Schweiz
Medien

Claude Longchamp verliert Auftrag für VOX-Analysen

Claude Longchamp verliert einen Auftrag, der auch für Publizität für sein Forschungsinstitut gesorgt hat. 
Claude Longchamp verliert einen Auftrag, der auch für Publizität für sein Forschungsinstitut gesorgt hat. 
Bild: KEYSTONE

Niederlage für Longchamp: Auftrag für Abstimmungs-Analysen nach 28 Jahren weg

12.11.2015, 10:4112.11.2015, 11:03
Mehr «Schweiz»

Die Ergebnisse eidgenössischer Abstimmungen werden künftig nicht mehr von der Forschungsgemeinschaft VOX-Analysen durchgeführt. Die Bundeskanzlei hat den Auftrag für die nächsten vier Jahre im Rahmen einer Neuausschreibung an die Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaften (FORS) vergeben.

Damit verliert er Schweizer Chef-Demoskop Claude Longchamp einen Grossauftrag, an dessen Kosten sich der Bund seit 1987 massgeblicherweise beteiligt hatte. Mit seinem Institut GFS hatte Longchamp jeweils nach eidgenössischen Vorlagen das Daten zum Abstimmungsverhalten der einzelnen Bevölkerungsgruppen erhoben. Wegen veralteter Methoden, die hauptsächlich auf Befragungen per Festnetz-Telefon basierten, geriet das GFS zuletzt immer mehr in die Kritik. 

Die Nachbefragungen und Analysen werden künftig vom Zentrum für Demokratie Aarau und dem Befragungsinstitut LINK durchgeführt, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag heisst. Die erste Analyse wird das neue Team voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2016 vorlegen. Die Vergabe ist noch nicht rechtskräftig, sie kann innerhalb von 20 Tagen angefochten werden.

1,8 Millionen Franken weg

Das Auftragsvolumen beträgt 1.8 Millionen Franken. Darin enthalten sind die Kosten für die Analyse von 15 Abstimmungen mit insgesamt 50 Vorlagen. Pro Vorlage werden jeweils 1500 Stimmberechtigte telefonisch befragt. Mit den systematischen und repräsentativen Nachbefragungen und Analysen informiert sich der Bundesrat über die in der öffentlichen Diskussion vorgebrachten Meinungen und über die Gründe einer Stimmabgabe.

Der Bund beteiligt sich seit 1987 finanziell an den Analysen der Forschungsgemeinschaft VOX-Analysen. Bisher hat die Bundeskanzlei den Auftrag freihändig vergeben. Letztes Jahr beschloss der Bundesrat, die Abstimmungsanalysen öffentlich auszuschreiben.

Heute erhebt das Forschungsinstitut gfs.bern die Daten für die VOX-Analysen, welche im Turnus von den politikwissenschaftlichen Instituten der Universitäten Zürich, Bern und Genf ausgewertet und interpretiert werden.

VOX-Analysen nach MEI ungenau

Um die VOX-Analyse ist nach der Abstimmung über die Masseneinwanderungsinitiative ein Streit entbrannt. Politologen zweifelten an der angeblich ausserordentlich tiefen Stimmbeteiligung der jungen Generation. So sollen nur 17 Prozent der Befragten unter 30 Jahren im vergangenen Februar abgestimmt haben. Die drei politikwissenschaftlichen Institute nahmen die Affäre zum Anlass, künftig eine neue Methodik anzuwenden.

Die VOX-Analyse ist nicht zu verwechseln mit den Trendumfragen vor den Abstimmungen. Diese wird von gfs.bern im Auftrag der SRG durchgeführt und bietet ebenfalls regelmässig Anlass für Kontroversen. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Amboss
12.11.2015 10:49registriert April 2014
"Letztes Jahr beschloss der Bundesrat, die Abstimmungsanalysen öffentlich auszuschreiben."

Hoffentlich tut er das. Ein 1.8 Millionen Dienstleistunsauftrag ist gemäss Beschaffungsrecht öffentlich auszuschreiben. Es gibt keinen Grund, weshalb dies hier anders sein soll.
Das gfs-Institut hat schon viel zu lange von dieser freihändigen Vergabe mit immer neuen Folgeaufträgen profitiert.
523
Melden
Zum Kommentar
avatar
so wie so
12.11.2015 10:57registriert Juli 2015
Und für was genau wird hier viel Geld ausgegeben um die Angerufenen zu nerven? Das LINK Institut muss ich regelmäßig in meine Sperrliste einfügen. Sie sind so aufdringlich. Generell versteh ich diese Erhebungen nicht so ganz. Was für einen Nutzen zieht man daraus? Schlussendlich zählt nur das Resultat am Wahlsonntag.
3319
Melden
Zum Kommentar
4
Twint integriert Cumulus und Co. ins Bezahlen an der Ladenkasse – so funktioniert es
Twint versucht Kundenkarten wie Migros Cumulus direkt in den Zahlungsvorgang an der Ladenkasse zu integrieren. Davon sollen Konsumenten und Händler profitieren.

2023 wurde an den Schweizer Ladenkassen fast doppelt so häufig mit Twint bezahlt als noch im Vorjahr. Mit ein Grund dafür dürfte sein, dass Nutzerinnen und Nutzer seit einiger Zeit unter anderem die Coop Supercard in der Bezahl-App hinterlegen können und beim Bezahlen mit Twint Treuepunkte sammeln, ohne zusätzlich das Kärtchen zücken zu müssen. Bislang konnten aber nur wenige Kundenkarten in der App hinterlegt werden. Das soll sich nun ändern.

Zur Story