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Das schreibt die Sonntagspresse am 29. Januar 2023

Schweizer Männer haben neu höchste Lebenserwartung der Welt – das sind die Sonntagsnews

29.01.2023, 08:2729.01.2023, 12:40
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Bersets Beliebtheit bleibt, Sonderermittler Marti befragte auch Ex-Nachrichtenchef und Millionen Masken stehen vor dem Verfall: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

Berset bleibt beliebt

Alain Bersets Popularität in der Bevölkerung ist trotz der Corona-Affäre gross. Das zeigt eine repräsentative Umfrage, die das Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag der «NZZ am Sonntag» durchgeführt hat. Berset gilt in der Bevölkerung als drittsympathischster Bundesrat. Vor ihm liegen nur Mitte-Bundesrätin Viola Amherd und SP-Magistratin Elisabeth Baume-Schneider. Besonders erstaunlich: Nur ein Drittel der Befragten glaubt Berset, dass er nichts von der mutmasslichen Weitergabe von vertraulichen Informationen durch seinen Kommunikationschef Peter Lauener an Ringier-CEO Marc Walder wusste. Trotzdem hält eine Mehrheit von 64 Prozent nichts von einem Rücktritt, wie ihn SVP-Politiker fordern. 1558 stimmberechtigte Personen aus der deutsch- und der französischsprachigen Schweiz nahmen an der Umfrage teil.

Bundespraesident Alain Berset beantwortet Fragen von Journalisten zu angeblichen Indiskretionen aus dem Departement des Innern (EDI) zuhanden des Medienhauses Ringier waehrend der Corona-Pandemie, kur ...
Alain BersetBild: keystone

Sonderermittler nahm Ex-Geheimdienstchef ins Visier

Sonderermittler Peter Marti hatte es laut «SonntagsBlick» auch auf den ehemaligen Geheimdienstchef Jean-Philippe Gaudin abgesehen. Er stand von 2018 bis 2021 dem Nachrichtendienst des Bundes (NDB) vor. Marti hatte ihn am 28. März 2021 in Zürich als Auskunftsperson einvernommen. Anlass war ein klassifizierter Bericht der parlamentarischen Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel) über manipulierte Chiffriergeräte, dessen Inhalte 2020 zum Teil vorab an die Medien gelangt waren. Marti war aufgefallen, dass der NDB in einem «NZZ»-Artikel vom Oktober 2020 zum Thema «eigentlich recht gut» weggekommen war. Martis Hypothese war, dass es ein Leck im NDB gegeben hatte. Gaudin bestritt dies, er wisse von nichts. Zwei Monate nach der Befragung durch Marti, im Mai 2021, wurde Gaudin von der VBS-Vorsteherin Viola Amherd entlassen. Zwischen der Einvernahme und der Kündigung bestehe kein Zusammenhang, teilte das VBS mit. Es gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung.

140 Millionen Masken laufen in diesem Jahr ab

Der Bund sitzt auf einem Berg von Masken, die er in der Corona-Pandemie gekauft hat. Fast 180 Millionen FFP2- und Hygienemasken mit einem Beschaffungswert von 130 Millionen Franken stapeln sich in den Lagern der Armeeapotheke. Das Problem ist nun, dass die meisten Masken in diesem Jahr ihr Haltbarkeitsdatum erreichen, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Rund 140 Millionen Stück laufen in den nächsten Monaten ab. Dies zeigen neue Zahlen der Armee, welche der Zeitung vorliegen. Wie viele der Masken vernichtet werden müssen, kann der Bund nicht sagen. Er versucht die Masken zu verkaufen, neuerdings können solche auch recycelt und zu Kunststoffgranulat weiterverarbeitet werden.

Panzer-Frage bleibt in der Schweiz aktuell

Sicherheitspolitiker aus FDP, GLP, Mitte und SP unterstützen die Forderung, dass der Bund derzeit eingestellte Panzer vom Typ Leopard verkauft. Damit könnten jene Staaten Schweizer Panzer bestellen, die ihre Leoparden in die Ukraine senden. «Wenn diese Länder ihre Bestände mit Schweizer Material auffüllen möchten, sollten wir dafür Hand bieten», sagte die freisinnige Nationalrätin Maja Riniker der «NZZ am Sonntag». Riniker hat Anfang Woche eine Motion in die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrates eingebracht. Damit wollte der Bundesrat beauftragt werden, einen Teil der stillgelegten Panzer «denjenigen Ländern anzubieten, die durch Lieferungen ihrerseits an die Ukraine Lücken in ihren Beständen haben». Der Vorstoss fand keine Mehrheit. Aber Riniker wird ihren Vorschlag erneut lancieren, wie sie gegenüber der «NZZ am Sonntag» erklärte.

