Schweiz
Gesellschaft & Politik

Uni Bern untersucht, ob Homosexuelle in der Armee diskriminiert werden

Soldaten der Schweizer Armee beim Aufbau der Helikopter Basis in Obbuergen, anlaesslich einer Medienfuehrung durch die Sicherheitsvorkehrungen der Nidwaldener Kantonspolizei und der Schweizer Armee im ...
Bald beginnt eine Untersuchung darüber, ob in der Schweiz Homosexuelle diskriminiert werden. Bild: keystone

Werden Homosexuelle in der Schweizer Armee diskriminiert? Das untersucht nun die Uni Bern

13.06.2024, 12:3813.06.2024, 12:38
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Der Frage, ob homosexuelle Personen in der Schweizer Armee Unrecht erfahren haben, soll eine Untersuchung beantworten. Sie geht auf ein 2022 im Parlament angenommenes Postulat der Zürcher SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf zurück. Den Auftrag bekam die Universität Bern.

Ein Forschungsteam untersucht in den kommenden vier Jahren, ob und inwiefern homosexuelle oder als homosexuell wahrgenommene Personen in der Schweizer Armee zwischen dem Zweiten Weltkrieg und heute Unrecht erfahren haben und welche Folgen dies für die Betroffenen hatte und hat, wie es in einer Mitteilung des Bundesrates vom Donnerstag hiess.

Priska Seiler Graf, SP-ZH, spricht waehrend der Wintersession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 6. Dezember 2023, im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Hat die Diskussion ins Rollen gebracht: SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf. Bild: keystone

Die Studie soll sich auch mit der Frage beschäftigen, ob eine Wiedergutmachung angebracht wäre. Zudem soll der Bericht Empfehlungen zum künftigen Umgang der Armee mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt abgeben.

Nach dem Schweizer Militärstrafgesetz waren homosexuelle Handlungen noch bis 1992 strafbar. Das Militärstrafgesetz befand sich damit im Widerspruch zum Zivilgesetzbuch, das einvernehmliche sexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen gleichen Geschlechts bereits 1942 weitgehend legalisierte.

Mobbing und Belästigung

Es gebe Hinweise auf Mobbing und Belästigungen im militärischen Alltag, auf Ausmusterungen homosexueller Personen bei der Rekrutierung sowie auf mögliche Verhinderungen von militärischen Karrieren, sagt Michèle Amacker, Soziologieprofessorin und Co-Leiterin des Interdisziplinären Zentrums für Geschlechterforschung IZFG sowie Gesamtverantwortliche des Forschungsprojektes.

Soldaten der Schweizer Armee beim Aufbau der Helikopter Basis in Obbuergen, anlaesslich einer Medienfuehrung durch die Sicherheitsvorkehrungen der Nidwaldener Kantonspolizei und der Schweizer Armee im ...
Werden Homosexuelle im Militär diskriminiert? Das wird nun untersucht. Bild: keystone

Weiter gebe es Anzeichen, dass es in der Vergangenheit phasenweise übliche Praxis war, gewisse Codes für Homosexualität anzuwenden. Diese wurden etwa als Begründung für Untauglichkeit in das Dienstbüchlein eingetragen. Derartige administrative Vorgänge hätten sich auch negativ auf das Privatleben und die berufliche Laufbahn auswirken können, beispielsweise wenn das Dienstbüchlein bei Stellenbewerbungen vorgewiesen werden musste, so Amacker.

Bei der Untersuchung handelt sich um den ersten offiziellen Auftrag der Schweiz überhaupt zur Aufarbeitung der historischen Diskriminierung homosexueller Menschen in der Schweiz. (sda)

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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fant
13.06.2024 14:40registriert Oktober 2015
Ohne hier jetzt den Betroffenen ihr Leid klein reden zu wollen:

Im Multär (zumindest zu meiner Zeit) wurde auf allen rumgehackt/schikaniert die aus irgend einem Grund aus der Masse herausstechen.

Ob du zu feinfühlig, zu intelligent, zu frauenversteher oder was auch immer es ist: Wenn die Meute deinen schwachen Punkt gefunden hat, dann wird drauf rumgehackt. Gerne auch von Vorgesetzten, die man nie hätte zu Vorgesetzten machen sollen.

Nimmt mich ja wunder, welche "Nicht-Diskrimierungsmassnahme" empfohlen wird. Und ob die auch nicht die "Wehrfähigkeit" beeinträchtigt.
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Lowend
13.06.2024 13:00registriert Februar 2014
Ich hatte einen lieben Kollegen, der wurde Ende der 80er noch UT, weil er abends im Schlafrock durch die Kaserne geisterte und beim Zähneputzen zum UO meinte, dass er kräftige Männer wie ihn liebe. 😉
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Erebos_2
13.06.2024 13:58registriert Mai 2021
Frage wäre auch ob in der CH-Armee mehr oder weniger diskriminiert wird als in der regulären Bevölkerung?
Denke die Armee wiederspiegelt zumind den primitiven Teil der Bevälkerung sicher sehr gut.
Es tut Jungen Männern nicht gut ohne Frauen zu sein.
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