Vor drei Monaten waren sie schon einmal zu Gast in Oberwil-Lieli und berichteten über den Asylstreit, die Reporter des ARD-«Morgenmagazins». Damals sprachen sie mit Gemeindeammann Andreas Glarner und verhalfen ihm zu zweifelhafter Berümtheit.
Auf die Frage, was er einer hergereisten Flüchtlingsfamilie sagen würde, antwortete der SVP-Ammann: «Dass sie vergebens gekommen sind.» Und er ergänzte: «Das sind potenzielle Sozialhilfebezüger, die uns immer und ewig auf der Tasche liegen würden.»
Nun war es wieder so weit. In der Zwischenzeit hat Studentin Johanna Gündel Glarner die Stirn geboten und an der Gemeindeversammlung per Antrag bewirkt, dass Oberwil-Lieli nun doch acht Asylbewerber aufnehmen wird.
«Morgenmagazin»-Reporter Matthias Ebert trifft sie und lässt den ARD-Bericht Revue passieren. «Ich war empört», beschreibt Gündel ihre Reaktion auf die Aussagen Glarners.
Sie nimmt den Journalisten mit zu einer Sitzung ihrer Gruppe Bündnis für ein solidarisches Oberwil-Lieli, die eine direkte Reaktion auf die Berichterstattung ist. «Gerade dieser ARD-Bericht hat uns motiviert, uns zu organisieren», so Bündnismitglied Thomas Gull. Er ergänzt: «Ich wurde im Büro von Kollegen mit ‹Wo wohnst du denn?› angesprochen».
Ähnlich ging es Dominique Lang. Sie wolle sich dagegen wehren, dass Andreas Glarner in der Öffentlichkeit stets im Namen von ganz Oberwil-Lieli spricht. «Alle wussten: ‹Das ist dieses fremdenfeindliche Oberwil›. Dieses ‹Wir›, das bin nicht ich», sagt Lang.
Auch Glarner selbst, der nach dem ersten ARD-Beitrag in den Nationalrat gewählt wurde, setzt sich nochmals mit dem Reporter an einen Tisch. Auf die Frage, ob er mit einer solchen Gegenreaktion im Dorf gerechnet habe, sagt Glarner: «Wir wussten immer, dass es ungefähr 20 Prozent Linke gibt in Oberwil-Lieli.»
Trotzdem muss Glarner eingestehen: «Es war für uns negativ, dass unsere Gemeinde in Verruf kam.» Doch mit der schlechten Presse kann er offensichtlich leben.
Glarner: «Es sind ja Dutzende Gemeinden im Aargau, die keine Flüchtlinge aufnehmen wollen. Wir kamen einfach ein bisschen ins Visier.»
Zum Schluss des Berichts zieht der ARD-Reporter dann aber doch noch ein versöhnliches Fazit: «Für mich haben Johanna und die anderen den Ruf des Dorfes gerettet.»
Zurück im Studio hört es sich dann aber wieder anders an, die Moderatorin findet harte Worte: «Um das Ganze nochmals einzuordnen: Wir sprechen hier von einer der reichsten Gemeinden der Schweiz und die muss im Frühjahr acht Flüchtlinge aufnehmen.» (rhe/az)
Ich gehöre nicht zum Menschentyp, der spuckt. Aber, um den Fall doch noch gelinde zu kommentieren: hier würde ich ganz sicher ausspucken, wenn ich Glarner Auge in Auge begegnen würde, und zwar zünftig - "schpeutz".