Die Kantonspolizei Zürich hat bei der italienischen Firma Hacker Team einen Handy-Trojaner gekauft – den sie mittlerweile aus dem Verkehr gezogen hat. Er war wertlos geworden, nachdem der Quellcode nach einem Hacker-Angriff ins Internet gestellt wurde.
Zu den vom unbekannten Täter geleakten Daten gehört die E-Mail-Datenbank von Hacking Team. Und diese zeigt: Auch andere Schweizer Behörden zeigten Interesse an den fragwürdigen Produkten der Italiener.
Die Genfer Kantonspolizei schien in den Verhandlungen mit Hacking Team schon relativ weit fortgeschritten: Wie geleakte und mittlerweile auf Wikileaks veröffentlichte E-Mails belegen, kam es im Mai 2014 zu einem Treffen von Verantwortlichen in Mailand.
Ein Vertreter der Kapo Genf hatte im Februar 2014 zum ersten Mal Interesse an einem «Remote Control System», also einem Trojaner, bekundet. Er bat um ein Treffen an der «ISS World Conference» in Dubai, einer Konferenz, bei der es um technologische Mittel bei der Strafverfolgung und Überwachung geht.
In einem letzten E-Mail vom Mai 2014 tönt die Kapo Genf alles andere als einer Zusammenarbeit abgeneigt: «Wir freuen uns sehr, Sie in unserem Büro zum Proof of Concept [Machbarkeitsnachweis] willkommen zu heissen.» Ob dieses Treffen stattfand oder ob es danach aufgegleist wurde, ist aus den E-Mails nicht ersichtlich.
Die Kantonspolizei Genf äusserte sich auf Anfrage von 24heures.ch nicht über die Geschäftsbeziehung zum Hacking Team.
Auch die Waadtländer Polizei zeigte sich an einem Trojaner interessiert. Schon im Jahr 2011 schrieb ein Vertreter eine E-Mail an Hacking Team. Man sei an einem System interessiert, «das jede Art von Ziel (Computer oder Smartphone)» überwachen könne, und zwar fünf Ziele gleichzeitig.
Es gab noch einen kurzen Mailwechsel, doch es scheint nichts zustande gekommen zu sein. Die Kantonspolizei Waadt tauchte nicht auf der Kundenliste von Hacking Team auf. Gegenüber 24heures.ch bestätigte ein Sprecher den Kontakt zur italienischen Firma. Man habe sich über aktuelle Technologien erkundigen wollen.
Ein Vertreter der Fedpol traf Hacking-Team-Mitarbeiter an einer anderen «ISS World Conference», und zwar im Jahr 2012 in Prag. Er forderte daraufhin eine Präsentation ihrer Programme per E-Mail an. Zu einer weiteren Zusammenarbeit scheint es nicht gekommen zu sein.
Es tauchen noch weitere Schweizer Behörden in den E-Mails auf, doch diese schienen allesamt von Hacking Team selbst angegangen worden zu sein. Ein Mitarbeiter des Bundesamts für Polizei und ein Vertreter der Kantonspolizei Wallis baten Hacking Team in einer E-Mail, ihnen keine Nachrichten oder Newsletters mehr zu senden.
Bei zwei Vertretern der Schweizer Armee sind Abwesenheitsmeldungen zu finden – sie scheinen also von Hacking Team kontaktiert worden zu sein, haben offenbar aber nicht reagiert.
Aus den E-Mails geht ebenfalls hervor, dass Hacking Team Beziehungen zu mehreren in der Schweiz basierten Firmen unterhielt oder unterhält. Dazu gehören in erster Linie Unternehmen aus dem Computer-Sicherheitssektor, doch es gibt auch mehrere Anfragen von Privatbanken und Telekommunikationsfirmen.