Es geschah zu Beginn der 60er-Jahre: Die blutjunge italienische Schauspielerin Claudia Cardinale drehte und drehte und drehte einen zukünftigen Klassiker nach dem anderen. Darunter: «Rocco und seine Brüder» und «Il Gattorpardo», beide mit Regisseur Luchino Visconti und Leinwandpartner Alain Delon.
Alle rauchten. Alle ausser Claudia. Und sehr bald auch Claudia. Sie liebte es. Sechzig Jahre lang habe sie geraucht, sagte sie jetzt in einem Interview mit dem «Corriere della sera», aber jetzt sei Schluss, «besser spät als nie».
Zwei Päckli habe sie jeden Tag geraucht und immer einen kleinen Klappaschenbecher in der Tasche mit sich getragen. 60 x 2 x 365 ergibt die unglaubliche Zahl von 43'800 Schachteln. Minimal aufgerundet sind das beeindruckende 44'000 Schachteln.
Schaut man sich das sizilianische Dekadenz- und Hitze-Epos «Il Gattopardo» heute an, so muss man sagen, dass Claudia Cardinale und Alain Delon in jungen Jahren wahrscheinlich zwei der schönsten Menschen waren, die wir jemals gesehen haben werden. Und natürlich versuchte Alain, Claudia zu verführen. Er war nicht ihr Typ. Doch sie blieben Freunde bis zu seinem Tod.
Heute lebt die Legende bei ihrer Tochter im französischen Nemours, betreibt eine Stiftung für zeitgenössische Kunst, zu der auch ein italienisches Restaurant gehört, in dem sie oft anzutreffen ist. Sie liebt es laut ihrer Tochter, zu singen und zu tanzen und grosse Gelage zu veranstalten. 44'000 Schachteln Zigaretten waren für sie offenbar kein Hindernis auf einem Weg in ein hohes, glückliches, lustvolles Alter.
(sme)