Ein Besuch in einem Multiplex-Kino ist heutzutage ohne 3-D-Brille nicht nur undenkbar, sondern auch teuer. Denn für die Extra-Dimension müssen Zuschauer einen Aufpreis zahlen. Bei den Kinos der Kitag AG kostet ein Ticket für einen gewöhnlichen Film 18 Franken, für einen 3-D-Film dagegen 20 Franken. Auch an den Kassen der Arena Sihlcity beträgt der 3-D-Zuschlag zwei Franken, während man bei Pa thé für 3-D-Filme sogar drei Franken mehr zahlt (22 statt 19 Franken). Und wer keine 3-D-Brille hat, muss sie sich für drei Franken kaufen. Bis zu 25 Franken kann ein 3-D-Film kosten – ein teures Vergnügen.
Nur einige wenige 3-D-Filme bieten für diese Zusatzkosten auch wirklich ein aussergewöhnliches Kinoerlebnis. Filme wie «Avatar» (2009), «Hugo» (2011) oder «Life of Pi» (2012). Man kann sie «echte 3-D-Filme» nennen, denn solche Werke sind schon von Anfang an in drei Dimensionen angedacht: Noch bevor mit 3-D-Kameras die erste Einstellung gedreht wird, gestalten die Macher ihre Bilder mit Storyboards und Vor-Visualisierungen mit der zusätzlichen Dimension.
Regiegrössen wie Ang Lee und Martin Scorsese haben sich erstaunt gezeigt über die unzähligen neuen Möglichkeiten, die ihnen 3-D ermöglicht. Scorsese glaubt, dass das dreidimensionale Geschehen die Zuschauer tiefer hineinzieht. Bei seinem oscarprämierten 3-D-Film «Hugo» beobachtete er, «wie sich das Publikum mehr um die Figuren sorgt». Scorsese, Lee und 3-D-Pionier James Cameron sind Filmkünstler, die in der dritten Dimension eine völlig neue Filmsprache entdeckt haben. Von der ersten bis zur letzten Sekunde inszenieren sie ein spürbar anderes Raumerlebnis.
Weil das teuer und aufwendig ist, bildet ihre Arbeit aber die grosse Ausnahme. Die meisten Filme, die im Kino in 3-D laufen, sind «falsche 3-D-Filme». «Godzilla» beispielsweise, oder «The Amazing Spider-Man 2», «Transcendence», «Noah» und «Captain America 2» – um nur Titel aus den vergangenen zwei Monaten zu nennen. Geplant und gefilmt wurden sie wie herkömmliche, flache Filme – und dann hinterher per Computer in 3-D umgewandelt. Rechenleistung statt künstlerische Bildgestaltung.
Ob ein Film in 3-D gedreht oder später hochgerechnet wurde, steht nirgends angeschrieben. Den teuren Aufpreis bezahlen Kinogänger aber in beiden Fällen. Mit dem Etikettenschwindel verdienen sich Filmstudios eine goldene Nase. Dank ausgeklügelter Software kostet sie die 3-D-Umwandlung eines Zweistunden-Films nur etwa 3 Millionen Dollar. Demgegenüber steht ein Gewinn in astronomischer Höhe.
Mit dem 3-D-Aufpreis generieren die Studios Mehreinnahmen von etwa 11 Prozent. Wenn der erfolgreichste falsche 3-D-Film «The Avengers» (2012) also weltweit über 1,5 Milliarden Dollar eingespielt hat, dann wurden 167 Millionen davon alleine mittels 3-D-Zuschlag erzielt. Selbst an einem durchschnittlichen Blockbuster verdienen die Studios noch über 40 Millionen Dollar.
Diese falschen 3-D-Filme sind ein Schwindel. Sie setzen nicht auf ein innovatives Raumerlebnis, sondern vor allem auf billige Gimmicks – zum Beispiel auf Gegenstände, die Richtung Zuschauer fliegen. Ansonsten sind sie kaum zu unterscheiden von normalen Flachfilmen – ausser durch die lästige Brille und den saftigen Aufpreis.