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Biden: US-Geheimdienste sollen Ursprung der Corona-Pandemie aufklären

The Wuhan Huanan Wholesale Seafood Market, where a number of people related to the market fell ill with a virus, sits closed in Wuhan, China, Tuesday, Jan. 21, 2020. Heightened precautions were being  ...
Bis anhin wird vermutet, dass das Coronavirus an diesem Markt in Wuhan vom Tier auf den Menschen übertragen wurde.Bild: AP

Biden: US-Geheimdienste sollen Ursprung der Corona-Pandemie aufklären

27.05.2021, 05:3227.05.2021, 15:06
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US-Präsident Joe Biden hat amerikanische Geheimdienste beauftragt, dem Ursprung der Corona-Pandemie auf den Grund zu gehen. Die bisherigen Untersuchungen hätten unterschiedliche Einschätzungen ohne abschliessende Folgerungen geliefert, hiess es am Mittwoch (Ortszeit) in einer schriftlichen Stellungnahme Bidens. Daher habe er die Geheimdienste angewiesen, ihre Bemühungen zu verstärken und binnen 90 Tagen einen weiteren Bericht dazu vorzulegen. Der Präsident offenbarte, dass das Szenario eines möglichen Laborunfalls in China – ein Vorwurf, den sein Vorgänger Donald Trump lautstark verbreitet hatte – zumindest in Teilen des US-Geheimdienstapparates für möglich gehalten wird.

Das Coronavirus war Ende 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan erstmals nachgewiesen worden. Seit langem kursieren unbelegte Mutmassungen, das Coronavirus könne aus einem Labor in Wuhan stammen und womöglich durch einen Unfall freigesetzt worden sein.

Trump und auch sein Aussenminister Mike Pompeo hatten in der Vergangenheit wiederholt behauptet, sie hätten Hinweise, dass das Virus aus einem Labor in Wuhan stamme. Trump hatte gesagt, womöglich sei ein «schrecklicher Fehler» geschehen: «Wahrscheinlich war es Inkompetenz, jemand war dumm.» Belege für die Anschuldigungen präsentierten aber weder er noch Mitglieder seiner Regierung.

Die Chinesen haben die Vorwürfe vehement zurückgewiesen. China hatte in den vergangenen Tagen auch einen Bericht des «Wall Street Journal» dementiert, wonach drei Wissenschaftler des Instituts für Virologie in Wuhan laut US-Geheimdienstinformationen im November 2019 so schwer erkrankten, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Die Regierung von Trumps Nachfolger Biden hat bislang stets weitere Untersuchungen zum Ursprung des Virus gefordert und tut das auch weiter. Allerdings gibt Biden der Laborunfall-These nun Raum und forciert die Suche nach Antworten.

Biden erklärte, er habe im März bereits einen ersten Geheimdienstbericht zum Ursprung der Pandemie in Auftrag gegeben – inklusive der Frage, ob das Virus durch einen menschlichen Kontakt mit einem infizierten Tier oder durch einen Labor-Unfall aufgekommen sein könnte. Diesen Bericht habe er inzwischen erhalten. Innerhalb des Geheimdienstapparates gebe es unterschiedliche Einschätzungen zu der Frage. Zwei Geheimdienststellen tendierten zur ersten These, eine andere Geheimdienststelle wiederum zur zweiten. Allerdings fehle es an Informationen, um die Szenarios abschliessend zu bewerten. Die Geheimdienste sollten nun weitere Informationen sammeln, «die uns einer endgültigen Schlussfolgerung näherbringen könnten».

Diese vorsichtige Formulierung lässt auch die Möglichkeit offen, dass es definitive Antworten womöglich nie geben könnte. Biden beklagte, dass in den ersten Monaten der Pandemie – also noch in der Amtszeit der Trump-Regierung – US-Inspektoren keinen Zugang vor Ort in China verschafft bekommen hätten. Dieses Versäumnis werde «immer jede Untersuchung» behindern.

Die US-Geheimdienste hatten im April vergangenen Jahres mitgeteilt, sie stimmten «mit dem breiten wissenschaftlichen Konsens überein, dass das Covid-19-Virus nicht von Menschen gemacht oder genetisch verändert wurde». Sie verwiesen damals aber auch darauf, dass sie weiterhin neue Erkenntnisse prüfen würden, um festzustellen «ob der Ausbruch durch den Kontakt mit infizierten Tieren begann oder ob er das Ergebnis eines Unfalls in einem Labor in Wuhan war».

Auch international gibt es grosse Bemühungen herauszufinden, wie die verheerende Corona-Pandemie ihren Anfang genommen hat. Die Weltgesundheitsorganisation WHO kam in einer im März vorgelegten Studie zu dem Schluss, dass das Virus ausser in Fledermäusen auch in Schuppentieren seinen Ursprung haben könnte. Die Theorie, dass es aus einem Labor entwichen sein könnte, bezeichneten die beteiligten Wissenschaftler dagegen als «extrem unwahrscheinlich».

Die USA zogen die Qualität der Untersuchung jedoch in Zweifel und forderten eine Fortsetzung der Nachforschungen. Sie warfen China ungebührliche Einflussnahme auf die daran beteiligten internationalen Experten vor. Peking habe die Untersuchungen kontrolliert und eingeschränkt, so der Vorwurf. So hätten die Wissenschaftler keinen Zugang zu kompletten Originaldatensätzen und Proben gehabt. Die internationalen Experten waren erst nach monatelanger Verzögerung durch chinesische Stellen Anfang des Jahres nach Wuhan gereist. (sda/dpa)

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So hat Wuhan in acht Tagen ein Spital gebaut
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So hat Wuhan in acht Tagen ein Spital gebaut
Vor neun Tagen machte dieses Bild die Runde um den Globus. Es zeigt, wie Bagger den Boden für zwei neue Spitäler in Wuhan vorbereiten.

quelle: epa / yuan zheng
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Coronavirus – Städte in Wuhan praktisch abgeschottet
Video: srf
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63 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ökonometriker
27.05.2021 08:59registriert Januar 2017
So lange man keine klare Beweiskette hat, sollte man alle möglichen Ursachen untersuchen und nichts aus politischen Gründen ausschliessen. Die Wissenschaft sollte frei und transparent arbeiten können. Die Machtspielchen der Politiker stören da nur.
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Pi ist genau Drei!
27.05.2021 09:49registriert Februar 2017
Man muss kein Aluhut sein, um grundsätzlich einmal alles was aus China kommt in Frage zu stellen. Natürlich heisst das aber auch im Umkehrschluss nicht, dass das Virus aus dem Labor stammt. Studien haben ja gezeigt, dass das COVID Genom dem Wildtyp entspricht. Bin auf den Bericht gespannt.
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tja
27.05.2021 09:57registriert Dezember 2018
Das die CIA vorab vor dem Gen-Labor gewarnt hatte und es genau da ausbrach, der misterös verstorbene chinesische Arzt, der als erstet den Vorfall veröffentlichte und die ebenso misteriös verstorbene Gentechnikerin, die behauptete fremde Gensequenzen im Virus beweisen zu können, lassen schon viel Spielraum für Verschwörungstheorien. Aber den Amerikanischen Geheimdiensten kann man genau so weit trauen wie dem chinesischen Staat... Somit bleibt es wie gehabt, jeder glaubt ein bisschen was er will.
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