Schweiz
Gesundheit

Nationalrat stimmt Aussortierung von erbkranken Embryos zu

Fortpflanzungsmedizin

Nationalrat stimmt Aussortierung von erbkranken Embryos zu

03.06.2014, 13:5903.06.2014, 14:20
Mehr «Schweiz»

Der Nationalrat hat sich im Grundsatz für die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) ausgesprochen. Gegen Widerstand aus den Reihen der CVP ist er mit 157 zu 22 Stimmen bei 6 Enthaltungen auf die Änderung der Verfassung und des Fortpflanzungsmedizingesetzes eingetreten.

Die Diskussion darüber, welche PID-Methoden erlaubt werden sollen und welche Paare darauf zurückgreifen dürfen, ist im Gang. Die Eintretensdebatte zeigte aber am Dienstag, in welchem Spannungsfeld die Fortpflanzungsmedizin steht.

Liberal, mutig, zeitgemäss

Kommissionssprecherin Rosmarie Quadranti (BDP/ZH) verteidigte den liberalen Entwurf der Wissenschaftskommission als «mutig» und «zeitgemäss». Man dürfe sich bei der Diskussion über Präimplantationsdiagnostik nicht von Ängsten leiten lassen, sagte sie. Entscheidend seien die Möglichkeiten, das Leiden kinderloser Paare zu mildern. Nicht der Gesetzgeber solle die Motivation des Kinderwunsches beurteilen, sondern die Betroffenen, sagte Quadranti.

Die CVP teilt diese Auffassung nur bedingt. Stefan Müller-Altermatt (CVP/SO), der Nichteintreten beantragt hatte, sah in der Revision eine «schiefe Ebene», die zwangsläufig zu einer immer weiter gefassten Anwendung der PID führe. Es dürfte unmöglich sein, einzelne Anwendungsbereiche der Technik zu untersagen, nachdem das Parlament deren Prinzip einmal gutgeheissen habe, begründete Müller-Altermatt seinen Antrag.

«Zwang zum gesunden Kind»

In der CVP gab es auch andere Stimmen. Die Mehrheit sprach sich für Eintreten aus, will die PID jedoch nur unter restriktiven Bedingungen zulassen. Die Skepsis war gross: Es sei zu befürchten, dass Eltern unter gesellschaftlichem Druck Untersuchungen an Embryos gegen ihren Willen zulassen würden, sagte etwa Kathy Ricklin (CVP/ZH). Müller-Altermatt sprach in dem Zusammenhang vom «Zwang zum gesunden Kind».

Obwohl sie auf die Vorlage eintraten, zeigten sich auch die Grünen skeptisch. Die Erwartung nach einem gesunden Kind könnte allein die Frauen treffen, sagte Maya Graf (Grüne/BL). Die häufigste Ursache für eine künstliche Befruchtung sei jedoch die Unfruchtbarkeit des Mannes.

Die SP sprach sich ebenfalls für Eintreten aus. Ein absolutes Richtig oder Falsch gebe es nicht, zeigte sich auch Urs Gasche (BDP/BE) überzeugt. Jedes Ratsmitglied dürfe und müsse nach seinem Gewissen entscheiden.

Betroffene sollen selber entscheiden können

Nach Auffassung der GLP soll der Staat nur den Rahmen setzen, über die Anwendung der Präimplantationsdiagnostik sollten aber die Betroffenen selber entscheiden können. 

«Präimplantationsdiagnostik ist keine Glaubensfrage», sagte Christian Wasserfallen (FDP/BE). Es stelle sich vielmehr die Frage, wie eine mündige und aufgeklärte Gesellschaft damit umgehe.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Swisscom baut das Angebot von Versicherungen aus

Die Swisscom baut das Angebot an Versicherungen aus: Neben den bisherigen Versicherungen für Geräte und Cybersicherheit will der Telekomkonzern künftig auch Freizeitversicherungen, Hausrat- und Privathaftpflichtversicherungen oder Mietkautionsversicherungen vertreiben.

Zur Story