Gegen Kraftwerk in Birr regt sich Widerstand

Seit letztem Jahr treibt der Bund in Windeseile den Bau eines mit Öl und Gas betriebenen Kraftwerks in Birr (AG) voran. Die 470 Millionen Franken teure Anlage soll ab Ende Februar bereitstehen und nur im äussersten Notfall zum Einsatz kommen. Doch nun gibt es Widerstand. «Es sind zwölf Einsprachen mit meist exakt gleichem Wortlaut eingegangen», bestätigte Marianne Zünd, Sprecherin des Bundesamtes für Energie (BfE) der «NZZ am Sonntag». Diese würden nun vom Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) behandelt. Die Einsprachen stammen laut Zünd von Anwohnern. Sie betreffen die vom Bund erlassene Verfügung, die den Betrieb des Kraftwerks ermöglicht. Die Einsprecher kritisieren die von den acht Turbinen ausgehende Belastung durch Lärm, Schadstoffe und CO2 sowie die rechtlichen Grundlagen, die deren Bau überhaupt erst ermöglichen. Laut Zünd haben die Einsprachen keine aufschiebende Wirkung.

Fahrchecks neu ab 80 oder gleich ganz abschaffen?

Die Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU rät, das Alter für die Fahrtauglichkeitsprüfung auf 80 Jahre anzuheben. Eine neue Untersuchung hat nämlich gezeigt: die obligatorischen Fahrtauglichkeitsprüfungen bringen nichts. Weder tragen sie dazu bei, dass sich die Zahl der schweren Unfälle reduziert, noch konnte die BFU «positive Effekte» feststellen, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Beispielsweise rege das Aufgebot die Mehrheit der älteren Semester nicht zur Selbstreflexion über die eigene Fahreignung an, heisst es bei der Fachstelle. In einem weiteren Schritt wäre für die Beratungsstelle auch eine Abschaffung vertretbar. Verkehrsmediziner Rolf Seeger hält nichts von einer Alterserhöhung auf 80: «Zwei wichtige verkehrsmedizinische Einschränkungen kommen ab 70 deutlich häufiger vor und steigen ab dem Alter rasant an: mangelndes Sehvermögen sowie Hirnleistungsstörungen.»

Kriegsmaterialgesetz könnte bald gelockert werden

Die Debatte über die Ausfuhr von Schweizer Kriegsmaterial findet inzwischen unter neuen Vorzeichen statt. Das erst vor kurzem massiv verschärfte Kriegsmaterialgesetz könnte deshalb bald gelockert werden, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Heute ist die Wiederausfuhr in Staaten, die in einen bewaffneten Konflikt verwickelt sind, verboten. Der Kurswechsel wird von der Bevölkerung getragen, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungs-Instituts Sotomo im Auftrag der «NZZ am Sonntag» zeigt. Eine Mehrheit von 55 Prozent der Befragten befürwortet die Weitergabe von Schweizer Waffen an die Ukraine.

Ältere Arbeitslose enttäuscht: Zwei Drittel erhalten keine Überbrückungsleistung

Zahlen aus den Kantonen Aargau und St. Gallen zeigen: Nur jeweils ein Drittel der Gesuchstellerinnen und Gesuchsteller erhält eine Notrente. In Bern ist es gar nur ein Viertel. Viele Gesuchsteller überschreiten die Vermögensobergrenze von 50'000 Franken; andere sind bereits ausgesteuert, bevor sie 60 Jahre alt wurden. Heidi Joos vom Verband Avenir 50 plus fordert darum, die Kriterien für den Zugang zur Überbrückungsleistung anzupassen. Diese seien zu eng gefasst. Der Bund nimmt derzeit eine Evaluation des neuen Sozialwerks vor, die noch dieses Jahr vorliegen soll, wie der «SonntagsBlick» schreibt.

Ernährung: Forscher liefern der Politik einen Leitfaden

Bis 2030 nur noch halb so viel Fleisch, sowie deutlich weniger Milchprodukte, Eier und Zucker: 42 Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern fordern in einem neuen Bericht eine radikale Umstellung unseres Speiseplans. Ihren Leitfaden «Wege in die Ernährungszukunft der Schweiz» werden sie kommende Woche der Schweizer Politik übergeben. Die «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» haben vorab Einblick erhalten. Die rasche Umstellung des Ernährungssystems ist gemäss den Forschenden nötig, damit unsere Ernährungssicherheit auch künftig gewährleistet ist. «Der ganze Wohlstand der Schweiz hängt davon ab, (...) dass Ökosysteme funktionieren und dass die Lieferketten stabil sind», sagt Studienleiter Lukas Fesenfeld von der Universität Bern. Doch unser heutiges Ernährungssystem befeuert diverse Krisen. Dazu gehören Klimawandel, Kriege, Pandemien und das Schwinden der Biodiversität.

