In den letzten Tagen spielte sich eigentlich Gewöhnliches an ungewöhnlichen Orten ab: Farbige Polarlichter wurden am Himmel über Norddeutschland und Südengland beobachtet. Normalerweise kommt Aurora borealis (das Polarlicht auf der Nordhalbkugel) einzig an der Polarregion vor, also über Alaska, Kanada, Finnland, Island und Norwegen.
A coronal hole high speed stream arrived this evening combined with a rather fast coronal mass ejection leading to #Aurora sightings across the UK@MadMike123 in North Uist@Jon9tea in North Wales@paulhaworth in Cambridgeshire@alex_murison in Shropshire pic.twitter.com/8JhqxPbcFK
— Met Office (@metoffice) February 26, 2023
Polarlichter sind vereinzelt aber auch südlich dieser Länder zu sehen. So geschah es in der Nacht von Sonntag auf Montag: Meldungen zur Sichtung der Nordlichter kamen aus Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern, aber auch aus Südengland.
Solche Ereignisse bedingen, dass die Sonne überdurchschnittlich aktiv ist. Genau das passiert im Moment: In den vergangenen Tagen kam es zu mehreren Eruptionen auf der Sonnenoberfläche.
Polarlicht am 26.2.2023 um 22:31 MEZ in Vechta. @Kachelmannwettr pic.twitter.com/JiqsngWJGx
— Mark Vornhusen (DO8SWX) (@MarkVornhusen) February 26, 2023
Geomagnetische Stürme wie dieser treten in letzter Zeit häufiger auf, da sich der aktuelle Sonnenzyklus in den nächsten Jahren auf seinen Höhepunkt zubewegt. Dies hat das Potenzial, einer der stärksten Stürme in diesem Zyklus zu werden – obwohl es bei der Vorhersage des Weltraumwetters keine Garantien gibt, wie «Forbes» berichtet.
Ja, mindestens in der Nacht von Montag auf Dienstag und vielleicht auch darüber hinaus dürften erneut Polarlichter auf diesen eher tiefen Breitengraden entstehen. Da in Deutschland und auch in England gerade Hochdruckwetter herrscht, dürfte der klare Nachthimmel erlauben, das Spektakel noch einmal beobachten zu können.
Wie das Space Weather Prediction Center der US-Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOAA) schreibt, gab es am 24. und am 25. Februar jeweils starke sogenannte koronale Massenauswürfe. Ein koronaler Massenauswurf (Englisch: Coronal Mass Ejection, CME) ist eine Sonneneruption, die begleitet ist von einem signifikanten Ausstoss von Magnetfeld und damit von Plasmamasse aus der Sonne.
What a night, intense red auroras visible to the naked eye in Rostock tonight. This here was the back end of an amazing show! #Polarlicht_Rostock #aurora #nordlichter @treetanner @NightLights_AM @meteoHRO #rostock #Auroraborealis @Nordkurier pic.twitter.com/uATeB9KuDE
— Christian Hering-Junghans (@C_HJunghans) February 26, 2023
Die Strahlung der Sonneneruption selbst bewegte sich mit Lichtgeschwindigkeit und erreichte die Erde in weniger als zehn Minuten. Sie störte die Kommunikation für Seeleute, Funkamateure und andere Funker für fast eine Stunde, wie «Forbes» berichtet.
Allerdings waren es erst die CMEs und die damit verbundenen Mengen an Plasma, welche die Polarlichter später auslöste. Sie «reisen» viel langsamer als die Sonneneruptionen und brauchen einige Tage, um uns zu erreichen. Auch sie können magnetische Stürme auslösen, wenn sie auf die Erde treffen.
Die grösste je aufgezeichnete geomagnetische Störung, die vermutlich durch einen CME verursacht wurde, war der Sonnensturm von 1859. Dieser auch als Carrington-Ereignis bekannte Sturm legte Teile des damals neu geschaffenen Telegrafennetzes der Vereinigten Staaten lahm, löste Brände aus und versetzte einige Telegrafenbetreiber in Schrecken.
Die Sonne stösst neben Licht und Wärmestrahlungen konstant grosse Mengen an Materie ab. Durch stärkere Eruptionen, die regelmässig auf der Oberfläche stattfinden, wird diese Materie ins All geschleudert. Wissenschaftler sprechen hierbei vom sogenannten Sonnenwind.
Niedersachsen ist das neue Lappland. #Polarlicht https://t.co/qafzco4zqg
— Daniel Schrott (@DanielSchrott) February 27, 2023
Dieser Sonnenwind besteht in erster Linie aus Protonen und Elektronen – also aus elektrisch geladenen Teilchen. Erreicht er die Erde (nach etwa zwei bis drei Tagen Reise durchs All), trifft die Materie auf Sauerstoff- und Stickstoffatome in den oberen Schichten der Erdatmosphäre. Diese Reaktion löst, vereinfacht gesagt, eine elektrische Entladung aus, bei der unter anderem auch ein Leuchten am Nord- respektive am Südpol entsteht. Ist die Sonne besonders aktiv, beschränken sich die Nordlichter allerdings nicht nur auf die Pole – wie wir es gerade erleben.
Polarlichter können übrigens verschiedene Farben annehmen: Die gewohnten Farben sind rot, grün und blau. Daraus entstehen können aber auch Mischfarben wie violett, weiss und manchmal auch gelb. Welche Farben am Himmel beobachtbar sind, hängt von den unterschiedlichen Bestandteilen der Atmosphäre ab und auch von der Höhe, in der sich das Schauspiel ereignet.
(lak)
Nichts mit Polarlichter an der Nordsee. ._.