Ronnie Grob hat sein Ziel erreicht: Er hat auf unorthodoxe Weise aus der Herbstsession im Bundeshaus berichtet und seine täglichen Beobachtungen auf nachbern.ch veröffentlicht. Für die Reportage hatte Grob, der eigentlich in Berlin lebt, 10'000 Franken gesammelt.
Offenbar ist Grob für den Geschmack der Parlamentarier und der Parlamentsdienste bei seiner journalistischen Arbeit ein wenig zu unorthodox vorgegangen. Wie Grob auf seinem Blog vermeldet, ist ihm die Akkreditierung und damit der Zugang zur Pressetribüne und der Wandelhalle per sofort entzogen worden. «Wir sehen uns zu diesem Schritt gezwungen, nachdem Sie die Verhaltensregeln für Medienschaffende im Gebäude (die mit der Bestätigung zugestellt wurden) in grober Art missachtet haben», heisst es in der Begründung, die Grob vom Bereichsleiter Information der Parlamentsdienste, Mark Stucki, zugestellt wurde.
Die Parlamentsdienste des Bundeshauses entziehen Nach Bern (Ronnie Grob) per sofort die Akkreditierung.
Posted by Nach Bern on Wednesday, September 9, 2015
Begründet wird der Entzug der Akkreditierung damit, dass Grob von der Pressetribüne aus fotografiert habe, was ohne Spezialbewilligung nicht erlaubt sei. Schwerer aber dürfte wiegen, dass Grob in einem Blogeintrag aufzeichnete, womit sich die SP-Nationalrätin Chantal Galladé während der Parlamentssitzungen wirklich beschäftigt und dass diese ihren Smartphone-Code schlecht schütze. Jedenfalls schreibt Stucki in der Mail weiter, es gehe «in keiner Art und Weise an, dass Sie ohne Bewilligung fotografieren und sich mit Kenntnissen über Daten von Ratsmitgliedern – welche Sie auf den Pulten einsehen konnten – in aller Öffentlichkeit brüsten.»
Der Abschnitt des Anstosses liest sich bei Grob so:
Dort hat Galladé ein Foto von sich an ihrem Pult im Parlament gepostet, das ihre SP-Kollegin Evi Allemann zuvor von ihr gemacht hatte. Die slapstickartige Publikation dieser Szene hat Galladé wütend gemacht.
@martinsteiger @ronniegrob @nachbern wieso ist Lügen verbreiten auf Twitter üblich? Ok... Wusste ich halt nicht.
— Chantal Galladé (@ChantalGallade) September 8, 2015
Unter Bundeshausjournalisten gilt der Rauswurf Grobs als einer «unter eher fadenscheinigen Begründungen». Der Verstoss, der Grob vorgeworfen werde, nämlich das unerlaubte Fotografieren von der Pressetribüne aus, habe noch nie ohne Vorwarnung zu einem Entzug der Akkreditierung geführt. Nicht einmal derjenige Fotograf, der Nationalrätin Bea Heim während einer Herzattacke im Nationalratssaal fotografiert hatte, hat seine Akkreditierung verloren.
Die Parlamentsdienste wollten sich zu dem Thema und dem Vorwurfs Grobs, die Medienfreiheit einzuschränken, nicht äussern, heisst es auf Anfrage von watson. (thi)
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