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Was du über den Black Friday wissen willst

People pass a shop advertising a Black Friday Sale on Oxford Street in London, Wednesday, Nov. 27, 2024. (AP Photo/Kirsty Wigglesworth)
Feiertag für Schnäppchenjäger: Der Black Friday steht bevor.Bild: keystone

Was du über den Black Friday wissen willst

Woher die verschiedenen Aktionstage kommen, was die beliebtesten Produkte sind und wie Rabatte auf das Hirn wirken. Und wie man dem Kaufrausch entgeht.
28.11.2024, 08:18
Maximilian Jacobi und Niklaus Vontobel / ch media
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Den Kopf einziehen hilft nichts. Wieder geht ein November zu Ende. Und wieder werden uns Sonderangebote um die Ohren gehauen. Hier erfährst du, was der Onlineshop Temu für einen Einfluss auf den Black Friday hat, wie dein Hirn auf Sonderangebote reagiert und du dich vor den Tricks der Händler schützen.

Woher kommen Black Friday & Co?

Der Black Friday kommt aus den USA. Die Rabatte wurden eingeführt, weil viele Amerikaner den Freitag nach Thanksgiving nutzten, um Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Warum er so heisst, ist unbekannt. Beliebte Erklärungen sind: Weil an diesem Tag die Händler schwarze Zahlen schreiben. Oder weil ihre Hände vom Geldzählen schwarz werden. Oder weil die konsumierenden Menschenmassen die Strassen schwarz färben. Manor führte als erster stationärer Händler den Black Friday 2015 in der Schweiz ein.

Der Cyber Monday kommt ebenfalls aus den USA. Er entstand als Antwort des Online-Handels auf den Black Friday. Er fällt immer auf den Montag nach dem Black Friday. Der Cyber Monday schwappte durch Online-Händler wie Amazon in die Schweiz – noch bevor der Black Friday sich hier durchsetzte.

Der Singles Day kommt aus China. Er findet immer am 11. November statt – dem 11.11. Die vier Einsen symbolisieren Alleinstehende. Er wurde wohl erstmals in den 1990er-Jahren gefeiert. Als Tag, an dem sich Single-Studenten beschenkten. Heute nutzen Onlineshops wie Shein oder Temu den Singles Day als Tiefpreis-Tag und tragen so den Brauch aus China in die Schweiz.

Warum es immer mehr Rabattschlachten gibt

Hat sich ein Datum als Aktionstag erst etabliert, bekommt man die Rabattaktionen kaum noch los. Zwar wäre es für ein Unternehmen von Vorteil, beispielsweise einen Fernseher zum herkömmlichen Preis zu verkaufen. Doch es weiss nicht, was die Konkurrenz plant. Und alles ist besser, als auf dem Fernseher sitzen zu bleiben. Also verkaufen sie lieber billig als gar nicht.

Dass Händler solchen Rabatt-Aktionen ausgeliefert sind, bestätigte auch der Manor-Chef Roland Armbruster. Vor einem Jahr sagte er im Interview mit CH Media: «Keine Rabatte anzubieten, geht heute nicht mehr.» Dabei war es Manor, der als erster Händler 2015 den Black Friday in die Schweiz holte. Man könnte sagen, das Warenhaus hat ein Monster erschaffen.

Was kaufen Konsumenten am Black Friday?

Welche Produkte zu Verkaufsschlagern avancieren, hängt immer von den Angeboten ab. Eine Auswertung der Google-Schlagwörter zeigt: Derzeit werden im Zusammenhang mit Black Friday besonders Handy-Abos gesucht, sowie Handys selbst, Tablets, Fernseher, Spielkonsolen, Kleider und Einrichtungsgegenstände.

Das bestätigt auch Julian Zrotz, Geschäftsführer der Schnäppchenplattform «Blackfridaydeals». Die bisherigen Daten für 2024 zeigen zudem eine grosse Nachfrage nach externen Festplatten, Kopfhörern und dem Halbtax, das Interdiscount zum halben Preis anbietet.

Temu und Shein verdrängen den Black Friday

40 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wollen heuer am Black Friday weniger Geld ausgeben als letztes Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Softwareunternehmens Salesforce. Die allgemein steigenden Kosten verderben Konsumentinnen und Konsumenten das Shopping-Budget, so die Studie.

