Leben
Interview

Genesen, geimpft, geboostert und trotzdem Corona: «Nicht so schlimm».

16 Grad und schönstes Wetter in Cagliari. Doch Stefano Carta darf nicht nach draussen. Auch nicht zurück in die Schweiz.
16 Grad und schönstes Wetter in Cagliari. Doch Stefano Carta darf nicht nach draussen. Auch nicht zurück in die Schweiz.Bild: Stefano Carta.
Interview

Genesen, geimpft, geboostert und trotzdem heisst es: «Cazzo Amore, du bist positiv»

04.01.2022, 19:5706.01.2022, 07:51
Mehr «Leben»

Eigentlich hätte Stefano Carta (38) heute seine neue Stelle antreten sollen. Doch der Italiener mit Wohnsitz in Zürich sitzt in Cagliari in seiner Wohnung fest: Ein Routine-Coronatest vor dem Neujahresfest war positiv ausgefallen. Damit ist er einer von vielen – und doch ist sein Fall interessant: Carta hatte bereits Corona, vor einem Jahr, danach wurde er geimpft und kürzlich geboostert. Deshalb fällt der Verdacht auf Omikron.

Herr Carta, wie geht es Ihnen?
Stefano Carta:
Mir geht es gut, danke! Ich bin ein bisschen müde. Tagelang alleine mit zwei kleinen Kindern in einer Wohnung verbringen, das laugt aus.

Beginnen wir von vorne – Sie wurden positiv auf das Coronavirus getestet, zum zweiten Mal ...
Wir erwarteten am 31. Dezember Gäste, und wie es sich gehört, testeten wir uns am Abend zuvor selbst. Danach drehte ich mir auf dem Balkon eine Zigarette und da hörte ich meine Frau rufen: «Cazzo Amore, dein Test ist positiv.» Ich dachte natürlich zuerst an einen Scherz. Leider sind die Scherze meiner Frau besser.

Und Ihre Frau?
Meine Frau war und ist weiterhin negativ. Zur Kontrolle wiederholte ich den Selbsttest – und war erneut positiv. Da begab ich mich sogleich in Isolation. Unsere Wohnsituation mit zwei Wohnungen gleich übereinander erlaubt uns das glücklicherweise.

Was ist mit den Kindern?
Wir verfügten zu dem Zeitpunkt nur noch über einen einzigen Selbsttest und entschieden uns, die ältere Tochter zu testen. Sie war ebenfalls positiv. Den nächsten Morgen verbrachten wir damit, sämtliche Apotheken in Cagliari abzutelefonieren, um an weitere Selbsttests zu kommen. Nur gerade eine Apotheke konnte liefern – einen einzigen Test. Aber der reichte. Auch mein Sohn war positiv. Seither befinde ich mich mit den Kindern in Quarantäne. Mit Walkie-Talkies reden wir mit der Mama im unteren Stock.

Wurde Ihr positiver Test weiter untersucht? Wissen Sie, ob es sich dabei um die Omikron-Variante handelt?
Nein, das wissen wir nicht. Aber wenn ich wetten müsste, würde ich darauf tippen. Ich wurde erst kürzlich geboostert – und ich habe meinen Geschmackssinn nicht verloren. Auch sonst fühlt sich die Erkrankung anders an als beim ersten Mal.

Was ist anders?
Ich habe nicht die geringsten Symptome. Rückblickend gab es vielleicht den einen Tag, an dem ich etwas mehr nieste als sonst, einen Tag mit ein bisschen Kopfschmerzen. Aber das ist rückblickend – jetzt, wo ich weiss, dass ich mich angesteckt habe. An den besagten Tagen wäre mir das aber nie und nimmer aufgefallen. Gut möglich, dass das auch nur Symptome meines Lebensstils während der Ferien waren (lacht).

Auf einer Skala von 1 für komplett unspürbar bis 10 für schwerste Symptome, wie würden Sie Ihre aktuelle Erkrankung benoten?
Nicht mehr als eine Zwei.

Und wie war das beim ersten Mal vor einem Jahr?
Damals hustete ich, die Nase lief und ich verlor den Geschmackssinn. Für einen Italiener ist das sehr mühsam während der Weihnachtszeit. Ich war ein paar Tage lang sehr müde, mir war schwindelig.

Welche Note hätten Sie gegeben?
Ich musste nicht ins Spital, aber es war sehr mühsam. Eine 6,5.

