Der Pinkbus leistet, was die Bahn nicht kann: einen umsteigefreien Zweistundentakt zwischen Zürich und München und umgekehrt. Die Firma bietet seit Freitag bis zu 76 Fahrten pro Woche auf dieser Strecke an. Tickets gibt es für einen Weg ab umgerechnet 16 Franken, einen Zwischenhalt gibt es nicht. Die Fahrzeit wird mit 3 Stunden und 40 Minuten angegeben. Die Bahn legt die Strecke auf der schnellsten Verbindung in dreieinhalb Stunden zurück.
Das Pinkbus-Angebot wartet mit Gratis-WLAN und Gepäcktransport und kostenloser Umbuchung auf. Mit der Aufnahme der Strecke könne das Unternehmen sein Angebot «erstmals seit der Lockerung der Corona-Massnahmen wieder erweitern», heisst es in einer Mitteilung des Unternehmens, das 2019 gegründet wurde. Erstaunlich ist aber, wen Pinkbus als Partner gewinnen konnte.
Die Busse und Fahrer auf der Strecke stellt das Unternehmen Dr. Richard. Die österreichische Firma mit knapp 1600 Mitarbeitenden und Betriebshöfen in Österreich, München und Zürich ist das grösste eigentümergeführte Busunternehmen im deutschsprachigen Raum – und fuhr schon in den Jahren zuvor Fernbusse auf der Strecke, allerdings für Flixbus.
Nun hat sich Dr. Richard – zuvor einer der grössten Flixbus-Partner überhaupt – vom Marktleader losgesagt. Wie Pinkbus besitzt Flixbus keine eigenen Busse, sondern arbeitet mit lokalen Partnern zusammen. Diese erhalten dafür Zugriff auf das Buchungssystem, die Marke und das Marketing und werden am Gewinn beteiligt.
Dass Dr. Richard das Team gewechselt hat, hat unmittelbare Auswirkungen auf das Angebot von Flixbus auf dieser Strecke. An gewissen Tagen bietet Flixbus gar keine Express-Busse mehr zwischen Zürich und München ohne Zwischenhalt an, aber auch das Angebot mit Zwischenhalten wurde gegenüber der Vor-Corona-Zeit merklich zusammengestrichen.
Flixbus-Sprecherin Franziska Schleicher sagt, die Zusammenarbeit mit Dr. Richard auf der Strecke München–Zürich habe «in beiderseitigem Einverständnis» geendet. «In Österreich arbeiten wir aber weiterhin sehr erfolgreich zusammen.» Flixbus biete nach wie vor einen sehr attraktiven Fahrplan zwischen München und Zürich.
Sprecherin Schleicher verspricht einen weiteren Ausbau des Angebots ab Zürich mit mehr Direktverbindungen in den kommenden Wochen. Während der letzten zwei Jahre waren die Passagierzahlen von Flixbus wegen der Coronakrise eingebrochen. Wenn die entsprechende Nachfrage wieder da sei, werde Flixbus auch wieder mehr Fahrten anbieten, so die Sprecherin.
Bei den SBB nimmt man das Angebot von Pinkbus «zur Kenntnis». Ab dem 11. April würden neu sechs tägliche Zugverbindungen mit einer Fahrzeit von dreieinhalb Stunden angeboten. «Wir sind überzeugt, dass wir damit für Kundinnen und Kunden, die auch umweltfreundlich reisen wollen, ein gutes Angebot haben», sagt Sprecher Reto Schärli.
Für die Verkürzung der Fahrzeit mussten die Züge des Typs «Astoro» mit dem Zugbeeinflussungssystem ETCS Baseline 3 ausgerüstet werden, wie es in einer Mitteilung heisst. Dieses ermögliche kürzere Haltezeiten an den Grenzbahnhöfen. Bei der Ausrüstung der Züge sei es zu Verzögerungen gekommen. Nun sind genügend Züge mit der neuen Technik ausgerüstet.
Die Nachfrage auf der Strecke entwickle sich positiv. «Seit März ist die Nachfrage höher als 2019. Ein direkter Vergleich ist jedoch schwierig, weil das damalige Angebot nicht dem heutigen entsprach», sagt Schärli. Auch die Betriebsstabilität habe in den letzten Wochen gesteigert werden können. Nach dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember fielen die Züge auf dieser Strecke mit grossen Verspätungen auf.
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