Der Abend begann in ruhiger Atmosphäre, während sich der Saal allmählich mit Gästen füllte. Zahlreiche Muffins wurden im Raum präsentiert; später wurden zehn davon mit Kerzen versehen und feierlich in die Mitte des Saals getragen. Dies leitete den gemeinsamen Gesang von “Happy Birthday Pflegidach” ein und schuf eine festliche Stimmung. In seiner anschließenden Rede blickte Stephan Diethelm auf die Entstehung und Entwicklung des Pflegidachs zurück, erinnerte an Höhepunkte und sprach über die Herausforderungen, insbesondere während der Coronapandemie. Auch der Vizepräsident des Vereins Pflegi-Muri ergriff das Wort, lobte die Arbeit und überreichte einen prächtigen Blumenstrauß als Zeichen des Dankes.
Petros Klampanis‘ Spiel am Kontrabass – mal sanft gezupft, mal mit kraftvollen Bögen gestrichen – setzt den Grundton für die Stücke, die oft mit schwebenden Klavierlinien und dezent akzentuiertem Schlagzeug ergänzt werden. Als Bandleader sorgt Klampanis für das harmonische und rhythmische Fundament, doch sein Bassspiel ist weit mehr als Begleitung. Oft übernimmt er melodische Linien und erzählt mit seinen Tönen eine eigene Geschichte. Kristjan Randalu bringt mit seinem Piano Tiefe ins Geschehen. Er setzt auf unerwartete Pausen, dichte Harmonien und eine feine Balance zwischen Zurückhaltung und Ausdruck. Ziv Ravitz – oft der Publikumsliebling – verleiht der Musik Dynamik, mal minimalistisch, mal explosiv. Dieses Trio begleitet sich nicht, sondern agiert miteinander. Seine Musik ist virtuos, technisch anspruchsvoll, aber nie überladen. Das Publikum spürt die Dynamik, das Wechselspiel zwischen leisen, gefühlvollen Momenten und kraftvollen Höhepunkten. Mit Kontrabass, Klavier und Schlagzeug entfaltet das Trio eine besondere Intimität und ermöglicht den Zuhörenden eine unmittelbare Nähe zur Musik.
Mit “Latent Info”, seinem neuesten Album, widmet sich Petros Klampanis einem Thema von hoher gesellschaftlicher Relevanz: den leisen Stimmen, die in der digitalen Informationsflut untergehen. Doch das Werk ist weit mehr als nur eine Reflexion über unsere mediale Gegenwart – es ist eine Auseinandersetzung mit seiner eigenen Lebensrealität zwischen zwei Welten: Athen und New York. Zwei Metropolen, die unterschiedlicher kaum sein könnten und doch beide sein musikalisches Denken prägen.
Klampanis lebt, wie er beschreibt, in zwei Welten. Athen, die Stadt der Geschichte, ein Ort, an dem sich Vergangenheit und Moderne überlagern, wo Tradition als Grundlage dient und das Verweilen oft wichtiger erscheint als das Fortschreiten. Und New York, die Stadt der Zukunft, getrieben von Innovation, Geschwindigkeit und dem ständigen Streben nach Neuem. Dieses Spannungsfeld macht “Latent Info” mehr als nur zu einer musikalischen Sammlung – es macht es zu einem Statement.
Das Konzert von Petros Klampanis im Pflegidach Muri bot eine einzigartige In-the-Round-Performance, bei der das Publikum die Musiker ringsum umgab. Dieses Setting, besonders im Jazz geschätzt, schuf eine außergewöhnliche Nähe zwischen Künstlern und Zuhörern, sodass die Zuschauer nicht nur passive Gäste waren, sondern sich mitten im Geschehen fühlten – fast als wären sie ein Teil der Musik selbst. Auch für die Musiker stellte diese Anordnung eine außergewöhnliche Erfahrung dar.
Viele Gäste empfanden den Abend als kurzweilig; einige bemerkten, das Konzert habe sich angefühlt, als wären erst 30 Minuten vergangen, obwohl es deutlich länger dauerte. Unter den Anwesenden befanden sich auch andere griechische Bassisten, die Klampanis als große Inspiration betrachten. Bei den Zuhörern war die Faszination zu spüren; viele wirkten überwältigt von der emotionalen Tiefe und der meisterhaften Darbietung. Diese Begeisterung und das gemeinsame Erleben schufen eine Atmosphäre, die noch lange nach dem letzten Ton nachhallte.