Er liebt bayerisches Bier und die französische Kulturwelt und ist doch durch und durch Amerikaner: Der Künstler Jeff Koons wird geschmäht, bewundert und besonders gern gekauft. Am 21. Januar wird er 60.
Wer Jeff Koons, zumindest äusserlich, näher kennenlernen will, kann ihn nackt sehen. Riesengross bedecken seine Aktbilder mit der italienischen Pornodarstellerin Cicciolina Wände in Museen. Die Bilder sind ganz typisch und zugleich ganz untypisch für Koons.
Untypisch, weil seine Kunst sonst anders ist: quietschbunt, witzig, familientauglich. Und typisch, weil der Mann sich immer zu vermarkten wusste. Damit hat es Koons zum ebenso verehrten wie belächelten und vor allem zum teuersten lebenden Künstler der Welt geschafft.
Für Kunst hatte sich Jeff Koons schon als Kind interessiert und als junger Mann soll er extra nach New York gepilgert sein, um sein Idol Salvador Dalí in einem Hotel aufzusuchen. Dessen dünnen Bart kopierte er als junger Mann, mit knallroten Haaren wollte er vor allem auffallen. Heute trägt Koons teure, aber konservative Anzüge, lächelt viel und grüsst jeden höflich. Er erinnert eher an den Filialleiter einer Bank als an einen Künstler von Weltruhm.
Aber jetzt kann er sich ein Leben ohne Allüren auch leisten. Koons wird nicht nur auf der ganzen Welt ausgestellt, er wird vor allem in die ganze Welt verkauft. Seine bunten Skulpturen erzielen Millionenpreise, oft zweistellig. Und seit sein «Balloon Dog (Orange)» in New York im November 2013 für 58.4 Millionen Dollar versteigert wurde, ist er auch der teuerste lebende Künstler.
«Ich glaube nicht, dass Künstler wirklich an Geld interessiert sind. Das ist nicht die Motivation für Kunst», sagte Koons einmal. Das überrascht, beherrscht er doch perfekt die Eigenvermarktung.
Schliesslich begann auch die Ehe mit Pornodarstellerin Cicciolina als Kunstprojekt. Und seine bislang letzte Arbeit war für eine Modekette, die Koons noch mehr vermarktet als er sich selbst. «Vieles von meinem Schaffen ist Verkaufen», räumte er auch einmal ein. «Denn das macht unabhängig und gibt Freiheit.»
Teuer, sehr teuer
Er denke jede Minute an seine Kunst, sagt Koons. Gerade hat das New Yorker Whitney Museum eine gewaltige Retrospektive seiner Arbeit gezeigt – inklusive des splitternackten Künstlers mit Cicciolina.
Doch die meisten Arbeiten von Koons haben Witz und sind quietschbunt. Etwa die Popeye-Figur oder der silberne Spielzeugzug – und vor allem natürlich seine Ballontiere. Nur sind sie aus Metall und gross wie ein Kleinwagen. Und teuer, sehr teuer.
Immer wieder werfen Kritiker Koons Beliebigkeit vor, ja sogar das Wort Kitsch fällt nicht selten. Immer wieder muss er sich gegen Plagiatsvorwürfe wehren. Kritik an seiner Arbeit lässt ihn nicht kalt, aber er versucht darüberzustehen. «Niemand kann mir jetzt etwas», sagte er nach seinen ersten Millionenverkäufen. «Ich bin Jeff Koons und meine Kunst schützt mich.»
(sda/dpa/lue)