Schweiz
Sport

Crans-Montana: Zwist zwischen FIS und Swiss-Ski droht zu eskalieren

Zwist zwischen FIS und Swiss-Ski um Crans-Montana droht zu eskalieren

Im seit längerem belasteten Verhältnis zwischen dem Weltverband FIS und Swiss-Ski droht die Eskalation. Der WM-Vertrag für das im Februar 2027 geplante Ski-Fest in Crans-Montana ist nach wie vor nicht unterschrieben.
17.02.2024, 08:1917.02.2024, 14:01
Valentin Oetterli, crans-montanta / sda
Mehr «Schweiz»

Es war am Abend des 25. Mai 2022, als die Walliser WM-Kandidatur in Mailand beim 53. FIS-Kongress den Zuschlag für die alpinen Titelkämpfe 2027 erhielt. Crans-Montana setzte sich im Wahlgremium, dem FIS-Vorstand, mit elf Stimmen bereits im ersten Wahlgang gegen die drei konkurrenzierenden Bewerbungen aus Andorra (Soldeu), Norwegen (Narvik) und Deutschland (Garmisch) durch.

Lara Gut-Behrami of Switzerland in action during a training session for the women's Downhill race at the Alpine Skiing FIS Ski World Cup, in Crans-Montana, Switzerland, Thursday, February 15, 202 ...
Lara-Gut Berahmi beim Training der Abfahrt in Crans-Montana, bei der sie sich am Donnerstag Gold holte.Bild: keystone

Nicht zur Freude von Präsident Johan Eliasch, so wurde damals von mehreren Seiten kolportiert. Der schwedisch-britische Milliardär an der Spitze des Weltverbands hätte es lieber gesehen, wenn die Andorraner berücksichtigt worden wären.

Happige Vorwürfe seitens der FIS

Nach erfolgter Wahl des Ausrichters war bis anhin das übliche Vorgehen, dass innert weniger Monate der WM-Vertrag zwischen der FIS und dem Veranstalter unterschrieben worden ist. Im Fall der Weltmeisterschaften 2027 ist solches allerdings auch 21 Monate nach der Vergabe in Mailand noch immer nicht geschehen. Angesichts weit fortgeschrittener Verhandlungen zwischen den beiden Parteien, die sich auch in finanziellen Belangen stark angenähert hatten, schien in den letzten Wochen eine Unterzeichnung des Vertrags näher als auch schon.

«Bei der letzten offenen Frage geht es um Haftungsthemen», sagt Diego Züger, der CEO Commercial von Swiss-Ski. In diesem Bereich sei man sich tatsächlich noch nicht einig. Aber:

«Wir hatten noch am Freitag ein Meeting mit dem FIS-Generalsekretär [Michel Vion], da waren auch die Gemeinden und der Kanton dabei. Danach waren wir alle positiv gestimmt, dass wir nun eine Lösung finden.»

Stattdessen ging am Freitagabend die FIS überraschend auf Konfrontationskurs. Aufgrund von Recherchen der NZZ veröffentlichte der Weltverband auf seinen Kanälen ein brisantes Statement. In diesem heisst es, dass Swiss-Ski den im Bewerbungsdossier gemachten vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommen will. Gemeint sind damit die bei der Kandidatur abgegebenen finanziellen Garantien von Seiten des Bundes, des Kantons Wallis und des Gemeindeverbands Crans-Montana. In der FIS-Mitteilung ist die Rede davon, dass Swiss-Ski falsche Versprechungen gemacht hat.

Angedrohter Entzug der WM

Diego Züger stellt das klar in Abrede:

«Wir weisen den Vorwurf der FIS, in der Kandidaturphase abgegebene Versprechungen nicht einzuhalten, in aller Form zurück. Wir haben die Spielregeln immer eingehalten.»

Bei Swiss-Ski könne man das FIS-Statement «nicht nachvollziehen, weil diverse Vorwürfe schlicht nicht der Wahrheit entsprechen.»

Der Bündner Züger sagt weiter, dass Swiss-Ski seit Beginn fixe Zusagen von Bund, Kanton und Gemeinden über Unterstützungsbeiträge vorlägen, deren Höhe - bei ersteren beiden Instanzen geht es um jeweils rund 9 Millionen Franken, bei den Gemeinden um über 40 Millionen - sei «längst vereinbart. An diesen Rahmenbedingungen hat sich seither nichts verändert.»

Alles sei demokratisch bestätigt. «Da gibt es keine Referendums-Möglichkeiten mehr. Die im FIS-Statement gemachten Aussagen entbehren jeglicher Grundlage.» Vielmehr, so hält Züger in der NZZ fest, sei es die FIS, die «während der Verhandlungen die Bedingungen geändert hat». Aus diesem Grund gebe es bislang «noch keine Lösung».

Statt einer Lösung droht nun vielmehr die Eskalation. Im Statement des Weltverbands heisst es:

«Falls Swiss-Ski die Verpflichtungen nicht einhalten kann, bleibt der FIS keine andere Wahl, als die Alpin-WM 2027 an einen anderen Kandidaten zu vergeben.»

CEO Züger stellt Klärung in Aussicht

Ein solches Vorgehen wäre beispiellos und hätte zweifelsohne ein langes juristisches Hickhack zur Folge. Allein die nun erfolgte Androhung des Entzugs wird in diesen Tagen in Crans-Montana, wo gerade die alljährlich stattfindenden Weltcup-Rennen ausgetragen werden, bereits sehr intensiv diskutiert.

Am Samstag verzichtete jedoch der langjährige Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann – im FIS-Vorstand der grosse Gegenspieler des Quereinsteigers Johan Eliasch – auf ein Stellungnahme. Statt Lehmann äusserte sich nochmals CEO Züger, der davon überzeugt ist, «dass wir hier in Crans-Montana in drei Jahren ein grosses Ski-Fest erleben werden. Es gibt keinen Grund, weshalb wir diese letzte offene Frage nicht auch noch klären könnten.» (saw/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
11 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Piz Palü
17.02.2024 10:42registriert Mai 2021
Eliasch ist der Infantino der FIS! Beide sind Machtmenschen, überheblich und mit wenig Anstand. Eliasch ist der Sport egal - der würde für Geld seine eigene Mutter verkaufen… Das Projekt eines „neuen“ Verbandes mit den wichtigen Skinationen müsste weiterverfolgt werden!
453
Melden
Zum Kommentar
11
Red Bull verliert wohl seinen Design-Guru – Hülkenberg ab 2025 bei Sauber
Dem Formel-1-Rennstall Red Bull droht ein empfindlicher Abgang. Mit Adrian Newey hat sich ein Macher der ersten Stunde offenbar für den Abschied entschieden – aus einem besonderen Grund.

Die Unruhe bei Red Bull nach den Anschuldigungen gegen Teamchef Christian Horner will sich einfach nicht legen. Nach etwas ruhigeren Wochen droht das Thema nun wieder aufzuflammen. Denn in der Folge der Vorwürfe des Fehlverhaltens des 50-Jährigen könnte dem Rennstall von Weltmeister Max Verstappen nun ein namhafter Abgang drohen.

Zur Story