Finanzdepartement und Banken beraten Umgang mit kritischen Medienberichten

Das Staatssekretariat für Finanzfragen (SIF) soll einen engen Austausch mit hochrangigen Vertretern der Finanzbranche pflegen. Das schreibt «SonntagsBlick» gestützt auf Emails, die die Zeitung gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz einsehen konnte. So habe unter anderem ein Mitglied der Schweizerischen Bankiervereinigung die Sorge vor kritischen Berichten zum Thema Geldwäscherei und Finanzplatz Schweiz im «Guardian» und der «Süddeutschen Zeitung» geäussert. Aus dem SIF hiess es, die Medienstelle werde «proaktiv» kommunizieren, wie das Thema in der Schweiz angegangen werde. Insgesamt soll die zuständige Staatssekretärin zwischen Januar und August 2022 mit mehr als einem Dutzend Finanzinstituten E-Mail-Kontakt gehabt haben. Das werfe die Frage auf, ob zwischen der Behörde, die unter anderem für die Erarbeitung der Finanzmarktregulierung zuständig ist, und dem Finanzplatz die nötige Distanz vorhanden ist, schreibt die Zeitung.

Immer mehr Fälle von Ausbeutung aufgedeckt

Nur wenige Fälle von Ausbeutung und Menschenhandel kommen in der Schweiz ans Licht. Zu Verurteilungen kommt es sehr selten. Doch das könnte sich ändern, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Die Zahl der polizeilich ermittelten Fälle von Arbeitsausbeutung steigt von Jahr zu Jahr: Waren es 2020 erst 15, so gab es ein Jahr später bereits 40 Fälle. Die Daten entstammen der Statistik zum Menschenhandel in der Schweiz. Diese unterscheidet erst seit 2020 zwischen «sexueller Ausbeutung» wie Zwangsprostitution und «Ausbeutung der Arbeitskraft». Insgesamt wurden in den erwähnten beiden Jahren 67 beziehungsweise 71 Fälle von Menschenhandel registriert. Also machten 2021 die 40 gemeldeten Ermittlungen von Arbeitsausbeutung die Mehrzahl aus. Die Zahlen zeigen, was Fachleute schon lange vermuten: «Arbeitsausbeutung dürfte viel weiter verbreitet sein als gemeinhin angenommen», sagte Expertin Sarah Schilliger.

Viele Afghanen wollen in die Schweiz fliehen

Seit der Machtübernahme der Taliban ist die Zahl der Gesuche für humanitäre Visa explodiert. Im ganzen Jahr 2020 registrierte Bern 41 Anträge von Afghanen, 2022 waren es allein bis Ende November bereits 1683. Die Reaktion der Schweiz blieb gleich: Sie blockt die allermeisten Anträge ab, wie «SonntagsBlick» schreibt. 2022 hiess das SEM nur 98 Gesuche gut – einen Bruchteil. Und das, obwohl sich die Menschenrechtslage in Afghanistan mit jedem Tag weiter verschlechtert. Dass eine enge Beziehung zur Schweiz als Voraussetzung gilt - hier etwa eine Familie zu haben -, führt dazu, dass die Chancen vieler Hilfesuchenden gegen null gehen.

Lebenserwartung in der Schweiz nimmt immer mehr zu

Die Schweiz ist neu Champion in der Lebenserwartung ihrer Einwohner: Im Jahr 1990 lebten hierzulande 377 Hundertjährige, im Jahr 2000 787 und jetzt 1888. Drei Viertel der Hundertjährigen sind Frauen, wie «Le Matin Dimanche» schreibt. «Laut der von der OECD erstellten Rangliste hat ein Junge, der 2021 in unserem Land geboren wird, mit 81.9 Jahren die höchstmögliche Lebenserwartung, knapp vor den Isländern, Norwegern und Japanern», sagte Soziologe Stéphane Cullati, Forscher an der Universität Freiburg, in der Zeitung. Für ein 2021 geborenes Mädchen ist die Prognose ebenfalls sehr günstig, denn «die Schweiz liegt mit über 85 Jahren hinter Japan, Südkorea und Spanien auf dem vierten Platz». Schätzungen zufolge wird jedes zweite Kind, das nach dem Jahr 2000 in der Schweiz geboren wurde, 100 Jahre alt werden. (sda)

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59 Kommentare
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Skunk42
29.01.2023 11:25registriert Februar 2022
Fahrtauglichkeitsprüfungen bitte mit einem genormten Schema von einer unabhängigen Person (also nicht dem Hausarzt).
Wenn ich sehe wie meine Grosseltern fahren, kann man froh sein, dass sie noch kein Schulkind überfahren haben.
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Rethinking
29.01.2023 08:41registriert Oktober 2018
„ Ernährung: Forscher liefern der Politik einen Leitfaden

Bis 2030 nur noch halb so viel Fleisch, sowie deutlich weniger Milchprodukte, Eier und Zucker“

Dann müsste man mal endlich die Subventionen massiv ändern…

Schädliches Verhalten sollte nicht mit Steuergelder subventioniert werden…
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Neruda
29.01.2023 09:07registriert September 2016
Fahrtauglichkeitsprüfungen würden wahrscheinlich schon etwas bringen, wenn sie nicht vom eigenen Hausarzt vorgenommen würden. Da wird doch schnell mal ein Auge zugedrückt.
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