Inmitten einer schweren Sicherheitskrise haben die Ecuadorianer den liberalkonservativen Staatschef Daniel Noboa für eine weitere Amtszeit wiedergewählt. Der Sohn eines schwerreichen Bananen-Unternehmers erhielt bei der Stichwahl 55,65 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt mitteilte. Seine linke Herausforderin Luisa González aus dem Lager des wegen Korruption verurteilten Ex-Präsidenten Rafael Correa kam demnach auf 44,35 Prozent.
«Das war ein historischer Sieg - es gibt keine Zweifel daran, wer der Gewinner ist», sagte Noboa nach der Bekanntgabe der Ergebnisse. «Ecuador verändert sich und hat einen neuen Weg gewählt. Dieser andere Weg wird dazu führen, dass es unseren Kindern einmal besser geht als uns.»
Die ehemaligen Präsidenten Guillermo Lasso und Lenín Moreno gratulierten Noboa zum Wahlsieg. Seine Rivalin zweifelte die Resultate allerdings an. «Wir erkennen das Ergebnis nicht an», sagte González vor ihren Anhängern. «Wir verlangen eine neue Auszählung und dass die Urnen geöffnet werden.»
Ihre Partei Revolución Ciudadana beklagte Wahlbetrug. Unterlagen seien manipuliert und Beobachtern sei der Zugang zu den Wahllokalen verwehrt worden, hiess es in einer Mitteilung. Der Leiter der Wahlbeobachtermission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Chiles Ex-Aussenminister Heraldo Muñoz, hingegen sagte, die Wahl sei ruhig und normal abgelaufen.
Die Herausforderungen für den 37 Jahre jungen Präsidenten sind enorm. Ecuador steckt in einer massiven Sicherheitskrise: Die Mordrate stieg von 5,8 Tötungsdelikten je 100'000 Einwohner im Jahr 2017 auf zuletzt 50,7. Mächtige Drogenbanden machen sich in dem einst recht sicheren Land breit, über die Pazifikhäfen werden grosse Mengen Kokain vor allem nach Europa und Asien geschmuggelt. Noboa verhängte den Ausnahmezustand und schickte die Streitkräfte in den Kampf gegen die Gangs.
Viele der knapp 18 Millionen Ecuadorianer sind zudem besorgt über die schlechte Wirtschaftslage. Seit vergangenem Jahr steckt das Land in einer Rezession, Armut und Arbeitslosigkeit haben zugenommen. Die Zahl der Auswanderungen ist so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr.
Noboa wurde erstmals im Oktober 2023 zum Präsidenten gewählt, nachdem sein Vorgänger Lasso nach zwei Jahren im Amt das Parlament aufgelöst und vorgezogene Neuwahlen angesetzt hatte. Mit damals 35 Jahren war er der jüngste demokratisch vom Volk gewählte Staatschef in der Geschichte Ecuadors. Da Noboa lediglich die reguläre Amtszeit von Lasso zu Ende führte, standen nun nach nur eineinhalb Jahren erneut Wahlen an.
Während Noboa zu Beginn seiner Präsidentschaft breite Unterstützung in der Bevölkerung genoss, machte sich zuletzt Unmut über seine Amtsführung breit. Kritik gab es unter anderem daran, dass er nicht - wie gesetzlich vorgeschrieben – während des Wahlkampfs sein Amt ruhen liess sowie an den massiven Einschränkungen der Grundrechte im Ausnahmezustand.
Noboa will nun die Sicherheitslage verbessern, die angeschlagene Wirtschaft beispielsweise mit Mikrokrediten für Kleinunternehmer ankurbeln und den Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung ausbauen. (dab/sda/dpa)