Das Konzert war definitiv ein Jazz-Event der besonderen Art. Das portugiesische Paar freute sich schon lange auf den Auftritt in Muri, denn die kleine Turnhalle, die am Abend zum Konzertsaal wurde, hat laut Serpa «einen Namen in New York». Daher ist es kein Wunder, dass Woche für Woche Weltklasse-Musiker wie Serpa und Matos in das kleine Dorf kommen, um ihre Musik zu präsentieren.
So beschreibt eine regelmässige Besucherin des Pflegidachs die Musik von Serpa und Matos. Tatsächlich haben die beiden einen unverwechselbaren Stil, der vielen Besuchern neu und ungewohnt erschien. Serpa verwendete ihre Stimme nicht primär, um Emotionen durch einen Text zu vermitteln, sondern vielmehr als ein weiteres Instrument, das in harmonischem Einklang mit der Gitarre stand oder durch dissonante Töne überraschte und zum Nachdenken anregte. Diese ungewöhnliche Herangehensweise an Musik faszinierte und forderte das Publikum gleichermassen heraus.
Serpa und Matos haben sich zum Ziel gesetzt, das Publikum zum Träumen anzuregen. Der reduzierte Einsatz von Texten und die minimalistische Herangehensweise bieten viel Raum für persönliche Interpretation. Die spärlichen Texte ermöglichen es den Zuhörern, eigene Gedanken und Bilder zur Musik zu entwickeln, wodurch sie tiefer in die Atmosphäre eintauchen und ihre eigenen Emotionen entfalten können.
Wenn die Songs mal Text beinhalteten, war dieser einfach und für jeden verständlich. Der Text «Fliege weniger, versuche weniger, verlangsame, laufe mehr» vermittelt eine tiefgehende Botschaft der Entschleunigung und des bewussteren Lebens. In einer hektischen Welt erinnert diese Botschaft daran, die kleinen Momente im Leben wertzuschätzen. Serpas Musik wird so nicht nur zu einem akustischen Erlebnis, sondern auch zu einer Anregung, über das eigene Leben nachzudenken und allenfalls Veränderungen vorzunehmen.
Die Sängerin kümmert sich nicht nur um Nachhaltigkeit, sondern setzt sich auch stark für Diversität und Inklusion in der Musikbranche ein. Neben ihrer erfolgreichen Karriere als Jazzsängerin bietet Serpa regelmässig Gesangskurse an, die für Menschen aller Altersgruppen und Geschlechter offen sind. Besonders wichtig ist ihr die Unterstützung von Frauen und Non-Binary Personen, damit auch diese eine Plattform in der Musik erhalten. Serpa liebt das Unterrichten genauso wie das Singen.
Sie möchte ihren Schülern die gleiche gute Lehrerfahrung bieten, die sie selbst in ihrer Ausbildung genoss. Ihr Ziel ist es, eine ebenso inspirierende und unterstützende Lehrerin zu sein wie die, die sie damals geprägt hatten. Durch ihre Arbeit will Serpa nicht nur Talente fördern, sondern auch ein vielfältiges und inklusives Umfeld schaffen, in dem sich alle Künstlerinnen und Künstler entfalten können.
Das Duo ging mit seiner unkonventionellen Musikrichtung ein gewisses Risiko ein, das im Publikum spürbar wurde. Sara Serpa und André Matos wählten einen Ansatz, der nicht jedem sofort zugänglich war. Die spärliche Verwendung von Texten und die experimentelle Kombination von Gesang und Gitarre führten bei einigen Zuhörern zu Verwirrung. Für andere dagegen stellte… Dennoch stellte der aussergewöhnliche Stil für andere eine erfrischende Neuerung dar, während manche mehr lyrische Inhalte und traditionelle Jazz-Elemente erwartet hatten.
Dieses Wagnis sorgte für gemischte Reaktionen im Publikum, doch Serpa und Matos bleiben ihrem Motto treu, dass es sie nicht stört, was andere von ihnen denken. Ihr Erfolg und die Tatsache, dass sie von ihrer Musik leben können, beweisen, dass es sich lohnt, Grenzen zu überschreiten., denn selbst wenn die Musik nicht jedermann im Pflegidach begeisterte, traf das Paar aus New York selbst am anderen Ende der Welt auf Zuhörer, die sich von ihrer Musik begeistern liessen.