FILE - Pages from the Shein website, left, and from the Temu site, right, are shown in this photo, in New York, Friday, June 23, 2023. Temu is suing rival Shein again. In a complaint filed Wednesday,  ...
Temu gehört zu den zehn meistgenutzten Online-Shops der Schweiz.Bild: keystone

Eine Studie aus Deutschland stellt ebenfalls ein sinkendes Interesse am Black Friday fest – aber aus einem weiteren Grund. Laut der Umfrage des Preisvergleichportals «Idealo» liegt das auch an chinesischen Shopping-Portalen wie Temu und Shein. Die ganzjährigen Tiefpreise senken das Bedürfnis nach den etablierten Rabattaktionen im November. Zum gleichen Schluss kommt eine Umfrage des Kölner Marktforschers IFH.

Billig-Websites wie Temu und Shein dürften auch hierzulande einen Einfluss haben. Temu vertreibt seine Produkte seit 2023 in der Schweiz. Bereits in ihrem ersten Jahr erwirtschaftete die Website einen Umsatz von 350 Millionen Franken – und landete unter den zehn meistgenutzten Online-Shops der Schweiz, noch vor dem virtuellen Laden der Migros.

Nutzen viele Konsumenten den Black Friday?

Das schwankt von Jahr zu Jahr. Verschiedene Umfragen prophezeien heuer jedoch geringere Umsätze als im Vorjahr. Ein Grund dafür könnte laut Prognosen der Preisvergleichplattform «Blackfridaydeals» die sinkende Konkurrenz sein: Viele Detailhändler wie M-Electronics, Sport X, Steg, Esprit und Microspot gingen pleite oder wurden verkauft. Dadurch sinkt der Druck, Sonderangebote zu lancieren.

Andere Umfragen nennen zudem die gesunkene Kaufkraft der Schweizerinnen und Schweizer. Auch die Inflation könnte also dem Detailhandel diesen November geringere Umsätze bescheren als im Vorjahr.

Welche Tricks wendet der Detailhandel an?

Die Rabatte werden auf einen kurzen Zeitraum künstlich verknappt. «Komm schnell, jetzt gleich», lockt der Handel, «dann gebe ich dir einen Rabatt». Zugleich wird der Kunde unter Zugzwang gesetzt: «Komm jetzt, oder du verpasst etwas; du wirst dich später ärgern, wenn du nicht zugreifst.» Die zeitliche Verknappung gehört zum Repertoire. Manchmal genügt dafür der simple Hinweis: «Solange der Vorrat reicht.»

Oder was im Englischen treffend «Christmas creep» genannt wird: Die Dekoration, die Musik, das ganze weihnachtliche Klimbim wird lange vor Dezember hochgefahren. So werden die Kunden frühzeitig in Einkaufsstimmung versetzt. Schnödes Shopping wird zum bahnbrechenden Ereignis stilisiert mit all dem Marketinggeplärr von Black Fridays, Single Days und Cyber Mondays. So wird eine Art von kollektiver Psychose geschaffen, amerikanische Experten sprechen von einer Herden-Mentalität. Alles rennt in die Läden, weil der Hype allgegenwärtig ist.

Wie können sich Konsumenten schützen?

Kunden, die aus der Rabattschlacht als Sieger hervorgehen wollen, sollten sich vor dem Gang in den Laden die eigenen Unzulänglichkeiten bewusst machen. Die Fähigkeit zu vernünftigem Handeln ist arg geschwächt, wenn Schnäppchen winken.

Denn ob Sie nun eine Linie Koks schnupfen oder Schnäppchen jagen, macht kaum einen Unterschied. Zumindest nicht laut Christian Elger. Der deutsche Forscher untersuchte die Hirnströme von Probanden, während sie digital einkauften. Elger entdeckte, dass das Hirn bei Schnäppchen das Glückshormon Dopamin ausschüttet. Und dass reduzierte Preise auf uns eine ähnliche Wirkung haben wie Drogen. In einem Interview sagte er einmal: «Rabattsignale funktionieren wie Kokain.»

Kundinnen und Kunden müssen sich also vor ihrem eigenen «Ich» schützen, das im Einkaufstaumel den schnellen Kick sucht. Dagegen hilft beispielsweise, sich vorher einen Einkaufszettel zu schreiben. Und sich dann eisern daran zu halten. Eine weitere Möglichkeit ist, sich vor dem Kauf Folgendes zu überlegen: Was sagen meine Freunde, Partnerin oder Partner, wenn ich ihnen vom Kauf erzähle?

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«Habe extra für Black Friday freigenommen» – Wir waren im Shoppi Tivoli
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