Eigentlich hätte Stefano Carta (38) heute seine neue Stelle antreten sollen. Doch der Italiener mit Wohnsitz in Zürich sitzt in Cagliari in seiner Wohnung fest: Ein Routine-Coronatest vor dem Neujahresfest war positiv ausgefallen. Damit ist er einer von vielen – und doch ist sein Fall interessant: Carta hatte bereits Corona, vor einem Jahr, danach wurde er geimpft und kürzlich geboostert. Deshalb fällt der Verdacht auf Omikron.
Herr Carta, wie geht es Ihnen?
Stefano Carta: Mir geht es gut, danke! Ich bin ein bisschen müde. Tagelang alleine mit zwei kleinen Kindern in einer Wohnung verbringen, das laugt aus.
Beginnen wir von vorne – Sie wurden positiv auf das Coronavirus getestet, zum zweiten Mal ...
Wir erwarteten am 31. Dezember Gäste, und wie es sich gehört, testeten wir uns am Abend zuvor selbst. Danach drehte ich mir auf dem Balkon eine Zigarette und da hörte ich meine Frau rufen: «Cazzo Amore, dein Test ist positiv.» Ich dachte natürlich zuerst an einen Scherz. Leider sind die Scherze meiner Frau besser.
Und Ihre Frau?
Meine Frau war und ist weiterhin negativ. Zur Kontrolle wiederholte ich den Selbsttest – und war erneut positiv. Da begab ich mich sogleich in Isolation. Unsere Wohnsituation mit zwei Wohnungen gleich übereinander erlaubt uns das glücklicherweise.
Was ist mit den Kindern?
Wir verfügten zu dem Zeitpunkt nur noch über einen einzigen Selbsttest und entschieden uns, die ältere Tochter zu testen. Sie war ebenfalls positiv. Den nächsten Morgen verbrachten wir damit, sämtliche Apotheken in Cagliari abzutelefonieren, um an weitere Selbsttests zu kommen. Nur gerade eine Apotheke konnte liefern – einen einzigen Test. Aber der reichte. Auch mein Sohn war positiv. Seither befinde ich mich mit den Kindern in Quarantäne. Mit Walkie-Talkies reden wir mit der Mama im unteren Stock.
Wurde Ihr positiver Test weiter untersucht? Wissen Sie, ob es sich dabei um die Omikron-Variante handelt?
Nein, das wissen wir nicht. Aber wenn ich wetten müsste, würde ich darauf tippen. Ich wurde erst kürzlich geboostert – und ich habe meinen Geschmackssinn nicht verloren. Auch sonst fühlt sich die Erkrankung anders an als beim ersten Mal.
Was ist anders?
Ich habe nicht die geringsten Symptome. Rückblickend gab es vielleicht den einen Tag, an dem ich etwas mehr nieste als sonst, einen Tag mit ein bisschen Kopfschmerzen. Aber das ist rückblickend – jetzt, wo ich weiss, dass ich mich angesteckt habe. An den besagten Tagen wäre mir das aber nie und nimmer aufgefallen. Gut möglich, dass das auch nur Symptome meines Lebensstils während der Ferien waren (lacht).
Auf einer Skala von 1 für komplett unspürbar bis 10 für schwerste Symptome, wie würden Sie Ihre aktuelle Erkrankung benoten?
Nicht mehr als eine Zwei.
Und wie war das beim ersten Mal vor einem Jahr?
Damals hustete ich, die Nase lief und ich verlor den Geschmackssinn. Für einen Italiener ist das sehr mühsam während der Weihnachtszeit. Ich war ein paar Tage lang sehr müde, mir war schwindelig.
Welche Note hätten Sie gegeben?
Ich musste nicht ins Spital, aber es war sehr mühsam. Eine 6,5.
Hatten Sie später andere Beschwerden?
Ich weiss nicht viel über Long Covid – wie genau die einzelnen Symptome überhaupt Covid zugeordnet werden können, aber ich hatte danach einen Monat lang Probleme mit der Lunge. Ich liess mich testen und die Lungenfunktion war tatsächlich alles andere als befriedigend. Ich wurde einen Monat lang mit Cortison behandelt und ein weiterer Test fiel viel besser aus.
Ob es einen Zusammenhang zu Covid gibt, ist unklar. Auch meine Nase fühlte sich bis zum Sommer eigenartig an. Viel zu trocken. Die Ursachen dieser Beschwerden werden aber wohl nie ganz geklärt werden.
Nur schnell fürs Protokoll: Sie liessen sich danach impfen?
Selbstverständlich. Ich erhielt im Juli die erste Dosis, wurde dann aber am zweiten Impftermin mehr oder weniger forsch abgewiesen. Ich hätte vielleicht hartnäckiger sein müssen.
Aber Sie haben die zweite Impfung später doch noch erhalten?
In Form eines Boosters, ja. Aber das war nur die halbe Dosis am 14. Dezember. Ich erhielt beide Male Moderna ... Eine interessante Sache vielleicht noch: Während meiner ersten Covid-Erkrankung trank ich keinen Alkohol. Als ich mir später ein kleines Bier gönnte, als es mir wieder besser ging, wurde mir sofort schwindelig. Ich musste mich setzen. Eine solche heftige Reaktion auf Alkohol hatte ich vorher noch nie gespürt. Sicherlich nicht bei so kleinen Mengen.
Und jetzt?
Jetzt kann ich auch während der Erkrankung Bier trinken (lacht).
Es besteht also noch Hoffnung?
Sollte ich ein repräsentativer Fall sein, definitiv. Ich bin guten Mutes. Meine Erfahrungen decken sich mit den Dingen, die man so liest über Omikron.
Und wie geht es bei Ihnen weiter?
Von den Behörden habe ich keine Anweisungen gekriegt. Die sind hier in Italien aktuell total überfordert. Aber von Gesetzes wegen muss ich für zehn Tage in Quarantäne. Nach drei Tagen ohne Symptome kann ich mich im Fall eines negativen Tests in den Flieger setzen. Und genau das planen wir zu tun.
Dann wünschen wir Ihnen, den Kindern und der Frau weiterhin einen guten Verlauf und alles Gute!
Auch wenn man es sich gerne noch besser wünschen würde - ich traue lieber einem Wissenschaftler, der sich auch mal irrt, als irgendwelchen Irren, die auch mal Wissenschaftler spielen.