Hatten Sie später andere Beschwerden?
Ich weiss nicht viel über Long Covid – wie genau die einzelnen Symptome überhaupt Covid zugeordnet werden können, aber ich hatte danach einen Monat lang Probleme mit der Lunge. Ich liess mich testen und die Lungenfunktion war tatsächlich alles andere als befriedigend. Ich wurde einen Monat lang mit Cortison behandelt und ein weiterer Test fiel viel besser aus.

Ob es einen Zusammenhang zu Covid gibt, ist unklar. Auch meine Nase fühlte sich bis zum Sommer eigenartig an. Viel zu trocken. Die Ursachen dieser Beschwerden werden aber wohl nie ganz geklärt werden.

Nur schnell fürs Protokoll: Sie liessen sich danach impfen?
Selbstverständlich. Ich erhielt im Juli die erste Dosis, wurde dann aber am zweiten Impftermin mehr oder weniger forsch abgewiesen. Ich hätte vielleicht hartnäckiger sein müssen.

Aber Sie haben die zweite Impfung später doch noch erhalten?
In Form eines Boosters, ja. Aber das war nur die halbe Dosis am 14. Dezember. Ich erhielt beide Male Moderna ... Eine interessante Sache vielleicht noch: Während meiner ersten Covid-Erkrankung trank ich keinen Alkohol. Als ich mir später ein kleines Bier gönnte, als es mir wieder besser ging, wurde mir sofort schwindelig. Ich musste mich setzen. Eine solche heftige Reaktion auf Alkohol hatte ich vorher noch nie gespürt. Sicherlich nicht bei so kleinen Mengen.

Und jetzt?
Jetzt kann ich auch während der Erkrankung Bier trinken (lacht).

Es besteht also noch Hoffnung?
Sollte ich ein repräsentativer Fall sein, definitiv. Ich bin guten Mutes. Meine Erfahrungen decken sich mit den Dingen, die man so liest über Omikron.

Und wie geht es bei Ihnen weiter?
Von den Behörden habe ich keine Anweisungen gekriegt. Die sind hier in Italien aktuell total überfordert. Aber von Gesetzes wegen muss ich für zehn Tage in Quarantäne. Nach drei Tagen ohne Symptome kann ich mich im Fall eines negativen Tests in den Flieger setzen. Und genau das planen wir zu tun.

Dann wünschen wir Ihnen, den Kindern und der Frau weiterhin einen guten Verlauf und alles Gute!

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
BAG verteilt Torte zur Feier des Impffortschritts
1 / 11
BAG verteilt Torte zur Feier des Impffortschritts
Sicht auf ein Plakat des BAG, am Montag, 19. Juli 2021, auf dem Bundesplatz in Bern. Das BAG informiert, dass die Impfkampagne voranschreite, zudem können sich Personen spontan gegen Covid-19 impfen lassen.
quelle: keystone / peter schneider
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wüste Prügelei im jordanischen Parlament – wegen dem Wort «Frau»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
114 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Barth Simpson
04.01.2022 21:17registriert August 2020
Bis zum 31.12.2021 mussten laut BAG 299 Personen ins Spital, die bereits geboostert wurden. Angesichts der über 2,1 Millionen bereits verimpften Booster-Dosen entspricht dies 0,014 Prozent der geboosterten Personen.

Auch wenn man es sich gerne noch besser wünschen würde - ich traue lieber einem Wissenschaftler, der sich auch mal irrt, als irgendwelchen Irren, die auch mal Wissenschaftler spielen.
8315
Melden
Zum Kommentar
avatar
LAZIO1900
04.01.2022 20:54registriert März 2019
Cazzo.. Ich wäre auch gerne nach Rom, aber ich habs schweren Herzens nicht getan, ich dachte man sollte Kontakte vermeiden🤔
586
Melden
Zum Kommentar
avatar
Heini Hemmi
04.01.2022 21:16registriert November 2017
Er musste nicht ins Spital und gibt trotzdem eine 6,5. Wenn das kein echter Italiener ist! 😂😂😂
6319
Melden
Zum Kommentar
114
Alarm! Ist unsere Larissa von Promipaar besessen?
Folge 3: Der letzte Satz dieses Textes ist jetzt schon LEGENDE. Der Rest behandelt den Tod Gottes, den vielleicht mondänsten Ort im Aargau und Larissas diverse Neigungen.

Es gibt Menschen, die schreiben Bücher. Friedrich Nietzsche etwa schrieb in den 1880er-Jahren in eines seiner Bücher: «Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder?» Andere lassen sich lieber Tattoos auf die Haut schreiben.

Zur Story