täusche». Am Tag zuvor hatte sich der russische Präsident mit Donald Trump telefonisch über mögliche Friedensverhandlungen ausgetauscht.

Picture dated 09th May 1986 of the stricken reactor No. 2 of the Ukrainian nuclear power plant of Chernobyl after a major explosion occurred 26th April 1986 causing severe damages and radioactive fall ...
Der zerstörte Reaktor im Jahr 1986.Bild: EPA

Im damals sowjetischen Kernkraftwerk Tschernobyl explodierte am 26. April 1986 ein Reaktor. Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl gilt als weltweit schwerster Reaktorunfall. Wegen der Strahlung musste nicht nur das Kraftwerk stillgelegt, sondern auch anliegende Ortschaften evakuiert werden. Bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten erlitten Tausende Menschen schwere Strahlenschäden. Über dem ersten Schutzschild wurde mit internationaler Hilfe ab 2010 ein neuer Sarkophag gebaut, der offiziell 2019 eingeweiht wurde.

130 Drohnen-Angriffe​

Auch die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) berichtete von einer Explosion bei einem Sarkophag des ehemaligen Kernkraftwerks Tschernobyl. Die Strahlungswerte innerhalb und ausserhalb der Anlage seien normal und stabil. Die IAEA beobachte die Situation weiterhin.

Die Ukraine meldete weitere russische Drohnenangriffe in der Nacht. Von rund 130 Drohnen seien mehr als die Hälfte abgefangen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Laut dem Gouverneur der Region Odessa gibt es Schäden an der Hafeninfrastruktur. (pre)

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quelle: tass / tass
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137 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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banda69
14.02.2025 09:21registriert Januar 2020
...und man kann es nicht oft genug wiederholen:

Die SVPler haben Verständnis für Putin und unterstützen diesen aktiv.
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robo07
14.02.2025 09:17registriert März 2014
Die Russen gehen schon zur nächsten Eskalation über, bevor ihnen Trump den Sieg in der Ukraine offiziell zuschaufelt. Wir können uns alle vorstellen, wie es weiter geht …
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FAIK
14.02.2025 09:21registriert September 2015
Das ist ein Angriff auf ganz Europa und muss eigentlich mit einem sofortigen Einmarsch von Natotruppen in Russland beantwortet werden. Russland probiert immer weiter die Grenzen auszuloten und nun zu überschreiten. Europa muss geschlossen reagieren um ein weiteres Verschieben dieser Grenzen zu stoppen.
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