Die Ergebnisse eidgenössischer Abstimmungen werden künftig nicht mehr von der Forschungsgemeinschaft VOX-Analysen durchgeführt. Die Bundeskanzlei hat den Auftrag für die nächsten vier Jahre im Rahmen einer Neuausschreibung an die Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaften (FORS) vergeben.
Damit verliert er Schweizer Chef-Demoskop Claude Longchamp einen Grossauftrag, an dessen Kosten sich der Bund seit 1987 massgeblicherweise beteiligt hatte. Mit seinem Institut GFS hatte Longchamp jeweils nach eidgenössischen Vorlagen das Daten zum Abstimmungsverhalten der einzelnen Bevölkerungsgruppen erhoben. Wegen veralteter Methoden, die hauptsächlich auf Befragungen per Festnetz-Telefon basierten, geriet das GFS zuletzt immer mehr in die Kritik.
Die Nachbefragungen und Analysen werden künftig vom Zentrum für Demokratie Aarau und dem Befragungsinstitut LINK durchgeführt, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag heisst. Die erste Analyse wird das neue Team voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2016 vorlegen. Die Vergabe ist noch nicht rechtskräftig, sie kann innerhalb von 20 Tagen angefochten werden.
Das Auftragsvolumen beträgt 1.8 Millionen Franken. Darin enthalten sind die Kosten für die Analyse von 15 Abstimmungen mit insgesamt 50 Vorlagen. Pro Vorlage werden jeweils 1500 Stimmberechtigte telefonisch befragt. Mit den systematischen und repräsentativen Nachbefragungen und Analysen informiert sich der Bundesrat über die in der öffentlichen Diskussion vorgebrachten Meinungen und über die Gründe einer Stimmabgabe.
Der Bund beteiligt sich seit 1987 finanziell an den Analysen der Forschungsgemeinschaft VOX-Analysen. Bisher hat die Bundeskanzlei den Auftrag freihändig vergeben. Letztes Jahr beschloss der Bundesrat, die Abstimmungsanalysen öffentlich auszuschreiben.
Heute erhebt das Forschungsinstitut gfs.bern die Daten für die VOX-Analysen, welche im Turnus von den politikwissenschaftlichen Instituten der Universitäten Zürich, Bern und Genf ausgewertet und interpretiert werden.
Um die VOX-Analyse ist nach der Abstimmung über die Masseneinwanderungsinitiative ein Streit entbrannt. Politologen zweifelten an der angeblich ausserordentlich tiefen Stimmbeteiligung der jungen Generation. So sollen nur 17 Prozent der Befragten unter 30 Jahren im vergangenen Februar abgestimmt haben. Die drei politikwissenschaftlichen Institute nahmen die Affäre zum Anlass, künftig eine neue Methodik anzuwenden.
Die VOX-Analyse ist nicht zu verwechseln mit den Trendumfragen vor den Abstimmungen. Diese wird von gfs.bern im Auftrag der SRG durchgeführt und bietet ebenfalls regelmässig Anlass für Kontroversen. (sda)
Hoffentlich tut er das. Ein 1.8 Millionen Dienstleistunsauftrag ist gemäss Beschaffungsrecht öffentlich auszuschreiben. Es gibt keinen Grund, weshalb dies hier anders sein soll.
Das gfs-Institut hat schon viel zu lange von dieser freihändigen Vergabe mit immer neuen Folgeaufträgen profitiert.