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AHV soll Hörgeräte früher finanzieren – Bundesrat wiegelt ab

AHV soll Hörgeräte früher finanzieren – Bundesrat wiegelt ab

Am Donnerstag hat der Ständerat über einen erleichterten Zugang zu Hörgeräten diskutiert. Der Bundesrat verteidigt die aktuell geltende Regelung. Innenministerin Baume-Schneider ging vor allem auf die Preise ein.
06.03.2025, 16:1906.03.2025, 16:19
Viviane Vogel / ch media
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«Schwerhörigkeit ist heute die zweitteuerste Krankheit nach Rückenschmerzen», sagt FDP-Ständerat Josef Dittli. Er beklagt, dass AHV-Rentnerinnen und -Rentner verglichen mit IV-Bezügerinnen und -Bezügern stark benachteiligt würden. Letztere erhalten ab 20 Prozent Hörverlust ein von der IV finanziertes Hörgerät. Bei der AHV geschieht das erst ab einer hochgradigen Schwerhörigkeit – also etwa wenn man sein Gegenüber beim Sprechen nicht mehr hört.

Bei der AHV dauert es länger als bei der IV, bis sie ein Hörgerät finanziert.
Bei der AHV dauert es länger als bei der IV, bis sie ein Hörgerät finanziert.bild: zvg / ch media

Dittli verlangt deshalb, dass die AHV schon ab einem geringeren Hörverlust das Hörgerät finanziert. Er stützt sich auf eine neue Studie von Pro Audito, wenn er fordert: «Der Zugang zu Hörgeräten muss einfacher und bezahlbarer werden, sonst sparen wir an der falschen Stelle.» So entstünden immer höhere Folgekosten, je länger die Betroffenen kein Hörgerät tragen.

Der Bundesrat stimmt zu, verteidigt aber die jetzige Praxis

Bei der definierten Schwelle, ab der die AHV ein Hörgerät finanziert, zeigt der Bundesrat jedoch wenig Wille zur Änderung. In seiner Antwort erklärt er die verschiedenen Bestimmungen mit der Tatsache, dass die AHV- und IV-Renten unterschiedliche Zwecke haben: Die AHV sei keine Eingliederungsrente, sondern eine Rentenversicherung. Damit richte sie sich nicht auf Beeinträchtigungen aus, wie es die IV tut. Der Bundesrat verweist aber auch auf die Teilfinanzierung, welche die AHV schon heute ab einer leichten bis mittleren Schwerhörigkeit leistet.

Verhandlungsbereiter zeigte sich Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider im Ständerat bezüglich Preisanpassungen. «Eine der sensibleren Fragen ist, ob die Finanzierung mit den technologischen Entwicklungen Schritt halten kann», sagte sie am Donnerstag. «Es gibt immer bessere technische Möglichkeiten, aber sie werden dafür auch immer teurer.»

Dem Bundesrat sei diese Problematik bewusst. Baume-Schneider verwies auf die Überprüfung der Finanzierung angesichts der steigenden Preise, die derzeit im Gang ist. Deren Resultate sollen Anfang 2027 vorliegen.

Dittli gab sich teilweise zufrieden und forderte keine weitere Diskussion. Allerdings betonte er, dass die Antworten des Bundesrates zwar verständnisvoll formuliert seien, er aber eigentlich nichts ändern wolle. «Er blendet damit die Problematik und die höheren Kosten einer Nichtversorgung weitgehend aus.» (aargauerzeitung.ch)

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Garp
06.03.2025 17:22registriert August 2018
Es ist einfach nicht richtig, wenn man AHV Rentner, die invalid sind, anders behandelt als IV Rentner vor dem Rentenalter. Da gibt es noch viele Baustellen bei der AHV.
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Vorwärtser
06.03.2025 18:47registriert Dezember 2020
Ich lese Preise? Warum fragt den Niemand warum die Dinger bei und so unanständig teuer sind?
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