Schottland hat gewählt. Die Abstimmungskarte der 32 Council Areas offenbart vor allem eines: Die regionalen Unterschiede halten sich in Grenzen.
Ein Stadt-Land-Graben, wie man ihn in der Schweiz oft sieht, hat sich nicht aufgetan. Glasgow und Dundee, die grösste und viertgrösste Stadt Schottlands, stimmten Ja. Edinburgh und Aberdeen, die zweit- und drittgrösste Stadt, lehnten die Unabhängigkeit hingegen ab.
Auch mit der Entfernung zu England ist nichts zu holen: Die Ablehnung ist direkt an der Grenze ebenso hoch wie in den weit entfernten Orkney Islands.
Drei der vier Council Areas, wo eine Mehrheit für die Unabhängigkeit stimmte, liegen in der Region um Glasgow. Die unter der Regierung Thatcher in den 1980er Jahren forcierte Deindustrialisierung prägt diesen Landstrich bis heute. Entsprechend gross sind die Ressentiments gegenüber London und der regierenden Konservativen Partei, der auch Thatcher angehörte.
Dasselbe lässt sich über Dundee sagen, das damals von der Schliessung der Werften hart getroffen wurde. Hier dürfte die Hoffnung auf einen grösseren Anteil an den Bodenschätzen Schottlands verfangen haben. Sinnigerweise stimmte in Aberdeen – Zentrum der schottischen Öl- und Gasindustrie – eine Mehrheit gegen die Unabhängigkeit.
55 Prozent sagten Nein, 45 Prozent Ja, doch eine klare Kluft durch die schottische Gesellschaft lässt sich nicht ausmachen. Ob Faktoren wie Alter, Migrationshintergrund und Parteibuch ausschlaggebend waren, werden Wähleranalysen in den kommenden Tagen zeigen.