«Undenkbar» hält es SVP-Bundesrat Ueli Maurer, dass als Folge der Zuwanderungsinitiative die bilateralen Verträge gekündigt werden. Daran haben aus seiner Sicht weder die Schweiz noch die EU ein Interesse. Derweil setzt sich die Diskussion über die Umsetzung der Initiative fort.
Drohungen seitens der EU wie die Verhandlungsblockaden zur Forschung oder dem Studentenaustausch werden aus Maurers Sicht überbewertet. Die Reaktionen in der EU seien uneinheitlich, sagte Maurer in einem Interview mit der Zeitung «Schweiz am Sonntag».
Er geht davon aus, dass auch die anstehenden Wahlen eine Rolle spielen: «Bis zu den Europa-Wahlen im Mai wird nicht viel laufen, danach ist man bereit, mit der Schweiz konstruktiv zu sprechen.» Auch wenn es jetzt heisse, das Freizügigkeitsabkommen sei nicht verhandelbar, «versuchen wir es trotzdem», hielt er weiter fest. Die Schweiz müsse nun ihre Position selbstbewusst vertreten.
Auf einen konkreten Lösungsansätze will sich Maurer nicht festlegen, wie er der «SonntagsZeitung» sagte. Dafür laufen dazu heisse Diskussionen unter Parlamentariern und Interessenvertretern. Aus der Wirtschaft ertönt weiter der Ruf nach einer möglichst flexiblen Handhabung der Kontingentszahlen, die als Höchstzahlen interpretiert werden sollen.
Es könnten zum Beispiel Kontingente greifen, wenn die Zuwanderung eine gewisse Schwelle überschreite, sagte Hans Hess, Präsident des Verbandes der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (Swissmem), in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». «Das wäre eine Art ‹Ventilklausel 2›.»
FDP-Präsident Philipp Müller schwebt für die Wirtschaft eine unterschiedliche Behandlung der Branchen beim Inländervorrang vor. Wo Fachkräfte fehlten, solle der Bund den Vorrang pauschal aufheben, sagte der Aargauer Nationalrat in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Im Gastgewerbe, in dem die Zuwanderung trotz Arbeitslosigkeit hoch ist, sollten die Arbeitgeber dagegen zeigen müssen, dass kein Inländer für einen Job gefunden werden konnte.
Um die Zuwanderung einzudämmen, schlägt Müller vor, den Familiennachzug zu beschränken, die Asylverfahren zu beschleunigen und vorläufig Aufgenommene strikter in ihre Heimatland zurückzuführen, wenn dies möglich ist. Ausserdem plädiert Müller dafür, dass der Bundesrat und nicht das Parlament die Kontingentszahlen bestimmen soll. Täte dies das Parlament, gäbe das «einen Basar, als würden die Räte über den Wechselkurs des Frankens diskutieren», sagte Müller. Zudem würde noch ein Referendum drohen.
Als weitere Möglichkeit wird in den Diskussionen auch immer wieder vorgebracht, die Kontingentsforderung mit einem Gegenvorschlag zur Ecopop-Initiative zu relativieren. Über einen solchen Gegenvorschlag auf Verfassungsebene könnte das Volk abstimmen. (kub/sda)