«Wir Tessiner sind es gewohnt, von Bern nicht immer verstanden zu werden», sagte Gobbi in einem am Samstag publizierten Interview mit dem Blick. Bei Corona sei sein Kanton aber Vorreiter gewesen, der Bundesrat habe bei vielen Massnahmen nachgezogen. Gobbi findet deutliche Worte: «Bern war oft zu spät.»
Nach Ansicht des Regierungsrates liegt das auch daran, dass in direkter Nachbarschaft die Lombardei mit hohen Fallzahlen und vielen Verstorbenen zu kämpfen gehabt habe, während sich die Deutschschweiz und die Romandie eher nach Deutschland und Frankreich orientiert hätten.
Als unglücklich erachtet Gobbi auch die Kommunikation des Bundesrates. Von gewissen Beschlüssen habe der Kanton erst kurz vor der Medienkonferenz erfahren. «Einige Bundesräte teilten den Journalisten Informationen mit, die nicht immer mit den erläuternden Berichten übereinstimmten.»
Im Laufe der Krise habe sich etwas getan im Bundesrat. «Am Schluss fanden wir aber Gehör.» Die Landesregierung habe viel für den Schutz der Arbeitnehmer und Arbeitgeber getan. Dank der Krisenfenster habe sein Kanton auch weitergehende Massnahmen ergreifen können.
Gobbi zeigt sich auch selbstkritisch. Die ganze Gesellschaft sei zu wenig gut vorbereitet gewesen, nicht nur der Bund und die Kantone. (rwa/aargauerzeitung.ch)
https://www.nzz.ch/gesellschaft/wie-corona-das-tessin-an-den-rand-einer-katastrophe-brachte-und-die-willensnation-auf-die-probe-stellte-ld.1556749